Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Darstellung des Herrn, 2. Februar 2022

02/02/2022 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Simeon und Hanna mögen von den leicht überdrehten Leuten gewesen sein, die man in jeder größeren Kirche trifft. Vielleicht waren sie der Heiligen Familie zuerst ein wenig unheimlich oder verdächtig. Aber das Herz der beiden alten Menschen war lebendig und sie sahen die Wahrheit. Das ist es, was zählt!

Und noch etwas: Beide waren alt. Und dennoch war ihr Herz voller Leben, und ihr Glaube war es auch. Beide waren Beter. Menschen, die gerne beten. Wer nicht betet, den berührt auch der Hl. Geist nicht weiter. Wer nicht betet, versandet.

Und weil sie so waren – lebendig im Herzen, gläubig, betend –, sitzen Simeon und Hanna heute zu Gericht über die Alten dieser Welt. Auch über die Alten in Mailberg.

Was bedeutet Alter? Vergangenen Sonntag habe ich den Herrn Grünwidl besucht, der wirklich noch nicht alt ist. Wir sprachen über die vielen Kranken, die ich in der Messe erwähnt hatte, und da sagte Herr Grünwidl etwas, was mich durch seine Nüchternheit und Klarheit beeindruckt hat. Er meinte: Es gibt einfach ein Alter, wo all das kommt, Krankheit, Ärzte, Untersuchungen, Warten, Sorgen. Das stimmt. Wir hoffen alle, es würde nicht stimmen. Nicht für uns, nicht für die, die wir lieben. Aber dann stimmt es doch. Sind wir darauf gefasst? Und vor allem: Haben wir angelegt, was es braucht, um damit umzugehen?

Ich verstehe immer mehr: Alter bedeutet Reduktion. Wir werden alt und dabei reduziert. Wir werden immer weniger (…)

Die Frage ist nur: Worauf werden wir reduziert? Auf Nichts? Bleibt am Ende einfach nichts oder fast nichts? Oder werden wir reduziert auf das Wesentliche? Kann es nicht sein, dass wir im Alter und in Krankheit schließlich nur noch Glaube sind, Liebe und Gebet?

Die, die gegen das Ende hin, im Alter fast gar nichts mehr sind, die nur noch dasitzen, die frage ich: warum? Hat Sie das Leben so erschöpft? Hat es Ihnen nie Zeit gelassen, Glaube, Liebe und Gebet zu sammeln? Oder wollten Sie einfach nicht?

„Oh, ja! Ich bete!“, sagen mir die alten Leute. Was man dem Pfarrer halt sagt. Was sie damit meinen: ein Vaterunser am Abend. Und der Rest des Tages? Was tun sie da? Ein Vaterunser in 24 Stunden, das ist kein echtes Gebet, nicht wahr?

Wie anders würden wir alle zusammenleben, wenn wir wüssten, uns darauf verlassen könnten: Die Alten beten. Unter uns. Für uns. Die Alten warten. Nicht auf „Sturm der Liebe“, oder dass der Tag vorübergeht sondern auf die Begegnung mit Gott.

Simeon und Hannah waren wartende Menschen. Sie waren glücklich zu warten und dann, eines Tages, zu finden: ihren Erlöser.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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