17. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B)
17. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B), (Joh 6,1-15) Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes 1300 Kirchen in der Diözese Würzburg, 600 Pfarrhöfe, 400 Pfarrheime. Für diese Gebäude kann die Diözese jährlich 7,5 Millionen Euro aufwenden. 7,5 Millionen Euro für mehr als 2000 Gebäude: Das ist wie fünf Brote und zwei Fische für 5000 Männer. Das kann nicht gehen. Zumal dann nicht, wenn alle Dörfer ihre Kirche behalten wollen, am liebsten samt eigenem Pfarrer am Ort – und natürlich ohne die Verpflichtung, in die Messe zu kommen. Oder wenn alle mitessen wollen, sogar die, die eben erst gefrühstückt haben. Es geht nicht. Den Es-geht-nicht-Moment kennen Sie alle. Es ist unmöglich, sagt Ihnen die Situation. Aber Sie gehen unterschiedlich damit um. Der eine wütend-zornig – mir reicht’s, ich steig aus –, der andere entschlossen, die Wende zu erzwingen, der dritte resigniert. Die Reform der Kirche kommt einfach nicht voran: Ich trete aus. Der Pfarrer erlaubt diesen Song bei der Hochzeit nicht: Ich trete aus. Die Pastoralassistentin hat zum gewünschten Beerdigungstermin keine Zeit: Ich komme einfach nicht mehr und mache nur noch mein eigenes Ding. Und da wirkt Jesus ein Wunder. Wunder können spektakulär sein wie die Speisung der 5000 oder ganz still, kaum zu merken. Ein junger Mann, der nie betet, betet nun doch. Er sitzt am Steuer des LKW und betet ein geschwindes Vaterunser für die Tante, die im Sterben liegt. Und die hl. Salbung der Kranken am gleichen Tag wird ein Moment, der alle verwandelt. Ein Wunder. Alle spüren es. Laut sagen muss man es nicht. Jesus wirkt ein Wunder. Alle bekommen zu essen so viel sie wollen, und es ist immer noch zu essen da. Gott gibt das Nötige, Gott gibt den Überfluss. Mehr. An jedem Apfelbaum sind so viel mehr Blüten als es braucht, eine schöner als die andere. Das Land hier am Main ist wunderschön, und auf der Welt gibt es eine Million andere schöne Landschaften: Gott ist Überfluss. Da ist mehr, sagt dieses Wunder. Versteht doch! Die 5000 Männer kapieren nichts (natürlich nicht). Sie wollen Jesus zum König von Israel machen. Sie wollen einen, der den Fremden auf den Kopf haut und Ämter und Geld verteilt. Party für die Guten! Solche Parteien gibt es bis heute. Doch Jesus geht weg, hinauf auf den Berg, wo es still ist. „Er allein.“ Es wird nichts zwischen den Männern und Jesus, weil die Leute steckenbleiben, nach den ersten Schritten schon. Grillabend! Pommes! Pizza! Brot für alle! Geil! Jesus wollte etwas anderes erreichen. Offene Herzen, sehnsüchtige Seelen, Erkennen. Kapieren. Er wollte, dass diesen Leuten aufgeht, wer Er ist: das lebendige Brot. Jesus ist das Leben Gottes. Aber dabei kommt er kaum über seine Zwölf Apostel hinaus. Jesus investiert nicht bloß fünf Brote, sondern sich selbst. Er gibt sich. Was da am See geschieht führt geradewegs zum Letzten Abendmahl. Das auch nicht dazu da war, zwölf Typen zu füttern. Aber das interessiert ja gar keinen; bis heute ist das so. Geld von der Finanzkammer und der Gemeinde, Kirchendach hält, die Wände sind neu gestrichen, die Laien wählen Bischöfe, Frauen zelebrieren die Messe: Reicht. Die Leute wollen Brot, nicht Christus. Geht auch ohne ihn. Es geht auch ohne Wunder. Kommissionen, Strategien, ein Abstimmungssieg und ein Interview im Main-Echo: Reicht. Ich verstehe, dass Jesus einem ein Rätsel ist, dass einer irritiert ist von ihm, aber (und das ist meine tiefste Überzeugung): Wo immer in der Kirche Frauen oder Männer Jesus Christus zurufen: Not my King! Du bist nicht mein Herr! da ist Untergang. Das Ziel des Wunders ist nicht die Sättigung – wozu sonst der Überfluss? –, auch nicht das Staunen, auch nicht das Engagement der Jünger*innen – Jesus teilt das Brot selbst aus! Das Ziel ist die Anerkennung Jesu. Der Glaube. Wissen Sie, was ich fürchte und verabscheue, aber auch verstehen kann? Eine geschlossene Kirche. Eine Kirche, die nicht offen ist nach oben. Verschlossene Herzen, die vor allem auf etwas bestehen. Menschen in Es-geht-nicht-Situationen, denen nichts mehr einfällt als bittere Wut oder noch mehr Arbeit. Ich fürchte Katholik*innen, die nur noch Geld zählen und noch mehr planen und noch ein Meeting halten. Merken sie denn nicht, dass die vielen Leute nur eines tun müssen? Sich ins Gras setzen. Und dann geschieht es, das Wunder. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören
Predigt am 28. Juli 2024 in Lengfurt St.-Jakobus-d.-Ä.