Montag, 5. September 2022. Abschied von der Gemeinde der Malteserkirche
Montag, 5. September 2022. Abschied von der Gemeinde der Malteserkirche Vorgestern habe ich mich von den Mailbergern verabschiedet, gestern von den Rittern; heute nehme ich Abschied von Ihnen, der „Montagsgemeinde“. Abschied von den Treuen. „Die Treuen“, das sagt sich leicht, das klingt einfach. Sie ahnen vielleicht gar nicht, was mir Ihre Treue bedeutet hat, all die Jahre über. In Vielem habe ich alleine durchgehalten, ohne irgendwelche Treuen, einfach nur überzeugt oder gehorsam oder stur. Oder treu. Vielleicht bin ich ja selbst ein Treuer? Aber in all den Dingen, die ich alleine bestehen musste, ging es eben nur ums Durchhalten. Wo aber Sie dabei waren, da war ich beflügelt, getragen, angespornt, ermutigt, getröstet… Wenn das kein Grund ist, Ihnen dankbar zu sein! Danke. Dankbar bin ich – mit Ihnen zusammen, nicht wahr? – auch den Musikerinnen und Musikern, die uns durch die Jahre begleitet haben. Ich verstehe nichts von Musik; ich liebe Melodien, das ist alles. Und das, was die Lieder bewirken. Das Evangelium selbst ist ja eine Melodie. Ich verstehe nichts von Musik, aber ich war immer entschlossen, aus dieser Kirche einen Ort zu machen, an dem sich Ihnen die Tür in die andere Welt öffnet. Aber ist nicht alles, hier und dort draußen die Welt Gottes? Nein, ist es nicht. Da draußen ist zu viel Widerstand, zu viel Dummheit, zu viel Hässlichkeit, als dass ich sagen könnte: alles göttlich. Hier in der Malteserkirche sollte kein Widerstand sein, sondern Offenheit; keine Dummheit, sondern Geist; keine Hässlichkeit, sondern Schönheit. Die Malteserkirche sollte ein Kunstwerk sein. Deswegen bin ich den Musikerinnen und Musikern dankbar. Nicht denen, die nur einmal hier waren, spielten, bezahlt wurden und gingen. Aber denen, die hier musiziert und verstanden haben. Denn sehen Sie: Die Musiker, die in der Malteserkirche spielen, müssen nicht gläubig sein, aber sie müssen einen Sinn haben für diesen Ort, für die Riten, vielleicht für das Heilige – und für Ihre Seelen. Wir hatten großes Glück, solche Frauen und Männer hier zu haben. Wirkliche Könner*innen und Verstehende. Danke. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören