Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Montag der 10. Woche im Jahreskreis, 8. Juni 2020

08/06/2020 


Die Predigt zum Anhören

(Lesungen vom Mittwoch der 10. Woche) 

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes 

450 hüpfende Pfarrer und ein gemeingefährlicher Irrer. So könnte man das Zusammentreffen Elija – Baalspriester auch beschreiben. Die klugen, die besonnenen, aufgeklärten Leute jener Tage werden das so getan haben, wenn sie aus der Distanz zusahen. Heute täten sie es wieder so, – wenn die klugen, aufgeklärten Leute sich denn noch irgendwie für Religion, Geistliche und Gott interessieren würden. Tun sie aber nicht. Die Religion ist nicht system-relevant. Zu Recht, vielleicht? Kein Wunder, dass der König Ahab lieber mit Propheten des Baal zu tun hat als mit Elias. Hüpfende Geistliche sind leichter zu kontrollieren als ein echter Prophet. Das ist gleichgeblieben. Siehe Trump und die evangelikalen Christen.

Stolz, herablassend, frech, gewalttätig, anmaßend, verwegen, bereit zur Eskalation: Elias zwingt die Entscheidung herbei. Einer gegen alle. Ein einziger für Gott. Den wahren Gott. – „Doch das Volk gab ihm keine Antwort,“ heißt es. Das kann natürlich Gleichgültigkeit gewesen sein; glaube ich aber nicht. Ich meine eher: Es muss diesem Volk den Atem verschlagen haben. Die Leute ahnten, dass sie nicht heil aus der Sache herauskommen würden. Dass sie nicht einem Mann Gottes begegnen können und dann gemütlich zum Heurigen gehen.

„Wie lange noch schwankt ihr nach zwei Seiten?“ Das ist modern. Die Menschen schwanken nach mehr als zwei Seiten. Und wenn sie meinen, Halt gefunden zu haben, dann klammern sie und toben. Warum steht keiner ruhig und aufrecht?

„Dann sollt ihr den Namen eures Gottes anrufen, und ich werde den Namen des Herrn anrufen.“ Das ist modern. Freie Konkurrenz der Religionen. „Der Gott, der mit Feuer antwortet, ist der wahre Gott.“ Das ist alt. Und ewig. Die Idee, Glaube mit Feuer zu verbinden, ist alt (wir dachten, sie sei aus dem Mittelalter; wir täuschten uns). Die Erkenntnis, dass dort, wo Gott ist, Feuer ist, das Feuer des Geistes, das Feuer der Liebe, diese Erkenntnis ist ewig.

„Dann riefen sie vom Morgen bis zum Mittag… doch es kam kein Laut.“ Das ist alt und sehr modern. Scharen von Religionsleuten auf der ganzen Welt rufen und rufen, doch es kommt kein Laut. Es bleibt Geschrei ohne Antwort.

Dann, mit einem Mal, Stille. Atemlose Stille. Und dann fängt das Wasser Feuer. Feuer vom Himmel. „Das ganze Volk sah es, warf sich auf das Angesicht nieder und rief: „Der Herr ist Gott!“

An jenem Freitag, gegen die zehnte Stunde gingen die meisten heim. Still. Aber diese Stille war anders. Niemand rief: “Der Herr ist Gott!“ Was war der Glaube der Menschen, die von Golgota nach Hause gingen? Konnten die noch an etwas glauben an jenem Abend?

„Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin gekommen um zu erfüllen.“ D. h. um zu vollenden. Jesus vollendet Elias. Er gibt hinzu, was Elias fehlt. Vor lauter Lust am Erzählen und Zuhören ist es vielleicht gar nicht aufgefallen, aber diese Messe ist eine Gegenüberstellung. Elias gegen Jesus. Jesus ist das Gegenteil des Propheten. Und was Jesus tut, wird bleiben „bis Himmel und Erde vergehen“ und darüber hinaus. Was und wie Elias tut, das vergeht. Es war vergangen mit dem ersten Wort, das Jesus sprach. Das Alte Testament ist kein Konkurrent des Neuen Bundes.

Die Gegenüberstellung von Lesung und Evangelium heute illustriert die Lehre der klassischen katholischen Theologie: Christus ist der Schlüssel zum Verständnis der Bibel. Ohne Jesus ist Elias nur ein faszinierender, erschreckender Mann, Gegner der Mächtigen, Verspotter der Religion. Aber nicht mehr. Elias ist eine Episode in der langen Geschichte der Beziehung zwischen Menschen und Gott. Jesus ist das Ende dieser Geschichte. Der lebendige Schlusspunkt.

Es ist wichtig, dieses Gefälle klar vor Augen zu haben. Dann erst wird es wichtig zu sehen, was Elias und Jesus gemeinsam haben. Beide stehen allein. Ein paar Prophetenschüler, ein paar Jünger, das zählt jetzt nicht. Vor dem Stoß aus nassem Holz, das doch gleich brennen muss, ist Elias so allein wie Jesus allein war in der Wüste, auf der Höhe des Berges, im Ölgarten (– seine Einsamkeit am Kreuz mit irgendeiner anderen Einsamkeit zu vergleichen, verbietet sich). Das also ist nicht überholt: Wer zu Gott gehört, wird einsam.

Elias wie Jesus stehen allein vor dem Volk: Das Volk ist die andere Gemeinsamkeit. Beide stehen vor der Menschheit. Die Menschheit, das Volk, die Gemeinde, jeder Einzelne: Das sind immer die zu überzeugenden. Elias muss überzeugen, Jesus muss überzeugen. Die Kirche muss es wieder und wieder.

Elias lernt: Es hat keinen Sinn, an das Volk zu appellieren. Es braucht Zeichen. Es braucht sogar Wunder. Das erste Wunder ist der Blitz, der nasses Holz entzündet. Das zweite Wunder ist das bekehrte Herz des Volkes.

Elias riskiert alles. Nun… sein Ansehen und das Ansehen seines Gottes. Jesus riskiert sein Leben. Und verliert. Das ist der große Unterschied. So geht der Weg. Erkennen Sie die Majestät dieser Wende? Es ist ein Weg ohne Umkehr, ohne Zurück. Elias ist ein Vorzeichen für Christus, aber Jesus Christus ist kein Zeichen für irgendeinen Menschen. Jesus ist ein Zeichen des Vaters. Das letzte Zeichen an uns.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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