Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Fest der hl. Märtyrer John Fisher und Thomas Morus

22/06/2023 


Die Predigt zum Anhören

Fest der hl. Märtyrer John Fisher und Thomas Morus
Predigt in Erlenbach am 22. Juni 2023

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Die Kirche hat mir gar nichts zu sagen!“

Nun, bei der Firmung sagt die Kirche den jungen Erwachsenen: „Von jetzt an müsst Ihr euch in der Welt als Christen bewähren!“ – „Die Firmung“, heißt es im „Gotteslob“ (Nº 577), „schenkt uns eine besondere Kraft des Heiligen Geistes“, um das Evangelium zu bezeugen. Doch die jungen Erwachsenen checken gar nicht, dass sie etwas müssen in der Kirche. Und Muckis züchten, Tiktok-Clips drehen geht auch ohne die Kraft des Heiligen Geistes.

„Die Kirche hat mir nichts zu sagen.“ Wenn ich das höre, lächle ich ein wenig und denke mir: „Ja. Aber der Fußballtrainer und die Chefin und der Bankberater und der Bundeskanzler und der Handwerker, der Ende des Jahres vielleicht kommen wird: die haben dir was zu sagen.“

Bei der Trauung fragt die Kirche Braut und Bräutigam: „Sind Sie beide bereit, als christliche Eheleute Mitverantwortung in der Kirche und in der Welt zu übernehmen?“ Kurz: eine christliche Ehe zu führen. – „Ja“, sagt die Braut, „ja“ sagt der Bräutigam. In aller Regel sind diese Ja-Worte weniger wert als der Brautstrauß; das wissen alle. Ein öffentliches Versprechen, das keiner ernst nimmt.

„Die Pfarrer sind schuld am Ruin der Kirche.“ Die Pfarrer, – nicht die Laien, nicht die Ehepaare, nicht die Firmlinge.

Wo lernt man das: Verantwortung für den Glauben zu übernehmen? Den Glauben öffentlich zu leben? Bei den eigenen Eltern? Bei den Paten? Vielleicht. Lernt man das bei den Heiligen? Bei den römischen Märtyrern? Zu weit weg. Bei den heiligen Nonnen? Zu strange.

Man lernt es beim hl. Thomas Morus: 22. Juni, Fest der hll. Märtyrer John Fisher und Thomas More.

Was ein Mann! Geistesgröße von europäischem Rang. Gegner des Kirchenspalters aus Sachsen. Ehemann und Vater. Ein Vater, der – Anfang des 16. Jahrhunderts! – seinen Töchtern die gleiche Ausbildung zukommen lässt wie seinem Sohn. Der hl. Thomas war ein erfolgreicher Mann. In einer Hungersnot ernährte er Hunderte aus eigener Tasche. Er war Politiker, Lordkanzler von England, geschickt im Verhandeln. Doch irgendwann gibt es nichts mehr zu verhandeln. So ist das im Leben. Der König Heinrich VIII. hatte seine rechtmäßige Frau verstoßen und sich selbst zum Oberhaupt der Kirche gemacht. Er forderte einen Eid: gegen den Papst und gegen das Gesetz der Kirche. Die meisten Geistlichen und Politiker leisteten den Eid. Der hl. Kardinal John Fisher und Thomas Morus weigerten sich. Der Kardinal wurde am 22. Juni 1535 enthauptet, Thomas More wenig später, am 6. Juli. Sein abgeschlagener Kopf wurde vier Wochen lang auf der London Bridge öffentlich zur Schau gestellt. Seine Familie wurde enteignet.

Ich bin sicher: Erstaunt war Thomas Morus nicht. Es ist auch nicht bekannt, dass er geklagt hätte. Ein Realist, einer, der die Welt und die Menschen sieht, wie sie sind, ist nicht erstaunt. Er weiß, wie es zugeht in der Welt. Wer Prioritäten hat, wer weiß, was wichtig ist und was nicht, der wird nicht verwirrt. Wer versucht, ein rechtschaffener Mensch zu sein, der weiß, was zu tun ist. Sie erinnern sich, wie es in jeder Messe heißt: „Bewahre uns vor Verwirrung und Sünde.“ Dieses Gebet (das viele Priester heute ausfallen lassen) bringt das Leben des hl. Thomas More auf den Punkt. Dieser Mann entschied sich, als es soweit war, für die Klarheit und das Gute.

Auch er kannte das Wort aus dem Petrusbrief, das Sie vorhin in der Lesung gehört haben. „Lasst euch durch die Feuersglut, die über euch gekommen ist, nicht verwirren, als ob euch etwas Ungewöhnliches zustoße.“ Er wusste, dass wir Menschen irgendwann im Feuer stehen. Er wusste, dass er Verantwortung trug: für seine Familie, seinen König, sein Land… und für den Glauben. Er wusste auch, dass, wer unschuldig leidet, „Anteil am Leiden Christi“ hat. Er wusste überdies, dass mancher zu Recht leidet, „weil er ein Mörder ist oder ein Dieb, weil er Böses tut oder sich in fremde Angelegenheiten einmischt.“ Es gibt eine Gerechtigkeit.

Taufe, Firmung, Ehe… Christen werden in die Welt gestellt, ins Öffentliche, in die Verantwortung. Das bedeutet Stress, früher oder später. Schlussendlich geht es immer um die Frage: Auf wessen Seite stehst du? Was ist Recht? Welche Autorität zählt?

John Fisher und Thomas More wurden 1935 heiliggesprochen. Achten Sie auf solche Daten! Die Kirche weiß, was sie tut. 1935, das bedeutet: Tyrannen in Russland, in Italien, in Deutschland. Stalin, Mussolini und Hitler waren vermutlich zu beschäftigt mit ihrem Aufstieg, um die Stimme des alten Papstes zu hören… Jenes Russland, jenes Italien, jenes Deutschland sind untergegangen. „Wie wird das Ende derer sein, die dem Evangelium Gottes nicht gehorchen?“, fragt Petrus. Sie sind untergegangen, aber der Papst spricht noch immer. Und in jedem Wort tönt immer die Frage an: Männer, Mächtige, Staaten, haben sie die Macht? Oder gibt es ein noch höheres Gesetz? Die Antwort der beiden Heiligen ist klar.

„Die Kirche hat mir gar nichts zu sagen!“ Wirklich?

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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