Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Dritter Fastensonntag (Joh 2,13-25) – „Schafft das hier weg!“

03/03/2024 


Die Predigt zum Anhören

Dritter Fastensonntag (Joh 2,13-25) – „Schafft das hier weg!“
Predigt am 02. März 2024 in Trennfeld St.-Georg

Am 03. März 2024 in Marktheidenfeld St.-Laurentius

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Seit zwanzig Jahren mindestens gehen sie jeden Tag in den Tempel. Der Tempel ist ihr Alltag. Im Tempel sind ihre Bekannten und Freunde, da sind Fremde, Priester und die üblichen frommen Frauen, eine Menge Vieh mit Flügeln oder mit Hufen. Im Tempel ist Geschäft, Geschrei und Gebet, alles zusammen. Sozusagen Wirtshaus und Hochamt wie im Hubsi-Bayern ohne Ricarda Lang.

Ein weiterer Tag im Tempel. Und plötzlich hält alles an (cf. Mal 3,1). Es wird still. Nur eine Stimme ist noch zu hören. Die Stimme des Mannes, der zornig ruft: „Schafft das hier weg! Macht das Haus meines Vaters nicht zu einem Aldi!“ Die Stimme des Herrn. Allein dies: „das Haus meines Vaters“… Ist der verrückt? Hat er Recht? Ist alles, was wir hier tun, falsch? Geschieht da etwas ganz Neues oder ist da etwas Uraltes? Ist da plötzlich wieder Abraham, der einen Altar aus Feldsteinen baut und Gott anbetet unter dem Nachthimmel, nichts zu hören als die Flammen und der Wind? Gott ist zurück im Tempel.

An jenem Morgen stößt das Gewohnte zusammen mit dem Unerhörten. Ersessene Rechte, Verträge, Zahlungen, Gerede stoßen zusammen mit dem Gesetz Gottes, das von Neuem heruntersteigt vom Berg Sinai.

Der Handel mit den Opfertieren, die Geldwechsler, die Reisegruppen, der laute, einträgliche, handfeste Tag: Das ist die Welt, wie sie eben ist. Das Allerheiligste ist da hinten. Man gewöhnt sich an alles, auch an das Heilige.

Es ist ein altes Wissen, dass vor allem unter den Priestern, Mönchen, Nonnen, Pfarrhaushälterinnen, Küstern die sind, die das Heilige verachten. Jede Geste verrät sie.

Der Tempel in Jerusalem war Gotteshaus und zugleich Treffpunkt, Marktplatz, Bühne. Jesus erträgt diese Vermischung nicht und schlägt zu. Mit einem Mal steht der gewohnte Ablauf in Frage, alle spüren das, und die Besatzungssoldaten werden schon aufmerksam. Die Lage wird kritisch.

Kerzenverkauf, Schriftenverkauf, Rosenkranzverkauf, Konzerte für Eintritt, Touristenführungen, Fasching, Schlagermusik… gibt es alles in unseren Kirchen. Wie sieht das aus vor Jesus? Wie begegnen wir seinem Eifer für das Haus Gottes? Geniert? Mit einem müden Lächeln? „So ist die Welt eben, man muss doch mit der Zeit gehen, man muss doch offen sein.“ Wohl wahr. Aber wie bekommt man das mit diesem Evangelium zusammen? Für Jesus ist der Tempel nur Eines: „das Haus meines Vaters.“ Für die Pfarreien ist die Kirche Vielerlei. Sehen Sie das Problem?

Mich beunruhigt dieser Gegensatz. Lösen kann ich ihn nicht.

Wer das Evangelium studiert, versteht allerdings: Jesus ist hier nicht der Reformator, der alles kurz und klein schlägt wie die frommen Anführer der Bauernkriege. Jesus macht etwas viel Größeres. Er stellt sich dar als der neue Tempel. Er kündigt die Auferstehung von den Toten an.

Das ist viel ungeheuerlicher als die „Reinigung“ des alten Tempels.

Was Jesus heute tut, provoziert Zustimmung oder Ablehnung. Sie können einsteigen und sich auf den großen Weg des Glaubens machen oder Sie können sich verweigern und in Ihrer Routine bleiben.

Die Jünger lassen sich ein und werden eines Tages ankommen im Glauben an die Auferstehung. Die Tempel-Menschen sind bloß empört und machen weiter wie bisher. Es bleibt wie es ist, es war schon immer so, es steht uns zu.

„Schafft das hier weg!“ Merken Sie sich dieses Wort. Es gilt Ihrem Inneren! Einstellungen aufzugeben, Vorurteile zu revidieren, ist viel schwieriger als sechs Wochen lang keine Schokolade zu essen. Um was geht es in der Fastenzeit wirklich? Um Selbstoptimierung? Oder um die Veränderung der Welt? Die (alle wissen es) bei einem selbst anfängt. Messen Sie Ihre Fastenzeit daran: Ist am Ende mehr Liebe? Mehr Glaube?

Nicht die Räumung des Tempels ist die Hauptsache, sondern der Glaube. Der Tempel in Jerusalem wird zerstört werden. Nicht wichtig. Viel wichtiger ist die Frage: Was wird aus der Menschheit? Eine einzige Fabrik? Ein einziges Lager? Oder der neue Tempel Gottes? Fabrik oder KZ sind realistisch. Die Menschheit als Ort, wo Gott wohnt, das ist nicht „realistisch“. Das ist der Glaube.

Der Tempel in Jerusalem war das Zeichen der Gegenwart Gottes. Nun aber ist Gott gegenwärtig in Christus, im Leib des Auferstandenen, der über Raum und Zeit hinausreicht. Jener Leib des Herrn, den Sie in der Kommunion empfangen. Und der Sie aufnimmt.

„Schafft das weg!“ Den Egoismus, die Dummheit, das Vertrocknete. Dann wird die Gegenwart des Auferstandenen sich verbreiten, weiter und weiter. Damit die ganze Erde die Wohnung Gottes unter den Menschen werde.

FÜRBITTEN:

Man muss keine Angst haben vor der Stille. Wir beten heute nach jeder Fürbitte einen Moment lang still.

Heute beginnt die Woche, die der Zusammenarbeit von Juden und Christen gewidmet ist.
Wir beten für die verfolgten Juden und für die verfolgten Christen.

Die Tempelreinigung stellt von Neuem die Frage: Wer ist Jesus?
Wir beten um den rechten Glauben.

„Solange in unserem Dorf / in unserer Stadt die Kirche steht, ist alles gut.“ Nein. Alles ist gut, wenn die Getauften handeln.
Wir beten um eine tatkräftige Fastenzeit.

Der Glaube der Geschäftemacher im Tempel verstockt, der Glaube der Jünger entwickelt sich.
Wir beten um Offenheit für den Heiligen Geist.

Die heutige Lesung erinnert an die Sabbat-Ruhe.
Ruhe – eine Wohltat für die überforderten Menschen.
Wir danken für den Sonntag.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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