Konklave – Die Geheimnisse der Papstwahl
Allein der Buchtitel macht schon neugierig: Wer wüsste nicht allzu gerne, was sich in einem Konklave abspielt? Autor Hubert Wolf, Professor für Kirchengeschichte an der Universität Münster, weiß mehr. Von Richard Mischak Die Gläubigen aller Welt kennen oft nur das Ritual des Einzugs der Kardinäle in die Sixtinische Kapelle, den Schornstein auf dem Dach, aus dem schwarzer oder weißer Rauch aufsteigt, und dann die Präsentation des neu gewählten Papstes auf der mittleren äußeren Loggia der Peterskirche mit den Worten „Habemus papam“. In diesem Buch werden viele Hintergründe zur Papstwahl erläutert, Detailfragen erarbeitet und beantwortet – wie etwa: Wer wählt den Papst? Wer kann überhaupt Papst werden? Was macht den Papst zum Papst? Und besonders spannend: Wie geheim sind Papstwahlen? Dieses Buch erklärt anschaulich, was tatsächlich passiert: Wie die Wahl im Detail abläuft, von welchem Moment an der Gewählte Papst ist, warum das Konklave erfunden wurde und wie die Kardinäle zu den einzigen Wählern und schließlich zu den einzig Wählbaren wurden. Zur Sprache kommt auch der Papstrücktritt, der zur Regel werden und die Aura des Amtes beschädigen könnte. Besonderes Augenmerk gilt den Neuregelungen Johannes Pauls II., durch welche die Wahl sakraler, weniger weltlich und noch geheimer geworden ist. Zur Geheimhaltungspflicht der Kardinäle gibt es generell unterschiedliche zeitliche Ebenen: Die Phase der Papstwahl selbst, die Phase unmittelbar nach Ende der Papstwahl und die Phase der historischen Forschung über die Auswertung von einzelnen Konklavetagebüchern. Bis zur Papstwahlordnung von Johannes Paul II. von 1996 und seinem Archivgesetz von 2005 konnte man die Unterlagen der Konklaven mit den Ergebnislisten der einzelnen Wahlgänge im Vatikanischen Geheimarchiv ohne jede Einschränkung konsultieren. Neben vielen historisch interessanten Details geht Autor Wolf auf spezielle Aspekte wie das Designationsrecht des Kaisers und die Reduktion der Mitwirkung von Klerus und Volk ein. Er erwähnt die Jahre 1057/58, als der neue Papst zum ersten Mal in der Geschichte der Kirche von Kardinälen gewählt wurde. Man erfährt, dass sich Kaiser Franz Josef 1903 gegen den führenden Papstkandidaten ausgesprochen hatte, weil er ihn für zu frankreichfreundlich hielt. Am 12. März 1939 erfolgte zum letzten Mal die Krönung des Papstes mit der Tiara, dem absoluten Symbol des Papsttums. Am Ende seines Buches zeigt Hubert Wolf schließlich auf, wie eine zeitgemäße Wahl ablaufen könnte, die zugleich den Ursprüngen des 2000 Jahre alten Amtes gerecht wird. Alles in allem ein sehr lesenswertes Buch! Hubert Wolf, Konklave – Die Geheimnisse der Papstwahl, C.H.Beck 2017, 220 Seiten, ISBN: 978-3-406-70717-9, 19,95 Euro Dieses Buch haben wir in unserer Zeitung „Die Malteser“ – Ausgabe 2019/3-4 – vorgestellt!Wer wählt den Papst?
Neue Regeln, neue Wahlordnung
Letzter Einspruch von Kaiser Franz Josef