Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Dienstag, 19. Oktober 2021, 29. Woche im Jahreskreis

20/10/2021 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„… so werden durch den Gehorsam des einen die vielen zu Gerechten gemacht werden.“

Alles klar?

Der eine, das ist Christus; die vielen, das sind Sie.

Durch den Gehorsam Jesu werden Sie zu Gerechten gemacht. Warum? Weil nur Gerechte in den Himmel kommen werden. – Das große Unternehmen des Fegfeuers, der Läuterung wie man heute besser sagt, dient ja nur dazu: den Menschen gerecht zu machen, also gottfähig. Aber das nur nebenbei.

Der Gehorsam Jesu bringt Sie in den Himmel. – Ist Erlösung so einfach? Ist das Kreuz so einfach?

Jedenfalls nicht einfach in dem Sinn, dass alles bei Christus läge und Sie nur das Endergebnis beträfe. Das wäre ein Ablauf, ein Deal, was immer, aber ganz sicher keine Liebe. Zur Liebe gehören zwei.

Sie müssen also auf Jesus reagieren; sein Gehorsam braucht eine Antwort von Ihnen. Sie geben sie täglich. Immer dann nämlich, wenn Sie beten: „Dein Wille geschehe.“ In diesem Moment wünschen Sie sich, dass geschehe, was Gott will. Sie wollen also genau das, was auch Christus will. Er wünscht es mit allen Fasern seiner Existenz, Sie wünschen es sich schrittweise, stückweise… aber doch.

Sein Gehorsam trifft also auf Ihren Gehorsam. Denn was bedeutet zu sagen „Dein Wille geschehe“ anderes, als gehorsam sein?

Eingestiegen sind Sie im Moment Ihrer Taufe. Da haben Sie den Geist Christi empfangen. Sein Leben wurde Ihr Leben. Sein Gehorsam wurde auch Ihr Gehorsam. – Falls Ihnen das fremd vorkommt, dann nur deswegen, weil Sie Ihre Taufe noch immer nicht realisiert haben.

Gehorsam – das tönt harmlos bis widrig. Es wird etwas angeschafft, es wird etwas getan, alles gut. Sie müssten längst ahnen, dass diese Sichtweise auf den Kasernenhof passt, aber nicht zu Christus. Nicht zu dem, was zwischen Gott-Vater und Gott-Sohn geschieht. Was ist zwischen beiden? Liebe, nicht wahr? Die Liebe hat aber die fatale Tendenz, aufs Ganze zu gehen. Sie wissen das. Wenn Sie je verliebt waren, wenn Sie ein guter Vater oder eine gute Mutter sind, wissen Sie das.

Weil der Gehorsam Jesu aus der Liebe kommt, kann er gar nichts Sklavisches oder Niedriges haben. Jesus ist gehorsam und frei zugleich. Das löst den Gehorsam aber nicht in Harmonie und Fröhlichkeit auf; – etwas, das die heutige Gute-Laune-Kirche völlig verdrängt. Am Kreuz leuchtet kein Regenbogen.

Am Ölberg empfindet Jesus tödliche Angst. Mit letzter Kraft stellt er sich der Katastrophe. Er erfasst, was er augenscheinlich nicht bestehen kann, – und auf das er doch freiwillig zugegangen ist. Der Gehorsam trifft hier auf das Leiden, das den Menschen überfällt und das er nicht bewältigen kann.

Bedenken Sie: Wir kennen den Tod irgendwie schon. Durch die Erbsünde und die persönliche Sünde werden wir mit dem Tod bekannt. Jesus hingegen ist der Lebendige Gottes, der Mensch gewordene Sohn Gottes, ohne jede Sünde. Für ihn ist der Tod total fremd.

Gleichzeitig tritt er in diesen Stunden am Ölberg ein in die Solidarität mit den Sündern der ganzen Welt. Er erfährt die Sünde aller.

Und weiß um die Vergeblichkeit seiner Bemühung. Er weiß, dass auch nach seinem Kreuzesopfer viele ihr Leben zum Verrat an Gott missbrauchen werden.

Und so ringt Jesus darum, dass der Kelch vorübergehe. Den Kelch, vor dem er jetzt zusammenbricht, hatte er beim Abendmahl mutig noch ergriffen. Jetzt stimmt er nur noch in einem Nebensatz zu: „…doch nicht wie ich will.“

Jesus sagt einmal: „Ich und der Vater sind eins.“ Aber die Bitte um das Vorübergehen des Kelches trifft auf das Schweigen des Vaters.

Jetzt ahnen wir, was Gehorsam bedeuten kann. Jeder von uns wird auf seine Weise den Kelch der Ohnmacht und der Armseligkeit zu leeren haben. Vielleicht bis zum Grund.

Und dann? Ohne dass sich irgendetwas geändert hätte, fängt Jesus neu an. Aus seinem ausgeleerten Herzen kommt die Kraft zum Aufbruch. Wo wir am Ende sind, wird Gottes Kraft siegreich; sie vollendet sich in unserer Schwäche. Gott wischt unsere Schwäche nicht weg; seine Gnade fährt nicht als eine spürbare Kraft in uns hinein. Wir haben sie – und fühlen sie nicht.

Die Gnade wirkt. Das ist alles. Mehr haben wir nicht. Wir haben alles.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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