Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Fest des Hl. Athanasius

02/05/2023 


Die Predigt zum Anhören

Fest des Hl. Athanasius
Predigt in Homburg St. Burkhard am 02. Mai 2023

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Über Geschmack lässt sich nicht streiten, sagen alle. Ich finde, man kann sehr wohl über Geschmack streiten. Kann man auch über den Glauben streiten? Wenn eh jeder glauben kann, was er will?

Wir feiern heute einen gewaltigen Streiter. Athanasius, den Bischof von Alexandria in Ägypten, gestorben am 2. Mai des Jahres 373, Kirchenlehrer. Athanasius der Große. Ein Heiliger, der streitet und streitet und streitet. Dabei geht es immer um die eine Frage: Wer ist Jesus Christus?

(Was meinen Sie? Wer ist Jesus Christus? Was denken Sie von ihm?)

Für die meisten Leute bedeutet Glaube nur eine mögliche Meinung. Wer glaubt, hält irgendwas für wahr; mehr ist da nicht. Der eine hält Kühe für heilig, der andere die Jungfrau Maria. Jeder Glaube verdient Respekt, jeder Glaube ist frei. – Nicht ganz. Menschenopfer sind in Bayern verboten; die Behörden würden die alten Azteken an der Ausübung ihres Glaubens hindern. Vor Recht und Gesetz ist also keineswegs jeder Glaube gleich gut.

Aber denken darf man doch, was man will! Und sagen! Im Internet dürfen Sie sagen, dass man Familien, die aus dem Sudan auswandern wollen, im Meer ersäufen sollte.

Menschen wie Athanasius sind überzeugt, dass es die eine Wahrheit gibt und dass wir sie finden können. Dass nicht jede Meinung gleich gut ist. Dass nicht das eine wahr sein kann und gleichzeitig auch das Gegenteil (Realpräsenz).

Als Kind hatte er noch die Christenverfolgung erlebt. Athanasius wurde siebenmal in die Verbannung geschickt, einmal sogar von Ägypten ins neblige Trier. Wo er war, war Kirchenstreit und große Politik.

Streit ist noch immer. Und nichts ist gewonnen, wenn man Streit nicht Streit nennt. Natürlich wird beim Synodalen Weg gestritten… Aber um was? Um Macht? Um Christus? Um das Evangelium?

Wer genau hinhört, merkt, dass die Frage: wer ist Jesus Christus? noch immer gestellt wird. Es stehen sich zwei Positionen gegenüber. Unversöhnbar. Auf der eine Seite der Ketzer Arius und seine Arianer und alle dieses Schlages bis heute. Die leugnen die Göttlichkeit Jesu. Sie sagen: Jesus war nur ein Mensch. Ein besonderer Mensch, aber nicht mehr. Ihnen geht es um die Einzigkeit Gottes. Damit nicht zwei oder drei in Gott sind, machen sie aus Jesus ein bloßes Geschöpf. Einen wie uns. Auf der anderen Seite stehen die, welche bekennen: „Gezeugt, nicht geschaffen!“ Sohn, nicht Geschöpf! Der hl. Athanasius lehrt: Jesus ist nicht ein Geschöpf Gottes. Ein Geschöpf kann nicht die Schöpfung erlösen. Jesus, der Retter aller Menschen ist: wahrer Gott und wahrer Mensch. Die berühmte Formel des Konzils von Chalcedon 451. – Ich wünschte, schon die Kommunionkinder könnten sie im Schlaf aufsagen!

Glaube muss freilich mehr sein als ein Meinungsstreit. Athanasius sagt: Wer verstehen will, was von Gott geoffenbart wurde, muss seine Seele läutern. Wir müssen im Stand der Gnade sein, also gut sein mit Gott, um zu verstehen. Die Sünde macht dumm. Beten, gute Taten, Buße (also ruhig ertragenes Leid), die Sakramente: Alles das gehört auch zum Glauben. Glaube ist mehr als Meinen und Diskutieren. – Vielleicht erklärt das die Krise der Kirche: Dass alle ihre Seele heraushalten aus dem Streit. Argumente, Strategien, Synoden, Diskussionen – aber keine innere Bekehrung. Reform ohne Gnade. Das wird scheitern.

Sie haben vorhin das Tagesgebet des Festes gehört (und mitgebetet): „Hilf uns, an der Botschaft festzuhalten, die er verkündet hat und gib, dass wir unter seinem Schutz dich tiefer erkennen und inniger lieben.“

Hl. Athanasius, du großer Streiter um den Glauben: bitte für uns!

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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