Mittwoch der 6. Woche im Jahreskreis, 19. Februar 2025
Mittwoch der 6. Woche im Jahreskreis (Gen 8,6-13; 15-16a; 20-22) Predigt am 19. Februar in Marktheidenfeld Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Die Welt ist schlecht. Wenn Sie’s nicht glauben, lesen Sie die Zeitung oder ein Geschichtsbuch. Oder schauen Sie in Gesichter. Die Welt ist schlecht und sie wird nicht besser, wenn man einen Stein in die Mitte des Stuhlkreises legt und ein Kerzlein dazu. Die Welt wird nur besser, wenn man sie säubert. Erbarmungslos, radikal. Das ist die Geschichte der Sintflut. Für einen radikalen Neuanfang sollte die Erde gereinigt werden, gesäubert von Menschen. Nur ein einziger Gerechter und seine Familie sollten übrigbleiben und ein paar Tiere: So groß war die Bitterkeit Gottes über die Menschen. Keiner von denen, die da im Wasser trieben, war ohne Schuld. Wer ist hier ohne jede Schuld? Ich gewiss nicht. Können Sie Gott verstehen? – Das ist natürlich auf sehr menschenhafte Art gefragt, denn könnten wir Gott verstehen, wären wir genauso groß wie Gott oder größer als Er. Aber Sie wissen, wie die Frage gemeint ist… Können Sie Gott verstehen? Haben Sie nicht auch Sehnsucht nach der erlösenden Tat? Nach einem Schnitt? Einem wirklichen Neuanfang? Oder wie sonst gehen Sie um mit der Dummheit und der Niedertracht der Leute? Ist nicht der Wunsch vieler Frauen und Männer, die Kirche völlig neu aufzustellen, mit ganz neuen Regeln, nicht auch die Sehnsucht nach dem radikalen Neuanfang? Blöd nur, dass der neue Anfang immer von Menschen gemacht wird, die schon lange da sind. Wir sind nie neu. Kam das Drängen der Jünger nicht auch aus dem Wunsch, ganz neu anzufangen? Jakobus und Johannes wollten, dass Jesus Feuer auf ein Dorf werfe (Lk 9,51ss.). Weil die Leute Jesus nicht aufgenommen hatten. Petrus ging mit dem Schwert auf die Gegner los. Jesus hielt ihn auf. Kam das Wüten der Bolschewisten in Russland nicht auch aus jenem Geist? Ganz neu anfangen, mit neuen Menschen! Und die alten? Abknallen, verhungern lassen. Jetzt setzen wieder viele auf das Neue. Endlich geschieht etwas! Neu ist: lügen. Öffentlich, ständig, dreist lügen. „Die Welt mit Dreck fluten“, sagen sie. Neu ist: vulgär sein. Echte Männer benehmen sich schlecht. Neu ist: „Wir brauchen das, also nehmen wir’s uns.“ Auch wenn es anderen gehört. Das alte Europa verglimmt. Amerika wird wieder groß, Russland wird wieder groß, Indien wird auch wieder groß und China. Und dann? Was, wenn sie groß geworden sind? Keine Antwort. Keine Perspektive. Die heilige, katholische und apostolische Kirche ist die einzige Institution der Welt, die über die Macht hinaussieht, die eine Perspektive für die Zukunft hat. Und jeder, der den intellektuellen Mut aufbringt, einmal weiter zu sehen als nur bis zur Inquisition, weiß das auch. Irgendetwas wieder groß machen und sich selber reich: armselig. Noach ist der andere Weg. Jesus, das ist der andere Weg. Dabei ist Jesus radikaler als alle Radikalen der Geschichte; sein Neuanfang ist neuer als alles Neue, das man uns jetzt verkaufen will. Noach lebt unter den Bösen, aber nicht mit ihnen! Man kann da sein, aber man muss nicht alles mitmachen. Sie können viel öfter nein sagen als Sie denken. Man kann nein sagen und lächeln. Und warten. Noach ist gehorsam. Er baut die Arche, als er noch lange keine Flut sieht und ihn alle für einen Idioten halten. – Noach kann warten. Lange Zeit ohne ein Zeichen der Hoffnung. Dann ein grüner Zweig im Schnabel einer Taube, mehr nicht. Aber eines Tages nimmt Noach das Dach der Arche weg: Er sieht den blauen Himmel wieder. Und er sieht einen anderen Gott. Es ist, wie wenn Gott sich verändert habe. Vom strafenden zum gütigen Gott. Oder zum geduldigen. Gott kann eine alte Welt wegwerfen. In einer Sekunde. Doch er wird es nicht tun. Das Dogma lehrt: Gott ist unveränderlich, unwandelbar[1]. Das leuchtet ein, denn was sich verändert, wird entweder besser oder schlechter. Gott aber ist das-der-die Beste in jeder Hinsicht. Er kann nicht noch besser werden. Und würde er schlechter werden, wäre er nicht mehr der Beste. Dieses Problem zwischen der Erzählung der Bibel und den Gedanken der Philosophen müssen wir nicht klären. Es genügt, dem Versprechen Gottes zu glauben: „Ich werde den Erdboden wegen des Menschen nie mehr verfluchen.“ So gelobt es Gott. Obwohl er weiß: „Das Trachten des Menschen ist böse von Jugend an.“ Gott hält die Bösen aus. „So lange die Erde besteht… Aussaat und Ernte, Kälte und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht“, so lange wartet Gott. Und die ganze Zeit über handelt er. Wir haben keine Ahnung, wie Gott handelt: Gott ist so anders als wir. Erst viel später werden wir verstehen. Dann wird das Dach der Arche weggenommen, es wird hell und wir blicken hinaus. FÜRBITTEN Es werden nicht alle getröstet, es werden nicht alle geheilt, es gibt noch keine Gerechtigkeit. Aber es gibt Hoffnung. Gott liebt den Menschen, auch wenn der sündigt. Doch alles Böse ist absolut unvereinbar mit Gott. Heiliger Geist, heilige uns! (Stille) „Da brachte man einen Blinden zu Jesus und bat ihn, er möge ihn berühren.“ Stärke unseren Glauben. Und gib, dass uns das Leben nicht zu schwer wird! (Stille) Die Wahlen stehen an. Wir beten um gerechte Politikerinnen. Um kluge Politiker. Für unser Land. Für Europa und seinen Zusammenhalt. (Stille) Wir geben unsere Toten in deine Hände, Vater. [1] Katechismus der Katholischen Kirche, Artikel 212. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören
Wir beten um Hoffnung. – Wir beten in Stille.
Jesus, berühre uns im Herzen! (Stille)