Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Hochfest der Dreifaltigkeit, 12. Juni 2022

12/06/2022 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Wer zu einfach denkt, macht sich das Leben schwer.

Eine Frau wird plötzlich krank. Ein Mann hat einen Unfall. Wie kann Gott das zulassen? So fragen viele – und wenden sich enttäuscht und bitter von Gott ab. Wird das Leben dadurch leichter? Wird es leichter, wenn Gott schuld ist?

Till Schweiger (Sie wissen, wen ich meine?) verlor seinen Glauben, weil Gott seinen Hund nicht rettete, damals, vor vielen Jahren. Obwohl Till gebetet hatte! Gott ist also schuld am Tod des Hundes, an der Krankheit der Mutter, am Unfall des Freundes, am Erdbeben, am Krieg und an der Klimakatastrophe. Daran, dass eine Familie im schönen Eigenheim lebt, ist Gott nicht schuld. Das hat der Papi ganz ohne Gott geschafft.

Ich denke: Am Krieg in der Ukraine ist Putin schuld. Vielleicht, vielleicht aber auch, so genau weiß ich es nicht, die Nato. Oder Amerika. Oder „die Juden“. Aber gewiss nicht Gott! Die einen Menschen sind schuld am Krieg und die anderen Menschen werden ihre Opfer. Auch Kinder. Soll Gott die Kinder retten, die jungen Soldaten aber nicht? Gott ist am Krieg höchstens insofern schuld, als er die Erde mit Menschen bevölkert hat und nicht nur mit Möwen. Ich denke übrigens auch, dass nicht Gott an der Klimaveränderung schuld ist, sondern Menschen (womöglich sogar die, die sagen: Es gibt keine Klimaveränderung).

Mein Rat: Lassen Sie Gott aus dem Spiel! Vor allem dann, wenn Sie sich jahrelang keine Sekunde um ihn geschert haben. Fragen Sie sich, so nüchtern wie möglich: Warum sollte Gott mich retten? Was habe ich für ihn getan? Bringen Sie Ihre Gedanken in Ordnung. Dann sind Sie wahrscheinlich ratlos, aber nicht frustriert. Fassungslosigkeit ist besser als Frustration. Staunen ist besser als Grollen.

Was ist das für eine Welt, in der süße kleine Hunde sterben? Ich würde gerne zurückfragen: Welche Welt hätten Sie denn gerne? Eine, in der Sie entscheiden dürfen, wann der Hund stirbt? Sie, aber nicht Gott? Eine Welt, in der eine Frau das Recht hat, über das Leben des Kindes in ihrem Bauch zu entscheiden, wo Gott aber kein Recht hat?

Was ist das für eine Welt? Die Kirche antwortet: Es ist eine gute Welt, – die vom Menschen verdorben wird. „Ich glaube an Gott, den Vater, der alles geschaffen hat, Himmel und Erde.“ Ihre Worte, jeden Sonntag. Gott hat alles erschaffen. Alles. Können Sie alles überblicken? Alles verstehen? Die sichtbare und die unsichtbare Welt? Behalten Sie dies als Erstes: Wir wissen so gut wie nichts von der Welt, die Gott erschaffen hat. Sie ist zu groß für uns.

Gott hat alles erschaffen. Weil es von Gott kommt, ist es gut. Gott kann nichts Schlechtes erschaffen. Was uns schlecht erscheint, kommt daher, dass vieles nicht zusammenpasst und dass wir frei sind. Wir sind frei zu entscheiden, uns im Auto anzuhängen. Wenn einer fünf Vierterl trinkt und sich dann nicht anhängt und wenn die Gesetze der Schwerkraft gelten, dann landet der Fahrer womöglich im Graben. Wer ist schuld? Der, der die Naturgesetze gemacht hat oder der Typ am Steuer, der es cool findet, ohne Gurt, angesoffen zu schnell zu fahren? Soll Gott ihm das Steuer führen? Das hätten die Leute immer erst dann gern, wenn etwas passiert ist. Wer ist schuld? Die Leute, die ihre Häuser am Abhang eines Vulkans bauen oder der, der die Natur gemacht hat, nach der ein Vulkan irgendwann ausbricht? Im Leben stößt Vieles zusammen. Mit Gott hat das erstmal nichts zu tun.

Der Vater im Himmel hat die Welt erschaffen, die wir nicht verstehen können. Und die wir verdorben haben. Das konnten wir, weil wir frei sind. Wäre es Ihnen lieber, Gott würde Ihnen jede Tat diktieren? Von so was träumen die Herren Zuckerberg und Musk, aber doch nicht Sie hier! Sie sind ganz gerne einigermaßen frei. Sie sind bloß nicht bereit, den Preis dafür zu zahlen. Den zahlt ein anderer. Der Sohn.

Um einmal sehr menschlich von Gott zu sprechen: Gott respektiert sein eigenes Werk; deswegen wird er keinen einzigen Menschen je wieder auslöschen. Sie hier sind ewig. Es war gut, dass er Adolf erschaffen hat. Es war schlecht, was Adolf daraus gemacht hat. Gott schaut sich nicht eine gewisse Frau Brunthaler an und denkt: Na, lieber doch nicht. Noch mal neu! Gott ist selig, Frau Brunthaler erschaffen zu haben und respektiert Frau Brunthalers Freiheit. Er lässt sie handeln. Aber sie ist ihm nicht egal. Ganz und gar nicht.

Gott wird mir helfen. Er wird mich retten. So ich will. Wie alle anderen Menschen habe auch ich meine Freiheit nicht immer richtig genutzt. Ich habe das Gute nicht getan und Böses angestellt. Es gibt keine unschuldigen Menschen. Hier kommt der Sohn ins Spiel. „Für uns Menschen und zu unserem Heil“ hat er gelitten, ist begraben worden und am dritten Tage auferstanden nach der Schrift. Die erste Tat Gottes war die Erschaffung der Welt. Die zweite: die Erlösung der Welt. Sie wird vor allem dem Sohn zuschrieben. Ein Gott, ein einziger Gott – in drei Personen. Damit wir überhaupt irgendetwas sagen können von Gott, werden den drei Personen besondere Tätigkeiten zugeschrieben. Und dennoch tut der Vater nichts anderes als der Sohn. Der Sohn tut, was der Vater tut. Ein Gott.

Der Vater erschafft die Welt. Der Sohn erlöst die Welt. Der Heilige Geist verbindet die Welt mit dem Vater und dem Sohn. „Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der gesprochen hat durch die Propheten.“ Menschen hören. Kommen zum Glauben. Folgen dem Sohn. Finden den Vater. Das ist das Werk des Heiligen Geistes – im Menschen.

In der Welt, in der Erlösung, im Leben: Überall begegnen wir der Dreifaltigkeit.

Die Welt bestaunen. Die menschliche Freiheit fürchten und ehren. Für die Erlösung danken. Sich auf den Himmel freuen. Das ist die richtige Art, die Dreifaltigkeit zu verehren.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

Johannesgasse 2 - 1010 Wien - Österreich | T: +43 1 512 72 44 | E: smom@malteser.at

X