Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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24. Dezember 2022 – Christmette in Marienbrunn

24/12/2022 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Als Sie Kinder waren, wie war das?

Und wie ist es heute? Was ist Ihre Geschichte? Ich würde sie gerne hören. –

Darum geht es ja heute Abend: um Geschichten. Die Weihnachtsgeschichte. Die Geschichte Ihres Lebens. Ihre Geschichte mit Gott. – Haben Sie eine Geschichte mit Gott?

Aber der Reihe nach. An der Krippe stehen, weitergehen: Das ist leicht. Ein Blick, zwei Gedanken, weiter. Machen die meisten so.

An der Krippe bleiben, das ist schon schwerer. Vielleicht ist Bleiben immer schwer. Bei einem Sport bleiben, bei einem Mann oder bei einer Frau, bei der Kirche bleiben, bei einem schwierigen Musikstück oder auch nur am Backblech: Dranbleiben ist meistens schwer. Aber lohnt es sich, Sie wissen das.

Wer an der Krippe bleibt und hinschaut, der erkennt viel mehr als ein Baby in der Futterkrippe. Wer bei der Krippe bleibt, der sieht: Kindheit, Jugend, Berufsleben in Nazareth. 30 Jahre Warten. Dann drei Jahre Wandern. Wunder, die die Welt auf den Kopf stellen. Worte, die heute noch Menschen ins Herz treffen. Und dann ein grausamer Tod. Und dann? „Der, der tot war, lebt!“ So beginnt unsere Kirche. Das ist der Weg von der Krippe bis hierher zu den Christen von Marienbrunn. Kapiert man aber nur, wenn man bleibt.

Und Ihr Weg? Über den weiß ich nichts.

Meinen eigenen Weg kenne ich nur so ungefähr. Erinnerungen sind nicht zuverlässig…

Aber ich weiß heute noch, dass Weihnachten schön war damals. Am schönsten war es am Morgen nach der Bescherung, wenn alle noch schliefen. Allein vor dem Baum, der Krippe und den Geschenken: Das war schön. Funktioniert halt nicht mehr. Die Kindheit vergeht. Was bedeutet Weihnachten heute für mich? Die Geburt des Erlösers. Ohne das möchte ich nicht leben, allein mit den vielen Jahren, mit viel Schönem, aber auch allein mit Bergen von Fehlern, Irrwegen, auch Sünden; allein in einem Meer von Sorgen, manche saudumm, manche ernst; allein mit wenig brauchbaren Lösungen; ratlos, beinahe entmutigt. So möchte ich nicht leben. Deswegen habe ich Sehnsucht nach Erlösung. Und die wird in dieser Heiligen Nacht erfüllt. Das ist alles. Das ist mein Weihnachten. Und Ihres?

In dieser Nacht finde ich einen, der sagt: Es ist gut. Ich bin bei dir. Ich lasse dir Zeit, aber folge mir. Wir finden heute einen, der stark ist. Der wirklich etwas ändern kann. Einen Felsen (s. Is 44). – Ich glaube einfach nicht, dass der Markus oder Olaf Scholz oder Alice Weidel oder der Papst oder Beyoncé wirklich etwas ändern können. Vielleicht tun sie ihr Bestes. Reicht aber nicht. Deswegen zähle ich auf Gott.

Und deswegen ist Weihnachten für mich das Fest des vorsichtigen Aufatmens. An der Krippe geht der Atem ruhiger. Und das Leben wird wieder klar und spannend. Spannend, nicht hektisch. Spannung statt Resignation, Erschöpfung und Zweifel. Der Glaube ist für mich das Unlangweiligste, was es gibt. Der Glaube an Christus ist das Aufregendste, Wichtigste, Schwierigste, Schönste, was es gibt.

Wissen Sie, die Theologen sagen über Weihnachten: „Gott wird Mensch.“ Das bedeutet: Der Mensch ist das Maß aller Dinge. Aber nicht der mächtige Mensch, auch nicht der reiche oder berühmte oder schöne. Nein. Ein Kind ist das Maß aller Dinge. Weil es Gott ist und ein Mensch, der andere braucht.

Das ist doch spannend, oder? Zusammenhalten, weil Menschen einander brauchen: Das ist die Grundlage dieser Welt. Ein Dorf, das ist Zusammenhalt. Nicht Konkurrenz. Und das kommt von Weihnachten her.

Was sehen Sie an der Krippe (wenn Sie bleiben und hinschauen)? Die Wehrlosigkeit eines Kindes. Das ist doch ein Gegenentwurf zu dieser Gewalt-Welt von 2022! Setzen Sie einfach das kleine Kind in der Krippe neben das Gesicht Putins und Sie verstehen… Weihnachten ist von heute, nicht von damals!

Und wie geht die Geschichte weiter? Der da geboren wird, wird wiederkommen („… bis du kommst in Herrlichkeit“, Sie kennen das). Früher habe ich mich gefürchtet davor, weil diese Wiederkunft beschrieben wird als das Ende der Welt mit Katastrophen, Kriegen, Seuchen, das ganze Programm. Nun, Krieg und Seuchen haben wir ja längst… Und warten immer noch darauf, dass Er wiederkommt in Herrlichkeit. Die Katastrophen sind also offenbar nicht das Entscheidende. Sie sind nur Beiwerk, das uns erschreckt – und vergeht. Entscheidend ist: Er wird wiederkommen. Und es gut machen.

Und uns richten. Auch davor hatte ich lange Angst. Aber heute habe ich die Ahnung, irgendwie, dass Christus vor allem Mitleid mit uns haben wird an jenem Tag. Weil wir so viel aushalten, wir Menschen. Er wird mir die Wahrheit über mich selbst zeigen. Ich ahne, dass das ein Schrecken sein wird. Aber auch eine helle Klarheit – und eine große Erleichterung: Da ist einer, der mich kennt und mich dennoch nicht stehen lässt.

Jetzt wissen Sie, wie die Geschichte dieser Nacht ausgeht.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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