Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Hochfest Epiphanie – 06. Dezember 2024

06/01/2024 


Die Predigt zum Anhören

Hochfest Epiphanie
Predigt am 06. Jänner 2024 in Marienbrunn St.-Barbara

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Lidl, Aldi, E-Center, Kühhirt, überall das Gleiche: Ihnen fehlt etwas, Sie brechen auf, fahren hin, suchen und finden, fertig. Im Supermarkt herumhängen, ohne etwas zu suchen, wäre… seltsam. Wer sucht, will finden.

Der heutige Festtag bedeutet zuerst einmal: Männer auf der Suche. „Sterndeuter.“ (Von Sterndeuterinnen lässt sich hier beim besten Gender-Willen nicht sprechen.) Dass es genau drei waren und Könige, das steht nicht im Evangelium des hl. Matthäus; das folgert man aus anderen Stellen der Hl. Schrift. Von der Hautfarbe oder gar „Rasse“ der Männer ist in der Bibel gar keine Rede. Wichtig ist: Es waren Fremde. Dahinter steht ein ganz bestimmter, entscheidender Gedanke: Die ganze Welt kommt zu Jesus Christus.

Die ganze Welt sucht Christus, den wahren Herrscher. Der Weg der Suche führt über den König Herodes. Den gab es wirklich. Ein mächtiger, reicher Herrscher der Antike. Aber der kommt nicht in Frage. Die „Weisen“, wie die Männer auch genannt werden, die Weisen suchen einen noch Größeren.

Weise, das sind Menschen, die etwas verstanden haben. Wer weise werden will, wird sich nicht damit begnügen „im Internet zu recherchieren“. Weise wird man, indem man denkt, vergleicht, beobachtet, wieder verwirft, fragt, diskutiert. Weise wird man, indem man sich klein macht. Denn nur so kann man lernen. Die Weisen sind weder Fach-Idioten noch Klugschwätzer. Sie haben die Grenzen der Macht durchschaut: Herodes ist es nicht. Wer weise ist, ist wach und wer wach ist, ist auch kritisch. Aber ohne Getobe, ohne Gemaule. Die Männer reden nicht viel, sie ziehen einfach weiter. Aber nicht zum nächsten König, nicht zur nächsten Partei, nicht zum nächsten Star.

Es geht also um Aufbrechen, Suchen, Entscheiden. Und um Finden. Suchen ohne Finden ist kopfloser Quatsch.

Und jetzt wird die Luft dünn. Ich wette, dass in den meisten Predigten heute die Rede sein wird von Aufbrechen oder Suchen. Weil die Prediger*innen hoffen, so seien sie „nahe am Menschen“, das müsse doch allen zu Herzen gehen, „weil wir ja alle suchen“. Wirklich, suchen wir alle? Und wenn ja, was? Ich treffe nicht viele suchende Menschen. Und ich mag den Leuten auch nicht einreden, wir seien doch alle Suchende. Das ist ein Hütchenspielertrick der Kirchenleute: dem jungen Mann, der einen feinen Audi sucht, einzureden, in Wahrheit suche er ja Gott. Und zack, schon ist der junge Mann auch ein Christ irgendwie. Dieser Trick ist respektlos. Ich hätte gerne, dass alle Menschen Gott suchen, aber ich muss damit leben, dass sie es nicht tun. Die meisten erwachsenen Leute haben das Suchen aufgegeben, scheint mir. Wer einen Partner hat und ein Auto und ein Haus, der sucht nicht mehr. Der hofft, dass es lange hàlt. Dass ihm Einsamkeit und Pflegebett möglichst lange erspart bleiben.

Es geht in diesem Evangelium um das Finden. Noch klarer: um das, was die Männer finden. Das Kind. „Da fielen sie nieder und huldigten ihm.“ Das ist der entscheidende Moment. Sogar die „sehr große Freude“ dieser Männer und die berühmten drei Gaben, Gold, Weihrauch und Myrrhe sind nur Beiwerk. Es geht um dieses Kind und um Menschen, die es suchen. Geht es um Sie?

Niederfallen und huldigen, das ist eine uralte Geste. Sie bedeutet: Anerkennung der Macht. Bei der Priesterweihe kommt sie noch vor: Der Priester kniet vor dem Bischof und verspricht ihm Gehorsam.

