Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Fünfter Fastensonntag (Hebr 5,7-9)

17/03/2024 


Die Predigt zum Anhören

Fünfter Fastensonntag (Hebr 5,7-9)
Predigt in Marienbrunn St. Barbara am 16. März 2024
Predigt in Marktheidenfeld St. Laurentius am 17. März 2024

In Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Schon ein Leben lang sehe ich weinende braune Frauen in den Nachrichten. Sie schreien schrill und wortreich aus ihrem Schleier heraus, weil Unglück sie und ihre Kinder getroffen hat, Krieg, Erdbeben, Flut, was es halt so gibt. Und ich merke: Die langweilen mich, die sind mir peinlich. Ich ringe mir das Mitleid regelrecht ab. Vielleicht gehe ich am nächsten Tag zur Bank und überweise etwas von meinem Geld. Ungern. – Was ist nur aus mir geworden?

„Christus hat in den Tagen seines irdischen Lebens mit lautem Schreien und unter Tränen Gebete und Bitten“ vor Gott gebracht. Was denken Sie, wenn Sie das hören? Oder, wie die Therapeut*innen aller Länder gerne fragen: „Wie geht es Ihnen damit?“ Mir geht es nicht gut damit. Der schreiende und weinende Jesus ist mir: peinlich. Liegt es nur an meiner Erziehung, dass mir Gefühlsausbrüche unangenehm sind?

Was ist aus uns geworden? Der Schmerz Jesu lässt uns kalt. Vielleicht kann ein katholischer Splatterfilm wie „Die Passion Christi“ uns noch berühren, aber hat das etwas mit Jesus zu tun oder nur mit unserem abgestumpften Gemüt? Ist das Gemüt überhaupt wichtig für den Glauben? Die Alten waren den Gefühlen gegenüber misstrauisch. Achten Sie einmal darauf: Schmerzverzerrt wird Maria von Magdala dargestellt, unterm Kreuz. Die liebende Frau. Maria, die Mutter Jesu, steht gefasst unter dem Kreuz: die gläubige Frau.

Die Sympathien der Leute von heute gehören natürlich der Magdalena…

Die Verfasser*in des Hebräerbriefes spricht ausdrücklich von Schmerz und Tränen. Warum? Um zu betonen, dass Jesus wahrer Mensch war. Das war damals umstritten. Viele hielten ihn für eine Art Halbgott. Doch Jesus musste lernen, er musste leiden und er musste gehorchen. Wie es Menschen eben geht. Dann ist Er auferstanden vom Tod wie es nur Gott kann.

Heute ist der Passionssonntag. In vielen Kirchen werden jetzt die Kreuze, vielleicht auch die Bilder und Figuren verhüllt. Warum? Damit wir ihren Trost schmerzlich entbehren. Uns fällt ja erst das auf, was weg ist. Der Kreuzweg, der Schmerzhafte Rosenkranz, Ölbergandacht und Karfreitag: Überall geht es darum, Mitgefühl zu ermöglichen. Mitleiden. Also Nähe.

Schmerz, Tränen, Leiden rufen doch nach Nähe.

Und wenn es im Hebräerbrief heißt: „Er ist erhört worden aufgrund seiner Gottesfurcht. Obwohl er der Sohn [Gottes] war, hat er durch Leiden Gehorsam gelernt“, dann geht das in die gleiche Richtung. Ehrfurcht und Gehorsam trennen einen nicht vom anderen. Beide können nur gelingen, wenn sie mit Nähe zusammengehen. Wenn ich ehrfürchtig auf einen schaue, wenn ich einem anderen gehorche, bin ich ihm nicht fern! Freilich ist das eine andere Nähe als das Duzi-Duzi, das heute in der Kirche so angesagt ist mit viel „Du“ und viel Umarmung. Ich halte davon nichts, weil von all diesen freundlichen Nähe-Menschen dir keiner je eine echte Frage stellt, dir keiner je wirklich zuhört. Das wäre für mich Nähe.

So also hat Jesus gebetet: schmerzerfüllt, schreiend, unter Tränen, ehrfürchtig. Alles das setzt eines voraus: Nähe. Wer für andere beten will, muss ihnen nahe sein; wer zu Gott beten will, muss ihm nahekommen. Wer richtig beten will, muss Jesus nachfolgen. Wenn Ihr oberstes, Ihr ehrlichstes Interesse es ist, Jesus nicht an sich heranzulassen, dann werden Sie gelangweilt auf sein Leiden schauen. Wie andere auf das Leiden der Menschen im Fernsehen.

Ein Gebet ohne Nähe wird nicht erhört (oder verstehe ich die Lesung falsch?). Mir leuchtet das ein. Wieso sollten meine Gebete erhört werden, wenn Gott, wenn Jesus mir gleichgültig sind? Wieso sollten Ihre Kinder Sie lieben, wenn Sie Ihnen nie Liebe gezeigt haben? Wir Menschen sind Echo-Wesen: Wort und Antwort, Leiden und Mitleiden. Das haben wir von Gott dem Dreifaltigen.

Viele Menschen sagen ihr Gebet auf, schauen dabei ernst, fühlen vielleicht ein wenig Hoffnung, aber im Übrigen nehmen sie ihr Gebet wie es eben ist. Nicht aus Demut, sondern aus Gleichgültigkeit. Sie kämpfen nicht um das richtige Beten. Und so bleibt das Gebet in der Routine, in der Langweile, in Illusionen oder, noch schlimmer, in der Heuchelei. Es bleibt halb, ohne echtes, erkämpftes Vertrauen. Ohne echte Nähe.

Der leidende Jesus erteilt uns dazu eine wichtige Lektion: Wer leidet, braucht Nähe. Die er selbst nicht mehr herstellen kann. Der Leidende hat keine Möglichkeiten mehr. Ihm bleiben nur Schreie. Schreie und Tränen. Sie hingegen, Sie können Ihr Herz bearbeiten. Sie können dem, der leidet, nahekommen. Das ist der Sinn dieser letzten Tage vor Ostern.

FÜRBITTEN

Gebet geht nicht ohne Vertrauen. – Kurze Stille –

Das Leben einer Familie ist ein Kampf um Vertrauen und Nähe. Statt Misstrauen, Eifersucht, Übelnehmen…
Heiliger Geist, steh uns bei in diesem Kampf.
Wir bitten dich, erhöre uns! (gesungen von Cantor / allen)

Gottesfurcht und Ehrfurcht bedeuten: den anderen anerkennen. Und zwar als den Größeren.
Heiliger Geist, mach uns demütig.

„Wenn ich über die Erde erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen.“
Jesus, lass uns nicht fallen. Hebe uns, hinauf zu dir.

„Ich habe meine Weisung in ihre Mitte gegeben und werde sie auf ihr Herz schreiben.“
Heiliger Geist, bearbeite unsere Herzen.
Auch die Herzen derer, die in der Welt regieren.
Wir beten besonders für die Regierung in Israel und die Führer der Hamas.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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