31. Jänner – Tag der Straßenkinder
„Eines Abends habe ich beschlossen, nicht mehr nach Hause zurückzugehen. Ich war den ganzen Tag unterwegs, um Essen zu suchen. Ich hatte große Angst.“ Kentia ist elf Jahre alt und lebt im Kinderheim der Fondation Stamm in Bujumbura, der Hauptstadt Burundis. Seit Anfang 2018 unterstützt Malteser International zwei Kinderheime der Stiftung, die sich um Straßenkinder kümmert. Das schmale Mädchen mit dem breiten Lachen spielt fröhlich mit den anderen Kindern. Doch als sie ihre Geschichte erzählt, wird sie ernst und schaut auf den Boden. „Meine Mutter sagte mir oft, dass sie mich eines Tages mit einem Messer töten werde. Sie hielt mich für ein schwieriges Kind. Ich erledigte nicht alle Hausarbeiten, die sie mir gab und oft schlug sie mich, wenn sie betrunken war.“ Kentia hatte keine Verwandten, zu denen sie gehen konnte und lebte auf der Straße. Das Leben war hart: „Es gab einen Mann, der uns in sein Haus brachte, uns zu essen gab und uns missbrauchte“, berichtet sie. Um den Alltag zu vergessen, schnüffelte Kentia Schuhkleber und wurde schnell abhängig, einmal wurde sie von der Polizei verhaftet. Didacienne wird bald vier Jahre alt und lebt im Kinderheim der Fondation Stamm in Bujumbura, der größten Stadt Burundis, das seit Anfang 2018 von Malteser International unterstützt wird. Das kleine Mädchen hat schon viel erlebt. Wenn man sie genauer betrachtet, merkt man, dass mit ihren Augen etwas nicht stimmt. Jeanne, eine Betreuerin aus dem Kinderheim der Fondation Stamm, erzählt: „Nach Didaciennes Geburt warf ihre Mutter sie in die Toilettenschüssel. Ihre Nachbarn haben sie gerettet, sonst wäre sie gestorben. Deshalb sind ihre Augen so.“ Außer ihrer Mutter, einer Waise, hat das Mädchen keine Familie. Didacienne wurde aus einer Beziehung zwischen ihrer Mutter, die noch zur Schule ging, und deren damaligen Lehrer geboren. Wird in Burundi eine Schülerin schwanger, so ist es ihr gesetzlich nicht mehr erlaubt, die Ausbildung fortzusetzen. Didaciennes Mutter wollte weiter zur Schule gehen und fühlte sich noch nicht bereit dafür ein Kind großzuziehen. Der Lehrer leugnet die Vaterschaft, da nach burundischem Recht eine Beziehung mit einer Schülerin als Vergewaltigung gilt. Obwohl sie bei ihrer Mutter aufgewachsen ist, hat Didacienne nicht in der liebevollen Umgebung gelebt, die jedes Kind braucht. Ihre Mutter wurde wegen versuchten Mordes an ihrer Tochter inhaftiert. Dreieinhalb Jahre später wartet sie noch immer darauf, dass ihr Fall vor Gericht verhandelt wird. Das burundische Gefängnissystem ermöglicht es Kindern, bis zum Alter von drei Jahren bei ihren Müttern im Gefängnis zu bleiben. Anschließend werden die Kinder der Fondation Stamm anvertraut. Dort werden sie betreut, bis sie wieder in ihre Familien integriert werden können. So wie Kentia geht es vielen jungen Mädchen in Burundi. Die Zahl der Straßenkinder in dem von Krisen gebeutelten Land hat sich in den vergangenen Jahren deutlich erhöht. In Burundi leben mehr als Zweidrittel der Menschen unter der Armutsgrenze. Kentias Leben nahm eine Wendung, als eine ihrer Freundinnen von der Polizei verhaftetet wurde. Diese Freundin wurde von den Polizisten an die Fondation Stamm übergeben und erzählte dort ihre Geschichte und auch die ihrer Freundin. Die Mitarbeiter der Stiftung suchten nach Kentia und nahmen sie ebenfalls in dem Heim auf. Seitdem geht es ihr besser, Kentia fühlt sich endlich geliebt und unterstützt. „Alle Menschen, die sich hier um uns kümmern, lieben Kinder. Sie ermutigen uns zu essen und sie hören uns zu.“ Mehr zu Kentia und weiteren Hilfsprojekten von MALTESER International können Sie hier lesen!Die Geschichte von Kentia
Ein Heim für Kinder inhaftierter Mütter
Burundi: Zahl der Straßenkinder in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen