Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Hochfest Johannes des Täufers, Aufnahme neuer Mitglieder in den Orden

03/07/2021 


Die Predigt zum Anhören

Hochfest Johannes des Täufers, Aufnahme neuer Mitglieder in den Orden,
Mailberg, 3. Juli 2021

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Zur Zeit des Herodes lebte ein Priester namens Zacharias, der zur Priesterklasse des Abija gehörte. Seine Frau stammte aus dem Geschlecht Aarons.“ Sie wissen, was das bedeutet? Beste Familie. Und nicht nur das. Sie „waren rechtschaffen und fromm und lebten in allem streng nach den Geboten.“ Die Eltern des Täufers hätten Malteser sein können: gute Familie, treuer Glaube. Aber natürlich gibt es einen Haken: „Der Engel stand auf der rechten Seite des Rauchopferaltars.“ Die Probleme beginnen mit den Engeln. Wenn die kommen, wird es wirklich ernst.

Jeder rechtschaffene Mensch wird jetzt fragen: Wozu? Wozu dieser Engel? Die Welt wäre doch schon schwer in Ordnung, wenn einfach alle „streng nach den Geboten Gottes“ lebten. Doch die rechtschaffenen Menschen bekommen keine Antwort. Es gibt eine Menge Fragen, auf die Gott nicht antwortet. Warum? Warum so? Warum ich? Keine Antwort. Der Engel tritt aus dem Schatten hervor und hebt an zu sprechen. Warum Johannes? Warum ein Kind? Warum nicht nur ein Moment, sondern ein ganzes Leben? Warum dieses läppische Ende: ein lange gekochter Weiber-Plan, ein Hieb, der König wendet sich ab, entsetzt: So beginnt unser Orden. Der alte, vornehme Orden des hl. Johannes beginnt im Dunkel und im Bruch. Das ist einfach die Geschichte. Geschichte kann man nur annehmen und leben; andernfalls muss man sie sich basteln. Was werden Sie tun mit der Geschichte? Das ist eine der Entscheidungen, die Sie heute treffen müssen. Ich rate Ihnen: Seien Sie der Geschichte gehorsam. Der ganzen. Denn so gehorchen Sie der Wahrheit. Das scheint mir ritterlich zu sein. Tricksen ist für Krämer.

Mit der Geschichte verstehen Sie, wer Sie von heute an sind als Ritter und Damen des Ordens. Die Geschichte, in die Sie heute eintreten, ist unbequem. Johannes ist unbequem. Weil er ein schwieriger Charakter ist? Oder weil er auf Gott verweist?

„Als seine Priesterklasse wieder an der Reihe war…“ So beginnt die Geschichte. Das bedeutet Ordnung, Routine. Sie kennen das. Und dann der Engel: die ungreifbare Macht, der neue Auftrag. – „Nein, er soll Johannes heißen.“ Schon das bedeutet einen Bruch, enttäuschte Erwartungen. „Was wird wohl aus diesem Kind werden?“ Es gibt Fragen. „Ich bin nicht das, wofür ihr mich haltet.“ Wer bist du dann? Das Rätsel Johannes.

Sie hier stehen in beidem: im sicheren Gefüge eines sehr alten Ordens und vor der verstörenden Persönlichkeit des Täufers, auf den dieser Orden sich beruft. Die heilige Kirche ist immer beides: leitende, schützende Tradition und anstoßender Geist. Sie berufen sich auf einen Propheten. Die Propheten stehen außen, dagegen, oft sogar gegen sich selbst. Also seien Sie nicht nur bestätigend, nicht nur immer mitten dabei. Seien Sie auch am Rand. Nicht aus Koketterie oder Hochmut, nicht um der Exklusivität willen, sondern weil Sie göttliche Dinge geschaut haben. Sie wissen, dass Sie in Ihrer Taufe gesalbt wurden zu Prophetinnen und Propheten. Lassen Sie sich ein auf die Engel, die aus dem Schatten treten. Seien Sie noch mehr als bloß tätig in guten Werken. Sie müssen von all dem nicht reden, aber Sie müssen wissen. Das bedeutet konkret: Leben Sie das Alleinsein vor Gott, die Einsamkeit des fahrenden Ritters, die Sehnsucht der Dame, die wartet. Leben Sie die Fremde. Damit stehen Sie nicht nur vor Gott, sondern auch bei den Menschen Ihrer Zeit. Die kennen das, gerade jetzt: Alleinsein, Einsamkeit, Warten.

Blicken Sie den Täufer an. Der Prophet ist einer, der schaut und ruft. Mehr nicht. Er kann nur Schritt vor Schritt setzen. Er hat keine Sicherheit. In dieser Welt wird immer dann gelitten, gequält und gemordet, wenn welche meinen, die Antwort auf alles gefunden zu haben, das unfehlbare System.

Der Malteser-Ritter braucht diese selbstgemachte Sicherheit nicht. Er braucht die Ordnungen dieser Welt nicht unbedingt, Beifall, Konventionen. Der Ritter hat Ehrfurcht vor dem Gott, der schweigt. Johannes in der Wüste: Schweigen. Jesus, der keine Antwort gibt und weggeht aus ihrer Mitte, schweigend. Das Schweigen vor der Hostie. Die Ehrfurcht vor dem Innersten.

Mit dem Ritter ist es wie in einem guten Western: Der Held plaudert nicht. Er kämpft und zieht weiter. Sie nehmen sich heute vor zu kämpfen: gegen das achtfache Elend dieser Welt, gegen die Angriffe auf den Glauben. Sie wissen, wo dieser Kampf beginnt? In Ihnen. Die Angriffe gegen den Glauben beginnen nicht „in den Medien“, „bei den Linken“ oder den Rechten, sondern in Ihrem Inneren. Jede Versuchung ist ein Angriff auf Ihren Glauben, was sonst? Die Verteidigung des Glaubens beginnt am Herzen.

Ich weiß, ich führe Sie über schwindlige Stege. Weil ich den Zeremonien misstraue. Das ist die große Gefahr solcher Feste: dass sie beruhigen. Von der alten Mailberger Kirche über die schönen Melodien und die heiligen Formeln bis hin zur hohen Gestalt des Prokurators: Alles spricht dafür anzuhalten. Hütten zu bauen. „Hier ist gut sein.“ Sie brauchen das nicht. Das ist nicht Ihr Auftrag. Ziehen Sie! Lassen Sie los. Und wie geht das? Indem Sie ernstnehmen. Die Kirche heute ist aufgeregt und unernst, Sensationen statt Stille, Geplauder statt Gedanken. Machen Sie das nicht mit. Einfach ernst nehmen, was die Hl. Schrift und die Liturgie sagen, Wort für Wort, Geste für Geste. Tagaus, tagein. Nicht das augenzwinkernde, lebenskluge, gemütliche „Alles halb so wild“. Ernstnehmen, was Sie reden und tun: nicht borniert-fundamentalistisch, sondern katholisch. Also fügsam und aufrichtig zugleich. Sie ahnen nicht, was da losgetreten wird in Ihrem Leben.

Und diese Feier soll ja etwas lostreten, nicht wahr?

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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