Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Fronleichnamsfest 2021

03/06/2021 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Wie kommt Jesus in die Hostie? Wissen Sie’s?

Wie kommt Jesus in die Hostie? Diese Kinderfrage – es waren tatsächlich Kinder, die sie mir neulich gestellt haben –, bringt Fronleichnam auf den Punkt. Das Fest macht ja nur dann einen Sinn, wenn Christus in der Hostie ist. Dass die Feuerwehr im Moment der Wandlung die Fahne senkt, stolz und feierlich, das macht nur dann einen Sinn, wenn der Herrgott da ist. In der Hostie. Sie senken die Fahne ja nicht vor dem Pfarrer oder bloß, weil es Brauch ist. Jesus Christus ist gegenwärtig in der Hostie: Alles andere sind schiefe Konstruktionen, feige Fluchten. Ja oder Nein.

Wie kommt Jesus in die Hostie? Antwort: durch ein Wunder. Wie sonst? Nichts in dieser Welt kann ein Stück Brot verwandeln in etwas, das es vorher nicht war. In jeder Messe wirkt Gott das Wunder der Wandlung. Sonst wäre die Messe nur Menschenwerk. Also beliebig und verzichtbar.

Sie glauben nicht an Wunder? Aber staunen Sie nie? Über gar nichts? Kennen Sie die Welt? Die ganze Welt? Nein. Niemand kennt das Universum. Diese Welt ist unendlich viel größer als das, was wir hier wissen und kennen. Schon jeder Blick in eine große Bibliothek oder in ein Fernrohr sagt einem das. Und deswegen kann es in dieser gewaltigen, furchtbaren, schönen Welt Tiefen geben und Höhen, Falten und Gründe, in denen Dinge geschehen, die wir für Wunder halten müssen. Weil wir sie nicht erklären können.

Wenn Sie mir immer noch nicht folgen wollen, dann denken Sie an den Moment, wo Sie zum ersten Mal Ihr neugeborenes Kind im Arm hielten. Ruft da nicht alles: ein Wunder!?Oder Sie denken an eine Musik, die mit einem Mal die Instrumente und die Musiker und die Noten hinter sich lässt und sich in die Höhe erhebt, Sie wissen nicht wie. Aber Sie hören und wissen: Das ist ein Wunder. Oder vor Ihnen steht ein Mensch, der Ihnen verzeiht. Einfach so, ohne Bedingung: das Wunder der Vergebung. Und wenn das alles noch nicht reicht, hier mein letztes Argument: Er hat es gesagt. Er hält ein Stück Brot in der Hand und sagt: „Das ist mein Leib.“ Jesus Christus hat es gesagt: Das genügt. Ich glaube!

Ein Wunder also. Die Wandlung des Brotes, die Verwandlung des Weines. Was einmal war, ist nicht mehr. Nur: wozu? Nur damit wir staunen? Nein. Ohne das Wunder keine Wirkung. Ohne das Wunder empfangen Sie nur ein Stück Brot. Wozu sollte das gut sein? – In der Tat gehen viele vor zum Altar, und ich spüre: Sie wissen nicht, wozu das gut sein soll. Sie tun einfach.

Das Wunder dient der Wirkung. Was ist die Wirkung der Kommunion? Eine Hostie im Bauch? Wozu? Das Ziel der Kommunion ist: Nähe.

Es gibt ein paar Wege, Nähe herzustellen. Das Einverständnis zwischen zwei Menschen bringt sie einander nahe. Sex bringt zwei Menschen einander nahe. Für ein paar Momente. Die wirksamste Nähe aber entsteht durch das Essen. Das Brot, das ich esse, verschwindet aus den Augen und wird in mir zu Energie. Näher geht nicht. Das Brot wird in mich verwandelt. Es stärkt mich, erhält mich am Leben. Deswegen wählt Jesus das Zeichen des Males und das Zeichen des Brotes. Damit wir verstehen: Wir leben von ihm. Nur halt nicht körperlich, sondern geistig.

Das Wunder ist zuerst körperlich und wirkt dann geistig. Es geht vom Essen zur Seele. Fronleichnam ist zuerst ein Körperfest. Wir essen, wir gehen, wir singen. Wir schauen, das vor allem. Fronleichnam ist zuerst Oberfläche, Außenhaut. Auf den ersten Blick ist heute alles Sehen. Und die Kirche sagt uns ja auch: „Seht an das Lamm Gottes!“ Aber wenn wir nur sehen und nicht fragen, gehen wir nachher heim, aus-gesehen, leer gesehen.

Deswegen muss es den Moment geben, in dem wir von der Oberfläche, vom Sichtbaren in die Tiefe gleiten. Den Moment der hl. Kommunion. „Empfange den Leib Christi!“ Unter der Gestalt von Brot. Vom Brot bleiben das Aussehen, der Geschmack, die Chemie, – aber nicht die Wahrheit. Das Brot ist nicht mehr Brot; es sieht nur noch so aus. Das Brot auf dem Altar wirkt nicht mehr körperlich. Von einer kleinen Hostie wird keiner satt. Es wirkt jetzt geistig. In der Tiefe.

Wie kommt Jesus in die Hostie? Durch ein Wunder. Warum kommt Jesus in die Hostie? Weil er es will, – und weil wir darum bitten. Sie, Sie selbst bitten darum, in jeder Messe: „Wir bringen dieses Brot vor dein Angesicht, damit es für uns zum Brot des Lebens werde.“ Sie beten um ein Wunder.

Wir können nur Brot. Sie in Mailberg können nur Wein, könnte man sagen. Aber wir brauchen die Wandlung. So vieles in dieser Welt muss gewandelt werden. Ich muss gewandelt werden, Sie auch. Doch wir haben keine Wunder-Macht. Wunder wirkt nur Gott. Deswegen bitten wir um die Verwandlung der Straßen, der Häuser, der Menschen in Österreich.

Und Jesus? Er bricht das Brot, teilt es aus und sagt: „Nehmt und esst. Das bin ich.“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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