Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Vierter Fastensonntag

10/03/2024 


Die Predigt zum Anhören

Vierter Fastensonntag (Eph 2,4-10)
Predigt in Zimmern St.-Michael am 10. März 2024

In Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Wir haben ein Problem. Wir haben einen Text, der schwer verständlich ist und ärgerlich (für Sie. Ich finde ihn gut). Da heißt es: „Denn aus Gnade seid ihr gerettet. Nicht aus eigener Kraft, nicht aus Werken.“ Das ist eine zentrale Wahrheit des katholischen und protestantischen Glaubens: Der Mensch wird aus Gnade gerettet, nicht weil er ein Recht darauf hätte. Aber wie soll ich Ihnen das erklären, wenn Sie sich schon ärgern, sobald Sie das hören?

„Gerettet durch den Glauben“, heißt es da. Wie kann der Glaube retten? Für die meisten heute ist der Glaube bloß eine Meinung von vielen. Der Glaube hat mit der Wahrheit nichts zu tun und „retten“ kann er schon gar nicht.

Und auch dies: Von den wenigen, die noch an Gott und das Ewige Leben glauben, an die „Rettung“ oder „Erlösung“, von denen sind die meisten überzeugt, dass sie den Himmel verdienen. „Ich komm‘ in den Himmel, weil ich keinen umgebracht habe und Gutes getan habe.“ Paulus sagt: Wir haben vor Gott nichts, auf das wir pochen könnten. Das Gute, das wir tun, könnten wir ohne Gott gar nicht hinbekommen. Der Himmel ist ein Geschenk ohne Vorleistung.

Bei den meisten Gläubigen geht es aber nicht um Geschenke, sondern um Geschäfte. „Fünf Kerzen – dafür eine gute Note.“ Das lernen sie natürlich in dieser Welt; die funktioniert so. Aber ginge es nicht auch anders? Die Kerzen, die Sie anzünden, könnten auch einfach der Ausdruck von Dankbarkeit sein, von Vertrauen. Sogar von Liebe. – Sie werden doch auch nicht glücklich, wenn Ihr Mann Ihnen Blumen von der Tanke schenkt, weil er etwas von Ihnen will.

Zuerst wäre also das Verhältnis zu Gott zu klären. Ist der Mensch wesentlich einer, der Rechte hat, auch Gott gegenüber? Oder ist der Mensch zuerst ein Beschenkter? Ist das Leben ein Geschenk oder bloß eine Entscheidung der Eltern und Ärzte? Was ist das Grundgesetz des Lebens? Machen und Nehmen? Oder Empfangen? Ist der Mensch ein Geschäftspartner Gottes? Oder zuerst Geschöpf und Knecht Gottes, dann Kind und schließlich Freund? Freund Gottes!

Sie haben in der Lesung eine Lehre, die Sie nicht mögen oder nicht leicht annehmen können. Was machen die Leute, wenn es schwierig wird? Sie schimpfen und gehen. Sie fragen nicht: Wie ist das gemeint? Sie sagen nicht: Erkläre es mir. Sie gehorchen nicht. Da sagt die Bibel etwas, da sagt die Kirche etwas, über 2000 Jahre hin, aus dem Mund aller großen Theologen und Heiligen, da sagt womöglich Gott selbst etwas – und die Leute antworten: Nö.

Solches beobachte ich in vielen Bereichen. Wenn Post von der Rentenversicherung oder dem Finanzamt kommt, sagen alle: „Mist!“, aber sie trauen sich nicht, die Post einfach wegzuwerfen. Wenn die Chefin etwas anordnet, maulen die Leute, aber sie sagen nicht: „Schleich dich!“ Aber wenn die Kirche etwas lehrt, dann sagen die Leute: „Mir doch Wurst.“ Vor vier, fünf Jahren sagte die Kirche: „Es gibt ab jetzt ein neues Lektionar.“ Hinter dem stecken viel Wissen, viel Kompetenz, viele Diskussionen und das Bestreben, zum richtigen Umgang mit der Bibel zu finden. Aber der Pfarrer sagt: „Kauf ich nicht.“ In seinen Dörfern werden also die Texte anders gelesen als überall sonst. Gemeinschaft weg. Der Pfarrer kann das, weil er das Sagen hat. Die Leute müssen ihm folgen oder woanders hin gehen. Das nenne ich Tyrannei. Die Schwachen haben zwar Recht, aber der Stärkere bestimmt.

