Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Dritter Sonntag der Osterzeit, 18. April 2021

18/04/2021 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Hände, Füße, Fisch. Hier wird es schon sehr konkret… Füße riechen, Fisch riecht. Und Hände? Packen oder streicheln. Halten und schlagen. Hilft das? Hilft das Konkrete, Handfeste, das, was riecht, gegen Bestürzung und Zweifel? „Weshalb seid ihr so bestürzt? Warum lasst ihr solchen Zweifel aufkommen?“, fragt Er die Männer.

Sind Sie bestürzt? Zweifeln Sie? Sind Sie müde? Genervt? Besorgt? Wegen der Auferstehung? Oder wegen Corona? Oder weswegen?

Die Jünger haben ein großes Thema: Der, der tot war, lebt wieder, kann das sein, stimmt das? Das ist die Frage in jenen Tagen.

Was ist Ihre große Frage?

Wie können wir mit denen zusammenkommen, mit diesen Jüngern und mit diesen Frauen, von denen die Evangelien jetzt erzählen? Wenn wir nicht irgendwie mit denen zusammenkommen, bleiben wir allein. Dann sind wir keine Kirche mehr. Dann halten wir durch, wursteln uns durchs Leben, mehr nicht. Allein auf weiter Flur. – Kirche ist das, was von denen bis zu uns reicht. Eine große Gemeinschaft. Vielleicht das, was viele Menschen jetzt brauchen…

Was verbindet uns mit denen? Zuerst einmal die Geschichte. Hier in Mailberg bin ich jetzt Pfarrer. Vor mir waren das die Herren Steiner, von Fürstenberg, Sireisky, Stolz, Rabel. Davor, in den 60er-Jahren wird es schon sehr unübersichtlich, selbst für die wenigen, die sich noch erinnern können. Und wieder davor muss man schon in die alten Bücher gehen, um die Reihe der Namen verlängern zu können. Wieder davor ist gar nichts mehr: kein Name, kein Beweis, keine Kirche, kein Dorf. Nur Wald und Hügel, ein paar Bauern, manchmal Händler, die durchziehen und irgendwann der erste Missionar. Dieses Land hier wurde christlich; dann war das Christentum wieder verschwunden, dann kam es wieder zurück. Verworrene Wege. Aber doch Wege, Schritte, Worte. Mit denen, die erzählen (denn damals wurde erzählt) kommen die Geschichten, die Lieder, der König David, Noah und die Arche, Abraham, Maria, Johannes. Und immer wieder Jesus Christus. Wer ist das? Das ist der, der auferstanden ist. Von ihm erzählen die Jünger aus Emmaus den anderen. – Was erzählen Sie? Was erzählen Sie vom Glauben? Und wem?

Die Geschichte ist wichtig. Sie sagt Ihnen, wer Sie sind. „Ich bin ein Mailberger“, das kann man nicht sagen, nur weil man hier eine Wohnung hat; Mailbergerin ist man nicht nach zwei Monaten.

Die Geschichte sagt Ihnen nicht nur, wer Sie sind; sie sagt Ihnen noch viel mehr. Die Geschichte sagt Ihnen: Gott erfüllt, was er verspricht. „Alles musste in Erfüllung gehen“, sagt der Auferstandene zu den Jüngern.

Die Geschichte sagt uns: Das seid ihr. Das alles, von Abraham bis Mailberg. Und sie sagt: Das alles hat einen Sinn.

Geschichte allein reicht nicht, es braucht auch einen Sinn. Das ist ja das Schlimmste: in der Geschichte zu stecken und keinen Sinn erkennen zu können. Wie jetzt gerade.

„Darauf öffnete er ihren Sinn für das Verständnis der Schriften.“ Jesus zeigt diesen Menschen, dass von Abraham, Isaak und Jakob ein Weg führt bis in den Saal, wo sie jetzt beisammen sind. Die Auferstehung ist ein Teil der Geschichte Israels. Er sagt Ihnen also: Alles, was war, hatte einen Sinn. Und was kommt, hat einen Sinn. Vertraut darauf. Ihr werdet es verstehen.

„Das sind doch bloß Gedanken!“, sagen Sie. Richtig. Aber Hände und Füße und Fisch, das sind nicht bloß Gedanken. „Darauf öffnete er ihren Sinn“ und ihre Sinne. Sie sehen. „Er nahm es und aß es vor ihren Augen.“ Sie hören. Sie legen ihren Finger auf seine Wunden. So ist das Christentum: körperlich und geistig. So ist die Auferstehung. Auferstanden ist keine Idee; die Frauen und die Jünger haben keinen fröhlichen Psychoschock, kein Erweckungserlebnis, kein Wunschdenken, keine Strategie. Sie sehen einfach nur. Sie sehen einen, der tot war und lebt: leiblich, körperlich, fleischlich, menschlich. Und doch anders.

Das Christentum ist konkret. Das Wunder ist konkret. Es gibt Halt. Wenn Ihnen die Sakramente zu „dünn“ sind, dann haben Sie die Gemeinde, die Alten, die „Witwen und Waisen“, die, die früher einmal der besonderen Sorge der Könige anvertraut waren. Das ist konkret.

Gleichzeitig ist das Christentum Sinn. Also Geist, Offenheit, Neuheit. Botschaft.

„Ihr seht, und es gibt einen Sinn.“ Das ist die Zusammenfassung des heutigen Evangeliums. „Lebt nicht allein für euch!“ Das sagt Jesus diesen Christen.

„In seinem Namen wird man den Völkern, angefangen in Jerusalem, die Bekehrung predigen.“ Bekehrung heißt einfach: die Chance. Es gibt eine Chance. Auch jetzt.

Damit sich das herumspricht, müssen die Völker etwas sehen und etwas verstehen. Und „die Völker“ sind ja längst Ihre Nachbarn, „die Völker“ spielen jeden Nachmittag mit Ihren Kindern am Spielplatz. Die Völker, das sind die Menschen, die einen Halt brauchen und Sinn.

Damit sich das Evangelium verbreitet, müssen Sie gute Menschen sein, die zu sehen sind. Und Menschen, die mehr wissen als die anderen. Die den Sinn kennen. Gutes tun und die Auferstehung: Das ist das Programm der Gemeinde.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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