Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

21. Sonntag i. J., 23. August 2020 (Erstkommunion)

23/08/2020 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Es gibt verschiedene Meinungen. Sehr gut. Doch manchmal ist nur eines richtig. Sehr oft kann man die Dinge so oder so sehen, aber manchmal eben nicht. Und dann? Scheiden sich die Geister. Man kann lange suchen, vieles ausprobieren, aber irgendwann muss das Leben seine Form finden, sonst zerfließt es, und es bleibt kaum mehr als ein alter Fleck. Man kann viele verschiedene Menschen treffen, Frauen, Männer, aber einmal wird man hoffentlich wissen: Die oder keine; der ist der Richtige. Nichts alberner und trauriger als die längst Erwachsenen, die noch immer nur spielen wollen. Dabei haben sie doch gar keine Luft mehr, zehnmal um den Tisch herum zu springen vor lauter Freude. Das können nur Kinder.

Alle drei Lesungen heute sprechen von einer Festlegung. „Er wird öffnen, und niemand ist da, der schließt. Er wird schließen, und niemand ist da, der öffnet“, heißt es beim Propheten Isaias. Ende Gelände. „Ich werde ihn als Pflock an fester Stelle einschlagen.“ Noch einmal Isaias. Im Evangelium ernennt Jesus seinen Apostel zum Felsen. Sie wissen doch, wie ein Fels ist: unverrückbar, fest, auch hart. Und Petrus sagt zu Jesus: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“ Hier gibt es kein Vielleicht mehr, keine Frage, keine Alternative: Jesus ist der Sohn Gottes, – des Gottes, aus dem und durch den und auf den hin die ganze Schöpfung ist. So schreibt Paulus. Sie hier sind aus Gott und auf Gott hin. Es ist so. Es steht fest seit Ewigkeit, und der Tag wird kommen, wo das jedem klar wird: „Ich bin auf Gott hin.“ Es gibt also Vielfalt und Veränderungen und Meinungen, Versuche, Fehlschläge, Erfolge, es gibt das Spiel und den Rausch, aber irgendwann gibt es nur noch Dich und Gott. Die heilige Kommunion ist die erste Ahnung davon: Ein Mensch trifft auf Gott.

Bei der Feier der Ersten Heiligen Kommunion gibt es, wie heute draußen in der Ordenspfarre Mailberg, einen Ritus, der das illustriert. Zusammen mit dem Kind, das zum ersten Mal in seinem Leben den Leib des Herrn empfangen wird, erneuert die Gemeinde das Taufversprechen. Das bedeutet: Sie entscheidet sich: für Gott, gegen alles Schlechte. Die Menschen in der Kirche versprechen, öffentlich, vor Zeugen, zu glauben und als Christen zu leben. Das ist etwas Festes, oder? Und jeder hier weiß es: Jesus Christus ist kein Mann des Sowohl-als-auch. Er ist das Entweder-oder.

Noch bevor es also um die Kommunion geht, geht es um Treue. Treue zu Christus und auch zur Kirche. – Ich kann Ihnen nicht sagen, wie dankbar ich an die Familien denke, wo die Eltern sich das Sakrament der Ehe spenden und dann ihre Kinder zur Taufe bringen und dann wiederkommen, Sonntag für Sonntag, weil sie versprochen haben, ihr Kind christlich zu erziehen. Denn das, einen Menschen christlich erziehen, das geht nicht ohne die Messe und ohne die Gemeinde. Wissen Sie, was die Klosterfrau, die uns damals auf die Kommunion vorbereitet hatte, auf mein Erinnerungsbildchen schrieb? „Bleib treu!“

In der Messe gehen heute die meisten zur Kommunion. „Man geht zur Kommunion.“ Gehört irgendwie dazu. Aufstehen, nach vorne gehen. Man nimmt den komischen Keks oder was immer das sein soll, steckt ihn halb im Weggehen in den Mund, schluckt ihn runter und ist wieder an seinem Platz. Wollen Sie, dass ein Kind das so erlebt? Es so von Ihnen lernt? Etwas, das aussieht wie nicht weiter wichtig, wie ein komisches Spiel oder eine leere Gewohnheit? Ich will das nicht. Ich will, dass sich auf das Kind, das die Kommunion empfängt, ein großer, heiliger, froher, tiefer Ernst herabsenkt. Weil es in der Hostie dem begegnet, der eben noch mit Petrus sprach.

Ich weiß, dass es viele gibt, die sagen: Das mit der Hostie, das glaube ich einfach nicht. „Heiliges Brot“ vielleicht, aber doch nicht Christus gegenwärtig in der Hostie. Ich weiß auch, dass viele die glauben, nur irgendwie glauben, nicht klar, nicht entschieden, nicht bewusst. Und ich bin überzeugt, dass daran die Messe und eine Pfarre kranken. Weil es einfach schief ist. Ungenügend. Falsch. Deswegen eine Frage an Sie alle: Was, wenn das wirklich „der Leib Christi“ ist? Die Hostie der Leib dessen, der in Bethlehem geboren wurde. Der Leib dessen, der auf dem See ging und Tote auferweckte. Die Hostie der Leib dessen, der das Abendmahl feierte. Der Leib dessen, der auferstanden ist, also lebt, ohne Raum und Zeit. Also hier in der Malteserkirche genauso gut wie Mailberg oder Rom oder in Mexico City. In der Hostie der Leib dessen, der das Oberhaupt der Kirche ist. Der Sie getauft hat. Denn nicht der Priester tauft: Christus tut es; nicht der Priester feiert die Messe: Christus tut es mit uns allen.

„Der Leib Christi!“, sagt der Priester, wenn er Ihnen die Hostie reicht, Sie antworten: „Amen!“ Übersetzt: Ja. Wenn Sie also wirklich den Leib des Herrn empfangen, den Auferstandenen, sein göttliches Leben, nicht in Ihren Bauch, sondern in Ihr Herz? Was ist dann? Überlegen Sie selbst.

Sie sehen den Menschen und Sie sehen die Hostie; das muss so sein. Was Sie nicht sehen: des Menschen Herz und den auferstandenen Christus. Das Eigentliche kann nur in der Seele stattfinden. Die wirkliche Kommunion ist der Moment, in dem ein Herz sagt: „Du bist Christus! Der Sohn des lebendigen Gottes!“ Und er erwidert: „Und du, Mensch, du bist meine Kirche.“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

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