Vor Herodes sind die Männer nicht in die Knie gegangen. Es muss gut überlegt sein, vor wem man kniet. Haben Sie gekniet, Sie Männer, als Sie Ihrer Frau den Antrag machten? Wem würden Sie huldigen? Wem würden Sie sagen: Ich bin kleiner als du. Vor wem würden sie knien, Sie Frauen, Sie Männer, Ihr Kinder? Vor Messi oder vor Fülle? Vor dem Arzt, der Ihr Leben retten kann? Vor der Bankberaterin mit dem Kredit? Was zwingt sie in die Knie? Nur die Not?

Der viel bessere Grund, in die Knie zu sinken, ist die Bewunderung. „Zum Niederknien schön!“, Sie kennen das hoffentlich.

Die neue Ausgabe des Lektionars (…) schreibt „huldigen“; die lateinische Bibel „adoraverunt“, „sie beteten an“ (die Übersetzung der Bibel ist keine leichte Sache). Huldigen und anbeten gehören hier zusammen. Und kommen in Ihrem Leben nicht vor, oder doch? Sie singen in diesen Tagen (so Sie in die Kirche gehen) immer wieder „Kommt, lasset uns anbeten!“. Meinen Sie das ernst?

Anbetung, das offenkundige Ziel der Könige, des Evangeliums, des Festes, der Kirche, Anbetung ist nicht leicht zu erklären. Es ist auch schwer, einen guten Wein zu erklären oder ein Fußball-Match. Es gibt im Leben Dinge, die wichtig sind, die man aber nicht erklären kann. Versuchen Sie mal, einer Freundin zu erklären, warum Sie genau diesen Mann lieben und keinen anderen.

Was anbeten meint, wird klarer, wenn Sie sich die Szene vor Augen stellen. Erwachsene, kluge Männer knien sich vor einem Kind hin. Wer sich hinkniet macht sich klein, oder? Ein Kind leistet nichts, von einem Kind bekommt man nichts, ein Kind kann man um nichts bitten. Ein Kind ist erst einmal nur da.

Sie knien also einfach, weil Er ist. Das ist Anbetung. Nichts wollen, nichts tun, nur mehr sein. – Sie hier müssten verstehen, was gemeint ist. Sie musizieren. Sie kennen also den Moment, wenn es ganz von selbst geht. Wenn Sie nicht mehr Noten lesen müssen, nicht mehr konzentriert auf die anderen hören, wenn es einfach singt.

Das Hochfest Erscheinung des Herrn, Epiphanie bedeutet also: Aufbrechen, Suchen. Nicht Herumsuchen. Suchen! Finden. Erkennen. Durchbrechen zur Wahrheit. Gott zeigt sich.

FÜRBITTEN

Als die Sterndeuter vor dem Kind knieten, hat Maria nicht gefragt: „Vielleicht eine Tasse Kaffee?“ Und der hl. Joseph hat nicht eine neue Glühbirne eingedreht.
Es war ganz still.
Wir halten nach jeder Bitte einen Moment stillen Gebets.

„Da wirst du schauen und strahlen, dein Herz wird erbeben und sich weiten.“
Uns ist bang vor dem neuen Jahr. Gib uns ein Licht.

Gott kommt auf die Kirche zu. Ein helles Licht, das über ihr bleibt.
Christus, lass Deine Kirche strahlen.

Die Welt ist übervoll von Bildern. Lass uns die Zeichen richtig deuten.

Viele wollen groß und berühmt sein.
Lass uns erkennen, was wirklich groß ist und was ganz unwichtig ist.

In allen unseren Dörfern gibt es Christen und Heiden: Frauen und Männer, die Christus nicht kennen. Auch sie haben teil an der Verheißung Christi.
Mach unsere Gemeinden weit und gastfreundlich.

Gold, Weihrauch… und Myrrhe. Die Myrrhe erinnert an das Bittere und Schwere im Leben. Wir beten für alle, die leiden, am Körper oder an der Seele.

Heute senden wir die Sternsinger aus. Sie sollen in jedes Haus gehen, ihm Segen bringen und um Hilfe für die Armen bitten.
Wir beten darum, dass die Marienbrunner Familien nach dem Vorbild Jesu und seiner Eltern leben.

Schenke allen Heimatlosen ein Zuhause.

Gib uns den Geist der Hilfsbereitschaft.

Führe unsere Verstorbenen in den Himmel, in dem für uns alle eine Wohnung bereitet ist.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

Johannesgasse 2 - 1010 Wien - Österreich | T: +43 1 512 72 44 | E: smom@malteser.at

X