Fest des hl. Antonius von Padua, 13. Juni 2022
Fest des hl. Antonius von Padua, 13. Juni 2022 Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes „Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe.“ Nur den Armen? Uns hier nicht? Sie sind doch nicht arm, oder? Arm sind die Menschen in Moldawien oder Flüchtlinge, die nicht mehr besitzen als ein Plastiksackerl. Ist das so einfach mit der Armut? Oh ja! Und nein. Stünde jetzt einer auf und sagte: „Ja! Ich bin arm!“, ich würde ihm glauben. Denn ich bin überzeugt, dass die Armut, um die es hier geht, nur am Rand mit Geld zu tun hat. Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch arm ist. Armselig. Bedürftig. Miserabel. Denn jeder braucht. Wohl nicht Häuser und Grundstücke, aber ganz sicher braucht jeder einen anderen Menschen. Wir sind arm, weil wir andere Menschen brauchen. Nicht bloß so, sondern um zu überleben. Wer keinen anderen Menschen hat, gar keinen, der geht zugrunde. Am gebrochenen Herzen. – Es heißt beim Propheten Isaias auch: „Er hat mich gesandt, damit ich alle heile, deren Herz zerbrochen ist.“ Wann ist Ihr Herz zerbrochen? Meines liegt schon lange in Stücken. Die Lesung spricht von Armen, von Männern und Frauen, deren Herz gebrochen ist, von Gefangenen und Gefesselten, von den Traurigen und von den Beschmutzten. Ich habe keinerlei Mühe, mich unter diese Gestalten einzureihen. Und ich würde sehr viele von denen, die mir im Leben begegnet sind, mitnehmen. Eigentlich alle. Ich kenne keinen Menschen, der reich ist, dessen Herz ganz geblieben ist, der völlig frei ist, der niemals traurig ist und sich nie die Hände schmutzig gemacht hat. Jeder, der auch nur ein Quäntchen Macht hat, wird schuldig. Macht führt immer zu Schuld. Jeder Vater, jede Mutter macht irgendwann etwas falsch. Jeder Priester. Denn wie sollten wir jedem gerecht werden, den wir treffen? Wie sollten wir uns nie irren? Wie sollten wir immer gut sein, wir, die wir doch schlechte Menschen sind? Ich kenne keinen Menschen, der durch und durch gut ist. Und immer nur gut war. Doch, einen einzigen. ER ist die gute Botschaft. „Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe.“ Wir brauchen das alle: eine frohe Botschaft. Aber was soll das genau sein? Was wäre für Sie die frohe Botschaft? Für mich wäre die frohe Botschaft ein Lotto-Gewinn. Damit könnte ich allerhand Unruhe stiften. Oder wenigstens jemand, der im September meinen Hausstand nach Bayern zaubert. Im Ernst: Manchmal denke ich, es gibt keine frohe Botschaft für diese Welt. Die Liebe hält nicht, der Körper wird krank, die Idioten übernehmen immer wieder die Macht. Seit 2000 Jahren wird das Evangelium verkündet und es hat die Menschen nicht geändert. Es sind immer nur wenige, die wirklich glauben. Was wäre die frohe Botschaft für Sie? Das Evangelium? Das ist jetzt nicht Ihr Ernst, wenn Sie ehrlich sind. Ich kenne nicht viele, die sich am Evangelium freuen. Die wirklich sagen können: Das Evangelium ist die frohe Botschaft meines Lebens. Und wenn ich so einen träfe, würde ich ihn fragen: Was sagt das Evangelium denn? Was sagt die Bibel? Oder Jesus? Oder die Kirche? Was genau? – „Dass wir brav sein sollen“, sagen mir die Kommunionkinder. Ist das die große frohe Botschaft Jesu: dass wir brav sein sollen? Ist „Du sollst!“ die frohe Botschaft? Das kann nicht sein. Die frohe Botschaft des Evangeliums ist vielleicht: Du bist geliebt. Oder: Alles wird gut. Im Himmel. Oder: „Ich bin bei euch alle Tage…“ ER ist die frohe Botschaft. Es gibt ja wirklich Menschen, die andere froh machen. Fußballer? Ja, sicher. Ein paar Spiele lang machen die andere froh. Der Papst? Ist der Papst dazu da, uns froh zu machen? Mich hat Madonna mal froh gemacht, vor 40 Jahren, einen Tanz-Abend lang. Unter Zuhilfenahme von Bier. Antonius von Padua ist ein anderes Kaliber. Er ist am 13. Juni 1231 gestorben und macht bis heute viele Menschen froh. Fragen Sie die, die in dieser Kirche vor seinem Bild stehen und um seine Hilfe bitten. Warum macht er Menschen froh? Wegen seiner Predigten? Gewiss nicht. Man kann sie nachlesen, tut aber keiner. Ich denke, es ist, weil er ein Freund Gottes war. Weil die Kirche ihn bewundert. Weil schon andere ihm vertraut haben und nicht enttäuscht wurden. Er hilft. Er macht andere froh, weil er ein guter Mensch war. Weil es also möglich ist, ein guter Mensch zu sein in dieser unmöglichen Welt. Und wie wird man ein guter Mensch? Die Spur findet sich in der Lesung: „Er hat mich gesandt, damit ich alle heile, deren Herz zerbrochen ist.“ Ein guter Mensch wird man nur mit gebrochenem Herzen. Pech für die, die ihr Herz viel zu früh abgeschaltet haben… Die „im Herzen voll Hochmut“ sind. Wie ist ein zerbrochenes Herz? Es ist offen. So wie das Herz, das mit einer Lanze geöffnet wurde. Und wie sieht das aus, ein geheiltes Herz? Wie neu? Alles wieder gut? Nein, das zerbrochene und geheilte Herz trägt Narben, aber es schlägt. Es liebt. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören