Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Zweiter Adventsonntag, 5. Dezember 2021

05/12/2021 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Übrigens: Warum gehen Sie zur Kommunion?

Anderes Thema. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich finde diese Welt doch sehr ordentlich. Überschaubar. Pastoralassistentinnen sehen hier wirklich aus wie Pastoralassistentinnen und Grafen wie Grafen. Oder haben Sie schon eine Theologin getroffen, die nach Chanel duftet? Türkenjungs, Künstler, Immobilienmakler, Querdenker, Kurz-Sympathisanten, Pfarrer: Alle kann man schon von Weitem erkennen. Verschiedene Regimenter, aber innerhalb des Regiments alles gleich. Gleiche Uniform, gleiche Sprache, gleiche Ideen. Aber – und jetzt wird es kantig – gleichzeitig überall der Anspruch, etwas ganz Besonderes zu sein. Ich. Ich habe meine Wahrheit. Ich bin ganz bei mir. Ich bin wie ich bin. Authentisch. Das aber bedeutet: Die Veränderung, das Arbeiten an sich selbst ist kein Thema. Man lernt natürlich Chinesisch oder Golfspielen. Aber nur um Karriere zu machen, nicht um den Charakter zu veredeln. Nicht um in den Himmel zu kommen. Da kommt man ja sowieso hin, auch ohne Anstrengung.

Uniformität und Selbstzufriedenheit lähmen die Gesellschaft. Und Müdigkeit. Viele sind heute einfach nur geschafft. Von der Realität, die ihnen die Nachrichten zeigen; vom Marketing, das überall Verbesserungen anmahnt. Viele wollen einfach mal in Ruhe gelassen werden. Bei der endlosen Schufterei im Job nicht auch noch an sich selbst arbeiten müssen! „Du bist perfekt!“ Das ist für die geplagten, überforderten Menschen die Freudenbotschaft. Nur stimmt sie halt nicht. „Du bist perfekt!“, das geht als Überschrift im esoterischen Ratgeber-Büchlein. Aber kein Mensch kann, ohne rot zu werden, einem anderen ins Gesicht sagen „Du bist vollkommen!“ Weil es nämlich niemals wahr ist.

Und so stecken wir fest irgendwo zwischen Erschöpfung, Hochmut, Trägheit und blödem Aktivismus.

Vom Evangelium herauf bis noch in die Zeit meiner Eltern sagte der Glaube immer: Sei bescheiden, aber nicht selbstgefällig. Arbeite an Dir. Bekehre dich, ändere dich. Lass die Gnade dich verändern. Erst heute gilt: alles gut! Deswegen sind Konflikte nur lästig, aber nie nützlich oder gar geboten. Alles gut! Deswegen wird in der Kirche nur noch gebastelt, aber nicht mehr gerungen. Alles gut! Deswegen ist der Advent Hektik und Stagnation gleichzeitig. Müde Trägheit, Feigheit, Selbstgefälligkeit lähmen die Leute, und X-y-z-Beschäftigungen treiben sie bis zur völligen Erschöpfung. Wie soll das gut gehen? Hilft die Religion?

Die Religion sagt im Advent: „Wachen und Beten!“ Genau das, was keiner wirklich will. Lieber zehn verschiedene Sorten Krapferln backen und elf Weihnachtsfeiern organisieren, als in vier Wochen auch nur eine Stunde zu wachen und zu beten. – „Wacht und betet!“ Natürlich traut sich kein Katholik, offen zu widersprechen. Genau das sollten Sie aber tun, denn nur dann ginge etwas vorwärts. Nur dann würde der Blick neu und frei werden. Und Ihr nerviges Unbehagen am Glauben würde vergehen. Sie würden echt werden – und Weihnachten ein Fest. Ein Fest der Seele.

