Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Pfingsten 2020

31/05/2020 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Vorbemerkung – „Sie predigen immer nur über Gott und Gott…!“ Bitterer Tadel der Mailberger Mesnerin. Über was soll ich sonst predigen? Predigen über Sünde, Hölle und Verdammnis, Predigen über das sechste Gebot oder über Politik: Das war früher; das geht heute nicht mehr. Ein bisschen Seid-nett-zu-einander, das ginge. Aber da müsste ich speien.

Ich denke gerne über Gott nach. Ich werde ihm ja begegnen, an dem Tag, an dem ich sterbe. – Sie sind in einem Gotteshaus, in einem Gottesdienst. Sie sagen von sich, Sie seien Christen: Woran könnte es liegen, dass Gott Sie nicht interessiert? Fragen Sie nicht mich. Ich weiß es nicht. Ich habe Menschen, die sich nicht für Gott interessieren, noch nie verstanden.

Hauptteil – Ist Ihnen klar, was Sie tun, wenn Sie das Kreuzzeichen machen? Sie erledigen Jahrtausende von Religion, Glaube und Aberglaube. Sie machen eine Welt-Revolution. Allein mit dem Kreuzzeichen prägen Sie diese Welt im Guten. Ich wünsche, Sie wären stolz darauf!

Sehen Sie: Das Christentum gibt es seit 2000 Jahren. Es beginnt mit den Worten „Ich taufe dich auf den Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes.“ Aber schon davor gab es Jahrtausende lang Religionen. Alle glaubten sie an Dinge. An die Sonne, den Mond oder heilige Krokodile; die Mutter oder den Vater. Alles, woran die Menschen damals glaubten, konnte man sehen, anfassen, beschreiben, sich vorstellen. Und dann kam Jesus. Er sprach von Gott, der „im Geist und in der Wahrheit angebetet werden will“, nicht in Dingen. Er sprach von seinem Vater im Himmel. Was im Himmel ist, kann man nicht sehen und nicht festhalten, oder? Er sprach vom Heiligen Geist. Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes.

„Der Heilige Geist? Was soll das sein? Das kann ich mir nicht vorstellen“, sagen viele. Denen antworte ich: Das ist ja gerade das Tolle! Dass wir Christen an etwas glauben, das wir uns nicht vorstellen können: Das hat die Welt verändert! Denn es ist ja so: Je mehr man Bescheid weiß, je fester man etwas hält, je sicherer man ist, desto härter und intoleranter wird man. Wo es aber mehr gibt als das Sichtbare, wo es die Frage gibt und die Offenheit, da gibt es auch Freiheit. Man könnte beinahe sagen: Wer nicht sieht, sieht mehr.

Ein Teil der Menschheit glaubt bis heute an Götter, die man sich vorstellen kann. Ein Aktienpaket, ein Fußballverein, ein Auto: Alles Mögliche kann wie ein Gott behandelt werden. Christen glauben an den Heiligen Geist, an den Vater im Himmel und an Christus. Ein Bild kann man nur von Christus machen, nicht vom Vater im Himmel und schon gar nicht vom Heiligen Geist. Und weil das so ist, wird die wahre Religion frei und weit. – Die Nazis glauben an Gottheiten, die man sehen kann: den Führer, das Vaterland. Etwas, das man sich selbst ausgedacht hat, wird zu Gott gemacht. Man weiß, wo dieser Gott ist, kann ihn anschauen und fühlt sich sicher. Man hat keine Verantwortung mehr. – Sie wissen, wo das endet.

Es gibt eine Art von Religion, die sagt: Das ist Gott. Das kann ein Götterbild aus Stein sein. Auch eine Heiligen-Figur. Auch eine bestimmte, fixe Idee. Heute beten viele die Naturwissenschaft an. Sie fühlen sich dabei modern. Diese Wissenschaft ist eindeutig von Menschen gemacht; sie forscht, experimentiert, rechnet. Sehr gut! Aber dann beginnt sie, nicht nur die Natur zu erklären, sondern alles. Auch das, von dem eine Naturwissenschaftlerin nicht mehr weiß als eine Weinbäuerin. Die Wissenschaft fängt an und erklärt uns den Sinn des Lebens. Ein Physiker weiß plötzlich ganz genau, was die Liebe ist. Merken Sie, dass da etwas nicht stimmt?

Christus hat uns gezeigt: Gott ist kein Gegenstand. Gott ist Geist. Gott ist einer in drei: unausdenkbar. Wenn Sie Gott nur „Vater“ nennen würden, säßen Sie bald vor einer selbstgemachten Vater-Figur. So aber: Gott, einer in drei, Geist, unsichtbar. – In der Mailberger Kirche hängt ein Bild des Welten-Schöpfers. Niemand von uns käme auf die Idee, dieses Bild anzubeten. