Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Hochfest der Aufnahme Marias in den Himmel 15. August 2022

15/08/2022 


Die Predigt zum Anhören

„Maria machte sich auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa.“

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Was macht Maria eigentlich? Wie stellen Sie sich diese Frau vor? Wie sie dasitzt für alle Zeit, das Kind auf dem Schoß? Oder steht sie erhaben in der Landschaft wie eine einsame, freundliche Königin? Oder wartet sie für immer beim Kreuz, voller Glauben und Schmerz?

Wir vergessen die Bewegung dieser Frau. „Maria – die Frau unterwegs“, könnte man sagen. Auf dem Weg zu Elisabeth, ins „Bergland von Judäa“. Auf dem Weg nach Bethlehem. Auf dem Weg nach Ägypten, ins Exil. Auf dem Weg zur Hochzeit in Kana. Auf dem Weg zu ihrem Sohn. Der sie vor dem Haus stehen lässt. Dann der Weg mit ihm zum Kreuz. Denn sie saß ja nicht an irgendeiner Ecke der Stadt, sie ging ihm nach. Sie sah ihn, die ganze Zeit. Dann wieder auf dem Weg, hinauf in den Saal, wo die anderen sind und sie zusammen beten werden. Und nun auf dem Weg in den Himmel. Mariä Himmelfahrt oder besser: Fest der Aufnahme Marias in den Himmel.

Aufbruch – Weg – Ankunft. Wer stirbt, bricht auf.

So viele Wege – und nun: angekommen. Endlich da. Maria ist endlich da.

Von den äußeren, den körperlichen Wegen dieser Frau wissen wir, die innerlichen Wege ahnen wir nur. Aber das liegt auf der Hand: Dass sie glaubte und dass der Glaube ein Weg ist. Wer glaubt, der geht. Er verändert sich.

Die ganze Zeit über hat Maria keine andere Sicherheit als das Wort Gottes. Glauben heißt: sich darauf verlassen, dass das, was Gott sagt, in Erfüllung geht. Auch wenn man keine Ahnung hat, wie das gehen soll. So geht Maria durch das Hören, das Annehmen und die Zustimmung, durch das Abenteuer, die Zurückweisung, die Ratlosigkeit, durch Feste und durch Schmerzen, durch Begegnungen und durch Einsamkeit. Und dann kommt sie im Himmel an.

Wir wissen nichts vom Himmel, beinahe nichts. Nicht, wie es dort aussieht, nicht, wie es sich dort lebt. Nur dieses wissen wir: Der Himmel, das muss doch zuerst einmal das große Aufatmen sein. Nach all den Wegen.

Wie viele Wege haben Sie bis jetzt gemacht? Nach Wien und retour, in den Weingarten und wieder nach Haus, in die Schule hier, in die Schule dort, vom einen Zimmer in das andere, von einem Arzttermin zum nächsten. Zu einem Rendezvous, zu einem Abschied. Wege, die so schwer sind, dass man kaum einen Fuß vor den anderen bekommt und Wege, auf denen man fliegt. Irrwege, Wege in Abgründe und dann der Weg der Umkehr in die gute Richtung. Am Ende des Lebens sind wir müde von all diesen Schritten und wünschen uns nur noch, endlich anzukommen. Aufgenommen zu werden. Das große Aufatmen: Das ist der Himmel. Das und unendlich viel mehr. Dieser Festtag sagt Ihnen: Freue dich auf den Himmel!

Maria wird aufgenommen im Himmel. Und nicht nur das. Maria wird heute nicht nur aufgenommen; sie wird bestätigt. Dieser Tag feiert ja bloß nicht eine Ankunft, sondern ein Willkommen. Jetzt ist Maria am richtigen Platz. Zu Recht ist sie im Himmel. Sie wird bestätigt, liebevoll: das Entzücken Gottes an seinem vornehmsten Geschöpf (das vornehmste Geschöpf Gottes ist eine Frau). – „Die du im Himmel gekrönt hast“, beten Sie im glorreichen Rosenkranz. Genau das ist gemeint: frohe, feierliche Bestätigung dieser Frau. Die Magd wird Herrscherin.

Maria ist angekommen. Sie wissen, was das heißt? Dass sie aufgebrochen ist. Wie wollen Sie im Himmel ankommen, wenn Sie nie aufgebrochen sind? Glauben Sie mir: Jeder Aufbruch am Sonntagmorgen hierher in die Kirche ist ein Schritt in den Himmel. Sie werden erwartet. Nicht vom Pfarrer… Ist das nicht toll: Jemand wartet auf uns! Brechen Sie also auf; gehen Sie Schritt um Schritt. Maria „eilt“ in das Bergland von Judäa. Um zu bleiben. „Und Maria blieb etwa drei Monate bei ihr.“

Und was macht Maria im Himmel? Ganz einfach: anbeten und bitten. Sie betet Gott an. „Ich bete dich an!“, das sagt man nicht leicht. Das sagt nur die begeisterte Liebe. Maria im Himmel, begeistert von Gott, hingerissen. Und dabei doch unsere Mutter. Sie bittet für uns.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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