Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Hochfest der Gottesmutter, 1. Januar 2023

01/01/2023 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Wunderschön!“ Sie hören dieses Wort und freuen sich sofort mit. Oder Sie hören „wunderbar“ und staunen mit den anderen. Wenn Sie aber das Wort „Wunder“ hören, dann sagen Sie, ohne lange zu überlegen: Wunder gibt es nicht! Das ist doch seltsam, dass es Wunderbares geben soll, aber Wunder nicht…

Staunen Sie nicht, wenn Sie ein neugeborenes Baby im Arm halten? Ist dieses Leben nicht ein Wunder? Können Sie etwas über die unfasslichen Weiten des Weltalls lesen, ohne zu staunen? Oder können Sie über das fränkische Land hier blicken und immer noch behaupten, es gebe keine Wunder? Ist ein Paar, das 30 Jahre beisammenbleibt und sich immer noch liebt, nicht ein Wunder, in dieser Welt?

Wunder sind zunächst einmal Dinge, die wir nicht erklären können, auch die Spezialisten nicht. Dann sind Wunder Zeichen, mit denen Gott uns etwas sagen will. Ohne Wunder würden wir nie verstehen. Und damit sind wir beim Neujahrstag: Hochfest der Muttergottes. Wie soll ich dieses Fest mit Ihnen feiern ohne jedes Wunder? Wie soll ich die Hl. Messe mit Ihnen feiern ohne Wunder, also ohne Staunen, ohne Zweifel, ohne helle Freude oder stille Anbetung? Das Kind in der Krippe: wahrer Gott und wahrer Mensch. Ein Wunder. Was auf dem Altar aussieht wie ein Stück Brot, ist in Wahrheit der Leib Christi. Ein Wunder. Der, der tot war, lebt. Das Wunder der Auferstehung.

Kommen wir zu Maria. Eine jüdische Frau, die vor langer Zeit gelebt hat und die Mutter jenes Jesus war. Laut Bibel erzählte sie ihrem Verlobten wohl, das Kind sei nicht von ihm, sondern von Gott. Dann erlebt sie mit, wie ihr Kind stirbt.

Das alles ist ein bisschen langweilig und ein bisschen seltsam. So kann man Maria vielleicht bewundern, aber man setzt nicht seine Hoffnung in sie. Dazu braucht es das, was unsere Kirche über Maria sagt. Nach Jahrhunderten des Nachsinnens, Betens und Schweigens weiß unsere Kirche um die Wunder Gottes.

Die Kirche sagt über Maria: Sie wurde unbefleckt empfangen. Verdrehen Sie nicht gleich die Augen! Das hat nichts mit Sex zu tun. „Unbefleckt empfangen“ bedeutet: Maria war von Anfang an ganz rein von jeder Sünde, schon im Leib ihrer Mutter Anna. Mit anderen Worten: Maria war vollkommen neu. Wir kommen mit der Erbsünde auf die Welt. Burschikos gesagt: mit all dem üblen, alten Krempel, den wir von unseren Eltern eben auch mitbekommen. Vom wem lernt ein kleines Kind schlecht über andere reden? Vom Vater, der über den Nachbarn schimpft. Das Kind versteht das sofort, es ist wie ein Komplize seiner Eltern – und wird bald selber schlecht von anderen reden. Wir sind von Anfang an alt, alte Welt. Maria ist ganz neu.

Die Kirche sagt auch: Maria ist „allzeit jungfräuliche Mutter“. Das geht natürlich allen gegen den Strich. Mir nicht. Meinem logischen Verstand vielleicht, der mir sagt: „Jungfrau und Mutter zugleich, das geht nicht!“ Aber ich bin doch mehr als mein Verstand. Sie und ich, wir sind auch Ahnung. Wir tragen noch eine andere Art von Wissen in uns als nur das naturwissenschaftliche. Ich ahne, was Jungfrau hier bedeutet. Ganz sicher nicht blasse, fade Jungfer, die keiner will. Viel eher bedeutet „Jungfrau“ das, was Sie auf den alten Gemälden sehen. Da sind die heiligen Jungfrauen (Barbara zum Beispiel) stolze, selbstständige, freie Frauen. Die sich nicht einfach verheiraten lassen von ihren Vätern. Die selbst entscheiden. Jungfrauen sind die, die warten können. Die ihrer eigenen Lust nicht gehorchen müssen. Die nicht mit einem Typen ins Bett gehen, nur damit die anderen in der Schule sie toll finden. Die Jungfrau steht für das Neue. Für den Anfang.

„Heiliger Geist wird über dich kommen“, sagt der Engel zu Maria. Gelächter am Stammtisch! Wer aber die Bibel genau liest, versteht: Der Heilige Geist ersetzt nicht einen Mann. Bei der Zeugung Jesu gibt es keinen Mann und kein männliches Prinzip. Der Heilige Geist erschafft ein neues Leben in Maria. Jesus ist die neue Schöpfung, die in einer Frau beginnt. Neu.

Und noch eines: Maria wurde mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen. Der ganze Mensch in der Welt Gottes. Dieses Dogma wurde verkündet, kurz nachdem die Nazis den menschlichen Leib millionenfach geschändet hatten. „Lebensunwertes Leben.“ Dagegen stellt die Kirche den herrlichen, unverweslichen, neuen Leib der Himmelskönigin.

Es kann also auch anders sein. Anders als die Leute meinen. Neu nämlich. Bei allem, was die Kirche über Maria sagt, geht es um das Neue, das Gott beginnt. Und das ist doch die große Chance in einer Zeit, in der die Menschen in Krisen verstrickt sind und nirgends eine Lösung sehen und die Hoffnung verlieren. An ersten Tag des neuen Jahres ahnen wir: Gott fängt neu an. Eine neue Schöpfung. Der Anfang ist Maria.

Und was bedeutet das jetzt für Sie und für mich? Das ist einfach und schnell gesagt: erstens staunen! Die Wunder bemerken! Zweitens: neu werden! – In der Sprache des Apostels Paulus: Der alte Mensch in uns muss sterben, damit der neue Mensch leben kann. Praktisches Beispiel: Sie merken, dass ihr Egoismus sich regt – und entscheiden sich stattdessen für die Liebe. In dem Moment stirbt etwas vom alten Menschen in Ihnen und der neue Mensch erhebt sich. Oder Sie merken, dass Sie misstrauisch sind, kleinmütig, neidisch – und entscheiden sich für das Vertrauen. In diesem Moment wird der neue Mensch in Ihnen lebendig. Und wie sieht der aus, der neue Mensch? So ähnlich wie Maria.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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