Wenn der Papst und mein Bischof mir sagen: „Lass dich impfen!“, dann denke ich darüber ernstlich nach, anstatt sofort zu rufen: Ich weiß es besser als der Papst!

Ich weiß nur: Die jungen Männer, die denken, die Verkehrsregeln gälten für ihren BMW nicht und die Priester, die denken, die Regeln des Gottesdienstes seien nur dummes Zeug aus Rom, die tyrannisieren die anderen.

Ich habe ein Grundvertrauen zur Kirche. Also denke ich über das Paulus-Wort nach. Wie ist es gemeint? Kann es sein, dass Paulus Recht hat und ich Unrecht? Kann es sein, dass ich mich nach der Bibel richten muss und nicht die Bibel sich nach mir?

Man kann kein Glied der Kirche sein, wenn man sich nicht eingliedert.

Wir müssen nicht in allem einer Meinung sein, aber wenn in einer Familie einer alles anders sieht, nur das macht, was ihm taugt, dann zerfällt die Gemeinschaft. Gemeinschaft gibt es nicht ohne Gehorsam. Dabei meine ich den Gehorsam Jesu. Der nicht blind ist, nicht unfrei, kein „Kadavergehorsam“ und kein Kasernengehorsam. Ich will also nicht wie die alten Leute in meiner Pfarrei sagen: „Man muss es nehmen, wie es kommt.“ Ich will sagen: „Ja!“

Das ist es, was Jesus getan hat. Er hat nicht gerne gelitten, aber liebevoll, gehorsam.

Sehen Sie: Christen handeln in einem ganz bestimmten Geist. Den aber empfangen wir von Gott. Gott gibt sich als Erster, uns. Damit wir uns Ihm geben können. Das Gute, das wir tun, ist nicht Teil eines Deals, sondern eine Antwort auf Gott. Ohne den Gehorsam der Hingabe kein Christentum. Konkret heißt das: Der Kirche nicht zuerst mit einer anklägerischen Haltung begegnen. Nicht zuerst mit Misstrauen. Wir müssen keinen Prozess führen, weder gegen Gott noch gegen die Kirche. Ich kann glauben, was Paulus lehrt. Es gefällt mir vielleicht nicht; es leuchtet mir nicht sofort ein. Aber schadet es mir? Nein. Mir geschieht kein Unrecht. Und es gibt schließlich mehr als nur die rein menschliche Sicht. Es gibt auch einen übernatürlichen Standpunkt. Jesus hat den: Er denkt von seinem Vater her, vom Reich Gottes her.

FÜRBITTEN 

„Da verbrannten die Kaldäer das Haus Gottes und rissen die Mauern Jerusalems nieder.“
Gott, unser Vater! Gib den Juden und den Christen Einsicht in ihre Schuld. Gib ihnen den Sinn für Buße. Und für Versöhnung.

„Die wir infolge unserer Sünden tot waren…“
Christus! Lass uns die Gefahr der Sünde einsehen und hilf uns umzukehren.

„Zusammen mit Christus sind wir lebendig gemacht.“
Heiliger Geist! Stärke in uns das neue Leben, das wir in unserer Taufe empfangen haben.

„Gott hat die Welt so geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der glaubt das ewige Leben hat.“
Heiliger Geist, wirke dankbaren Glauben in uns allen. Und in denen, die uns lieb sind.

Wir beten für die Regierenden in Israel und Moskau.

So viele, die wir kennen, sind schwer krank. Wir beten für sie und ihre Ärztinnen und Ärzte.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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