Montag der 20. Woche i. J. – Ez 24
Montag der 20. Woche i. J. – Ez 24 Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes „Das Wort des Herrn erging an mich.“ So beginnt die Lesung aus dem Propheten Ezechiel. Und so beginnen die Probleme. Für den Propheten, aber auch für uns. Es ist nicht leicht mit Erkenntnissen, Offenbarungen, Behauptungen, mit Wörtern und Zeichen. Es ist nicht leicht mit den Menschen und mit Gott. Leicht ist es nur am Stammtisch. Wo übrigens auch Leute aus guter Familie und mit akademischen Titeln sitzen. „Das Wort des Herrn erging an mich.“ Wenn Ihnen einer das sagt, ein Verwandter vielleicht oder einer, der regelmäßig auf youtube spricht, was denken Sie dann? Einer setzt seine Lucy-Brille auf und sagt Ihnen mit wichtigem Blick: „Das Wort des Herrn erging an mich!“ Denken Sie dann „Okay, cool, lass‘ mal hören“? Oder denken Sie: „Der hat doch einen an der Waffel!“? Es stellt sich also das Problem des Vertrauens. Kann ich dem vertrauen? Da ist auch noch das Problem Gottes. Nicht nur ob es Gott gebe, ist die Frage, sondern auch, ob Gott zum Menschen spreche. Gibt es zwischen Gott und Mensch eine Kommunikation? Unsere ganze Existenz hier fußt auf der Behauptung, es sei so. Die Kirche lehrt: Gott spricht zum Menschen. Aber den Beweis, der alle überzeugt, wird die Kirche nie liefern können. Immer wird einer aufstehen und rufen: Gott spricht nicht. Und schon gar nicht zu dir! Und auch damit noch nicht genug. Der Mensch, der Gott hört, wird es nicht leicht haben (jedenfalls hoffe ich das). Gott sagt ja keineswegs nur das, was man gerne hört. Der Prophet hat Schwierigkeiten mit Gott auf der einen und den Menschen auf der anderen Seite. Er leidet. Zu leiden scheinen die katholischen und anderen Influencer nicht sehr, oder? Die katholische Kirche lehrt: Gott hat zum Menschen gesprochen. Durch die Schöpfung und durch Jesus Christus (zu dem der Alte Bund der Prolog ist). In der Schöpfung offenbart Gott seine Macht, seine Freiheit, seine Schönheit. Gott kann erfahren werden an Menschen, Dingen, Ereignissen: als der, der in allem wirkt. Als der Fordernde, der Andersartige, Heilige, Geheimnisvolle. Um das zu erkennen, genügt die Vernunft. Zu dieser natürlichen Offenbarung tritt die übernatürliche. Es gibt Wahrheiten, die wir nicht mit der Vernunft aus der Natur folgern können. Gott selbst muss sie uns zeigen. Kern dieser übernatürlichen Offenbarung ist dies: Gott ist einer in drei Personen, und der Mensch ist berufen, am Leben Gottes teilzuhaben. Das ist die wichtigste Botschaft der Kirche. Unaufgebbar, von allen immer und überall zu glauben. Alles andere ist zweitrangig, abgeleitet, ambivalent, offen. Deswegen lehrt die Kirche auch, dass Gott uns in der Schöpfung „nicht mit unmittelbarem Glanze, sondern nur in Verhüllungen“ entgegentritt. Die Kirche beobachtet die „Schwäche der geistigen Sehkraft“ und die „Trägheit des menschlichen Herzens“. Der Sünder ist in sich selbst und in die Welt verfangen. So bleibt die natürliche Offenbarung Gottes „schwer zu fassen“. Das heißt übersetzt ins Konkrete: einfach mal die Klappe halten. Nicht in allem sicher sein, suchen, fragen, zuhören. Es genügt nicht, einfach zu behaupten: Ich bin katholisch, damit man in allem Bescheid weiß und andere belehren und noch andere verurteilen darf. Das alles ist der Hintergrund dessen, was nun geschieht. Die Frau des Propheten stirbt. „Ich nehme dir die Freude deiner Augen durch einen jähen Tod. Doch du sollst weder weinen noch klagen… Verhülle deinen Bart nicht und iss kein Trauerbrot.“ Mit anderen Worten: Tue nicht, was man tut. Enttäusche die Erwartungen der Leute. Dieser Mann verliert die Frau, die er liebt und darf noch nicht einmal trauern. Warum? Damit die anderen verstehen, irgendwann vielleicht und zu Gott finden, irgendwann vielleicht. „Warum trauerst du nicht?“, sollen die Leute Ezechiel fragen. Sie sollen irritiert sein, damit Gott zugreifen kann. Gott wird verstanden auch in Brüchen und Skandalen. Was bleibt? Dass die Offenbarung hell und dunkel zugleich ist. Bedenken Sie das, wenn Sie über den Glauben reden. – Zweitens, dass die Offenbarung ein klares Ziel hat: Die Teilhabe des Menschen am Leben Gottes. Viele, viele andere Dinge – wie z. B. das Tragen von Masken – sind relativ. Auf dieser Ebene kann man verschiedene Meinungen haben. Die Maske ist ein Übel, mag sein. Aber vielleicht ein geringeres Übel, das ein größeres verhütet? Der Staat nervt, er macht Fehler. Aber am Anfang des Staates steht die Übereinkunft: Wir delegieren den Politikern einen großen Teil unserer Macht. Wenn uns die Entscheidungen der Politik nicht passen, haben wir Wahlen und Gerichte, um uns zu wehren. Aber nicht den Umsturz. Der ist reserviert für die Tyrannen. Kurz, Kogler und Merkel scheinen mir keine Tyrannen zu sein. Lukaschenko eher. – Ich empfehle den youtube-Gurus nicht nur eine smartere Technik, besser ausgesuchte Klamotten, sondern auch die Lektüre des hl. Alphons von Liguori und der Dominikaner (nicht der Jesuiten!). Die lehren den Probabiliorismus. Da geht es um den Umgang mit Meinungen. Oder Sie schauen in die Hl. Schrift. Dort wird klar: Wenn der Verkünder der Offenbarung nicht mit seinem Blut bezahlt hat, ist ihm nicht zu trauen. Das Leiden ist ein Argument. Glattheit nicht. Gott ist zu allem fähig, um dies zu erreichen: dass Menschen lebendiger werden und glauben. „Ich will nicht den Tod, sondern das Leben“, dieses Wort des Alten Bundes zeigt, worum es geht. Und es geht über in den Neuen Bund. „Was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?“ – Die Antwort Jesu ist einfach, still und klar: „Folge mir!“ Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören