Tag der Ewigen Anbetung
Tag der Ewigen Anbetung Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Ist das noch so? Früher hieß es: Wenn Kinder ganz still sind, wenn du gar nichts von ihnen hörst – Vorsicht! Stille Kinder stellen was an. Schneiden ein Muster in den Vorhang, prüfen Mutters Makeup; irgendwas, das Erwachsene schlimm finden. – Man kann es auch anders sehen: In dieser Stille entsteht etwas Neues. Da sind Fantasie, Abenteuer, Mut. Gefällt halt nicht jedem. Mut zeigt sich in der Kirche heute daran, dass man sich von der Zeitung interviewen lässt und dem Bischof eins draufgibt. Oder daran, dass man das Messbuch – das doch eine Autorität ist – wie ein Bündel Altpapier behandelt und die Messe nach eigenen Vorstellungen feiert. Noch etwas zeigt mir an, dass es an Mut fehlt: die „Ewige Anbetung“. – Ich muss immer lächeln, wenn ich lese „16 bis 18 Uhr Ewige Anbetung“. Die Ewigkeit dauert zwei Stunden. Fein, fein. Aber Spaß beiseite, es stimmt schon irgendwie. So wie in jedem Moment irgendwo auf dieser Welt die Messe gefeiert wird, so wird immer irgendwo auf dieser Welt angebetet. So schade, dass von den Bauern über die Bürger bis hin zu den Politiker*innen niemand mehr versteht, was in den echten Klöstern geschieht. Weil alle denken: Beten ist doch keine Arbeit. Wer so redet, hat noch nie versucht, richtig zu beten. Richtig beten. Dazu gehört der Unterschied zwischen der Bitte, dem Lob und der Anbetung. Und zur Anbetung gehört die Stille. In den Betstunden, die Sie gewohnt sind, wird vorgebetet, schöne Texte, gut vorgetragen, auch mit Andacht, aber Stille gibt es nicht. So wie es in den Messen keine Stille gibt; an jeder Stelle, wo Stille möglich wäre, wird ein Lied gesungen. Dabei fordert das Konzil eindringlich Momente der Stille in jeder Messe. Kino, Musik, Literatur, Theater… alle haben erkannt, wie wichtig die Stille ist. Nur die Kirche redet und redet und redet. Warum ist die Stille so ein Problem? „Ewige Anbetung“ und es wird gebetet für. Beten für andere, Beten in einem Anliegen ist schön, ist gut und manchmal trotzdem falsch. Denn Anbetung bedeutet: keine Bitten mehr, keine Vorsätze, kein Dank, nicht einmal Lob. Anbetung bedeutet: nur Gott. Kein Ich, nur Gott. Ich verschwinde, Gott ist da. Wer eine Stunde lang nach dem „Gotteslob“ betet und Bitten vorträgt, der bleibt bei sich. Er macht sich Bitten zu eigen, er tut sich mit anderen zusammen, die auch bitten, er versteht, um was er bittet… Er bleibt in Sicherheit. Wer weggeht von sich selbst, auf Gott zu, der ist nicht mehr in Sicherheit. Ich weiß, dass man Kinder nicht eine Stunde lang ins Schweigen setzen kann; ich weiß, dass das Schweigen schwerfällt, dass es verstören kann, aber ich weiß auch, dass in der Stille etwas geschieht: Aufbruch, Veränderung. So wird die Anbetung zur Stunde der Wahrheit. Sie müssen wissen: In der Stille wird es erst einmal laut. Innen. Und dann still. In der Stille merke ich, dass meine Wörter nicht auf Gott passen, dass ich Gott nicht verstehen und nicht besitzen kann. In der Stille wird mir deutlich, dass mein Leben übervoll ist. Gedanken, Termine, Grundsätze, Erinnerungen, Menschen je älter, desto mehr. Mein Leben ist so voll, dass sich alles vor Gott auftürmt. Zwischen mir und Gott. Anbetung bedeutet: fortgehen von alldem. In der Stille wird mir klar, dass ich an so vielem hänge und es nicht hergeben will. Ich merke, dass ich mich nur schwer konzentrieren kann. Dann geht mir auf, dass Gebet etwas anderes ist als Konzentration. Andacht ist nicht Konzentration, sondern Liebe. In der Stille fange ich an zu hören. Rauschen zuerst, dann Worte, die nicht von mir sind. Eine Stimme sagt mir: „Geh weg von dir selbst!“ Wohin? Auf Gott zu. In der Stille werde ich verunsichert. Gott kommt nicht zu den Sicheren. Die Stille relativiert mich. So wichtig in einer Zeit, wo sich alle behaupten. In der Stille gibt es nur noch mich und Gott. Mich ohne meine Worte, ohne meine Pläne, ohne meine Pflichten. Nur mich und Gott. Und Gott wird größer. Wer anbetet, ist nicht Herr der Lage. Wie wollen Sie auch ein Wunder in den Griff bekommen? (Sie wissen, dass die Eucharistie ein Wunder ist?) Im Psalm heißt es: „Ich ließ meine Seele ruhig werden und still; / wie ein kleines Kind bei der Mutter ist meine Seele still in mir“ (Psalm 131). Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören
Predigt am 21. Jänner 2025 in Hafenlohr