Fest der Hl. Apostel Philippus und Jakobus
Fest der Hl. Apostel Philippus und Jakobus Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Sind Sie gläubig? Waren Sie ’s schon immer? Ich bin überzeugt: Man kann jahrelang in die Kirche gehen, Predigten hören, Kinder katholisch erziehen, sogar beten, ohne wirklich zu glauben. Ohne Gedanken, ohne Entscheidungen, auch ohne jeglichen Zweifel. Man glaubt halt irgendwie. Ist das echter Glaube? „Habt Ihr den Glauben unüberlegt angenommen?“, fragt Paulus die Christen in Korinth. Offenbar weiß er um das Problem. Wir feiern heute das Fest der Apostel Philippus und Jakobus. Wie ist es mit denen? Haben die den Glauben unüberlegt angenommen? Nichts deutet darauf hin, dass die beiden Apostel lange nachgedacht haben, bevor sie Jesus folgten. Sie begegneten ihm, fertig. Ist das so mit dem Glauben: zack, fertig fürs ganze Leben? Wo immer die Apostel in den Evangelien auftauchen, wird klar: Deren Glaube macht einen Weg. Sie treffen Jesus eines Tages und folgen ihm; sie lernen; sie verstehen vieles falsch oder gleich gar nicht (s. Evangelium vom letzten Sonntag); sie zweifeln, sie streiten mit einander… Und dann, irgendwann nach Ostern, an Pfingsten vielleicht, ist ihr Glaube echt. Und noch immer kein fertiger Glaube. Auch im Brief an die Gemeinde in Korinth, aus dem Sie in der Lesung gehört haben, wird klar, dass der Glaube etwas Lebendiges ist. Was macht das Lebendige? Es verändert sich. Es wächst. Es ist fruchtbar. Der Glaube, wie Paulus ihn sieht, wird „überliefert“; er wird „empfangen“ und „angenommen“. Offenbar wird er auch weitergegeben. Die, die glauben, gehen hinaus. Hinaus in die ganze Welt, zu allen Menschen. Merken Sie, wie dieser Glaube vibriert, wie er pulst vor Lebendigkeit? Der Glaube muss beides haben: etwas von einem Felsen und etwas von einem Samenkorn, das aufgeht. Er muss klar sein und geheimnisvoll. Es muss Ihr Glaube sein und dennoch eine Gabe Gottes an Sie. Und der Glaube muss etwas verändern in Ihnen. „Habt Ihr den Glauben etwa unüberlegt angenommen?“ Woher kommt jener Moment, in dem einer anfängt zu überlegen? Wo du anfängst, die Wahrheit wirklich zu erkennen? Wo du merkst, wie sich eines ins andere fügt? Wo du anfängst ernstzumachen – und dabei dennoch leicht bleibst und ruhig. Wo du erkennst, wie schwach dein Glaube ist – aber auch, wie unfassbar stark und richtig der Glaube ist? Ich schwach, der Glaube stark: So ist es gut. Woher kommt dieser Moment? Ich habe keine Ahnung. Ich bin nur sicher: Es gibt den ersten Einstieg in den Glauben, dann folgt das Überlegen, dann geht der Glaube über in das ganze Leben; er verlässt die Kirche, die Sonntage, das Kirchenjahr: Denn jetzt ist er immer. Überall. Und schließlich vergisst du den Glauben wieder. Nicht wie die Sünder. Nein: wie die Kinder. Kinder wissen nicht, dass sie spielen. Sie spielen einfach. Wenn ein Musiker eine Note überlegen muss, spielt er schlecht. Wenn ein Boxer erst nachdenken muss über eine Bewegung, ist er tot. Die großen Beter wissen nicht mehr, dass sie beten. Ihre Seele betet ohne Unterlass. Meinen Sie, die beiden Apostel, die wir heute feiern, wussten, auf was sie sich einließen, als sie das erste Mal in die Nähe Jesu kamen? Sicher nicht. Sie waren vielleicht nur neugierig oder ihnen war fad. Nichts los, mal schauen. Und als die beiden drei Jahre lang mit Jesus durchs Land zogen, meinen Sie, da war hinter jedem Moment eine Entscheidung? Sicher nicht. „Schon so lange bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus?“ Irgendwann aber – und keiner kennt den Moment genau – irgendwann stand für diese beiden Männer fest: Ja, ich glaube. Credo! Und da ging erst richtig los. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören
„Habt Ihr den Glauben unüberlegt angenommen?“ (1 Kor 15,1-8)
Predigt am 03. Mai 2023