„Eine Stimme ruft in der Wüste: Macht ihm die Straßen eben!“ Schluchten, Berge, Hügel: alles abtragen. Damit alles gleich wird und platt? Nein. Damit wir weit sehen können! „Und alle Welt wird das Heil Gottes schauen.“

Sie sollen die Landschaft Ihres Herzens aufräumen, Sie sollen ebnen. Damit Sie freien Blick auf Gott haben. Sie sollen etwas tun. Die Lesungen des Zweiten Advents sind voll von Aufrufen zum Handeln: Geht Gott entgegen! Aktiv, energisch, zielgerichtet. – „Bekleide dich mit dem Schmuck der Herrlichkeit!“ M. a. W. gehe beichten, empfange fromm und ernsthaft die hl. Kommunion, dann wird deine Seele strahlen „im Schmuck der Herrlichkeit“.

Oder auch dies: sich für das Evangelium einsetzen. Beurteilen, worauf es ankommt. M. a. W. mutig werden, gescheiter werden.

Vorhin habe ich Sie gefragt: Warum gehen Sie zur Kommunion? Eng damit verbunden ist diese Frage: Warum gehen Sie nicht mehr zur Beichte? Dieser Tage habe ich gelesen: Eine Sünde, die gleich gebeichtet wird, kann ihre Kraft nicht entfalten. Die Sünde aber, die man behält, anstatt sie in der Beichte wegzugeben, die entfaltet ihr Gift und bereitet weitere, neue Sünden vor. Und die Seele erblindet. Mir war der Gedanke nicht ganz neu, aber doch ungewohnt, lange vergessen, und ich scheue mich selbst noch, ihn umzusetzen. Aber ich ahne, dass es wahr ist und dass ich etwas tun muss. Das ist der Punkt: Wir müssen etwas tun für unsere Seele. Und zwar etwas, das uns Weihnachten nicht erschöpft erleben lässt, sondern geheilt, gestärkt, hell.

Also nicht: Alles ist gut. Nicht: Es ist gut, wie ich bin. Nicht: Einfach mal sein lassen, einfach mal dasitzen und nichts tun. Nein: handeln!

Doch ich tue nichts. Blödsinn halt. Oder wollen Sie Kochrezepte und Weihnachtskarten als Sinn des Lebens ausgeben? Ich tue nichts, weil ich bleiben will wie ich bin. Unbedingt. So wie ich mich kenne. So vieles ist neu, so vieles ist vergangen, so vieles hat sich verändert: Da soll doch wenigstens ich bleiben. Gott aber will einen neuen Menschen aus mir machen. „Einen anderen Christus“, traut sich Paulus zu sagen. Gott will auffüllen, was an mir Lücken sind und Abgründe. Gott will abschleifen, was an mir hart ist und hochmütig. Gott will mich heimführen „im Licht seiner Herrlichkeit“.

Und ich? Und Sie? Wir haben schlussendlich nur diese Alternative: sitzenbleiben oder hören: „Steh auf, Jerusalem, und steig auf die Höhe!“ Hören und handeln.

FÜRBITTEN

Unser Alltag ist voller Sorgen. Sie hindern uns, Christus entgegenzugehen. Vater im Himmel, gib uns innere Ruhe, lass uns aufatmen, lehre uns zu sehen, was wichtig ist und was nicht, lass nicht zu, dass wir von Christus getrennt werden. – Stille

Im Tagesgebet heißt es heute: „Führe uns durch dein Wort und deine Gnade.“ Die Kirche hütet das Wort Gottes. Die Sakramente schenken seine Gnade. Wir sind dankbar und beten um Liebe zur Kirche. – Stille

„Steh auf, Jerusalem, und steig auf die Höhe!“ Christus, nimm uns die Verzagtheit und die Trägheit. Gib uns den Geist des Aufbruchs. – Stille

Wir müssen Entscheidungen treffen. In Liebe. Wahre Liebe braucht Einsicht und Verständnis. Heiliger Geist, entzünde in uns das Feuer der reinen Liebe. – Stille

Ukraine, Taiwan, Äthiopien. – Farbige, Frauen, Flüchtlinge, Kinder. Wir beten um Freiheit, um Gerechtigkeit und um Sicherheit. – Stille

Wir beten um das Ende der Pandemie und um den Zusammenhalt aller. – Stille

Wir beten um den Fortbestand des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens. – Stille

Wir beten um einen guten Priester für Mailberg. – Stille –

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

Johannesgasse 2 - 1010 Wien - Österreich | T: +43 1 512 72 44 | E: smom@malteser.at

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