Mittwoch der 7. Woche im Jahreskreis, 26. Februar 2025
Mittwoch der 7. Woche im Jahreskreis (Sir 4,11-19) Predigt in Marktheidenfeld am 26. Februar 2025 Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Gott. Man kann 1000 Messen mitfeiern und sich nicht ein einziges Mal für Gott geöffnet haben. Man kann beten, ohne Gott zu begegnen. Dann redet man halt frommes Zeug. Man kann ja auch neben seiner Frau sitzen, ohne sie zur Kenntnis zu nehmen; sein Kind jeden Morgen sehen, ohne auch nur einmal über dieses Kind nachzudenken. Und da kommt diese seltsame Kirche und spricht von Weisheit. An einem Vormittag mitten in der Woche. Ich liebe die Kirche genau dafür. Sie erlaubt uns nicht, die Dinge zu lassen wie sie sind. Aber ich weiß auch: Weisheit, wen sollte die interessieren außer ein paar Esoteriker*innen? Alle anderen haben ja Ausbildung, Studium und Tiktok, da kriegt man, was man wissen muss. Meinen Sie, auch nur eine oder einer derer, die am Sonntag zur Wahl standen, strebt nach Weisheit? Alle wissen: die Welt steht vor riesigen Problemen, und alle denken: Mit ein paar Spezialisten und Lobbyisten, Expertisen, Meetings und geschickten Verhandlungen, mit Tricks und mit der Zeit wird es schon hinhauen. Weisheit braucht da kein Mensch; auf die Wahrheit vertraut keiner mehr. Wie auch, seitdem jeder seine eigene Wahrheit hat. * Es gibt eine ganz andere Art zu leben; eine andere Weise zu sehen, zu entscheiden und zu handeln. Anders denken tut not. Querdenken, aber katholisch. Denn sehen Sie: Zwei Typen streiten sich – um Schmarren; ein Mann sagt seiner Frau ein grobes Wort; ein anderer fällt ein Urteil über den und den; wieder eine andere sieht die Armen nicht; wieder eine andere Frau setzt sich auf die Terrasse, wenn ihre Mutter im Sterben liegt. Das alles geschieht. Aber keiner fragt: Was tue ich da eigentlich? Was ist richtig? Keiner fragt: Kann ich verstehen? Was ist wahr? Bin ich einsam? Muss ich es bleiben? Die Lesung erzählt von einer Beziehung, dies als Erstes. Zwischen Gott und der Seele des Menschen ist eine Beziehung. Es gibt Kommunikation. Gespräch. Das wird schnell sehr konkret. Glaube bedeutet dann nicht: Kirche gehen, Vaterunser beten, sondern hören. Konkret: das Vaterunser hörend beten. „Wer mir zuhört, wohnt in meinen innersten Kammern.“ Das schönste Wort dieser Lesung (WW). Wir können Gott zuhören. Uns hinneigen auf ihn, da sein und warten. Das ist kein Idyll aus der Werbung. Der Glaube ist nicht tröstlich wie ein Schaumbad. In der Lesung heißt es auch: „Denn unerkannt gehe ich mit ihm“ – ein Wort gegen die Bescheidwisser. Es heißt: „Ich prüfe ihn durch Versuchung.“ – „Furcht und Bangen lasse ich über ihn kommen.“ – „Weicht er ab, so verwerfe ich ihn.“ Worte gegen die Faulen und Feigen. In Wahrheit gibt es vor Gott in dieser Welt nur eines: aushalten. Aber warum sollten Sie das tun? Um gut zu leben. „Wer die Weisheit liebt, liebt das Leben.“ Wer es wirklich liebt zu leben, der versucht, richtig zu leben. Das geht nicht ohne Suche. Wir müssen den anderen suchen, wir müssen den Sinn suchen, Gott suchen. Gott gegenüber gelehrig sein: Das ist Weisheit (WW). Wie sonst sollte wirklich etwas vorangehen in der Kirche und in der Welt, etwas anderes als Blödsinn und gelegentlich mal ein Treffer? Es geht um eine andere Sicht auf die Welt. Das ist es, was die Kirche dieser festgefahrenen Welt zu bieten hat: eine andere Sicht auf das Leben. Weisheit ist mehr als Bildung, Wissen, Intelligenz. Mehr als Klugheit. Klugheit weiß um richtig und falsch und wie; der Weisheit geht es um die Liebe zum Guten. Die Weisheit gibt dem Menschen die Fähigkeit, alles im Licht der Liebe Gottes zu betrachten. Die Weisheit durchdringt den Glauben, die Liebe und die Hoffnung. Sie hilft uns, auf richtige Weise zu lieben, das Wahre zu lieben, Gott zu finden. FÜRBITTEN „Wer sie liebt, liebt das Leben.“ Unsere Zeitgenossen sind verwirrt und ratlos; wir sind es mit ihnen. Heiliger Geist, tröste uns und gib Klarheit. – Stille „Wer mir zuhört, wohnt in meinen innersten Kammern.“ Vater, gib uns Wohnung bei dir. Und nimm Wohnung in uns. – Stille Jesus sagt: „Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.“ Christus, bewahre Deine Kirche vor törichter und ängstlicher Enge. – Stille Wir beten um eine gute, gerechte und kluge neue Regierung. – Stille Wir beten für den Papst und seinen Weg zu Gott. – Stille Wir geben unsere lieben Toten in die Hand des Vaters. – Stille Zur Entlassung Letzte Woche wurde ich nach der Messe sehr nett gelobt. Es sei mal etwas anderes mit mir, ein Beitrag zur Vielfalt in der Kirche. Nur, darum geht‘s mir gar nicht. Ich bin – zu meinem Bedauern – nur selten bei Ihnen. Wenn, dann ordne ich den Gottesdienst so, dass Sie Dinge erfahren, die sonst selten sind: Momente der Stille wie die Meditation am Anfang, die schönen Gebete über Brot und Wein, die Melodien des Mittelalters, die einen ganz eigenen Glanz haben. (Es geht mir nicht um das Latein, sondern um eine Musik, die uralt ist und jung, eine Musik, die uns die Bischöfe ans Herz legen, denn sonst stünden sie nicht im Gotteslob.) Wäre ich öfter bei Ihnen, würden Sie gewiss nicht immer das Gleiche erleben. Natürlich gäbe es auch einmal einen Gebetsruf nach jeder Fürbitte und nicht immer ein stilles Beten. Das Messbuch lässt viele Möglichkeiten, das Gotteslob auch. Es geht mir nicht um Verschiedenheit. Die ist eh da. Es geht mir nicht darum, es anders zu machen als die anderen. Ich bemühe (!) mich, es richtig zu machen. Immer noch richtiger, noch konzentrierter, noch schöner, noch gläubiger, noch kirchlicher. Darum geht es in jeder Messe: die Kirche zu finden und zu sie Ihnen zu zeigen. Die Kirche, die mehr ist als der Papst und alle Pfarrer und wir hier. Ich freue mich total, wenn Sie sich darauf einlassen. Und ich freue mich sehr an den Helferinnen und Helfern hier. Gute Leute! Danke sehr! Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören
Gibt es – gibt es nicht. Hilft – hilft nicht (mancher Kranke weiß das).
Gott beschützt uns oder beschützt uns nicht.
Gott wird urteilen.
Wir haben ihm zu liefern, diesem Gott.
Wir können Gott widerstehen.
Ihn sollen wir lieben. Aber was bedeutet das?
Heiliger Geist, gib uns die wahre Lebensfreude! – Wir beten in Stille.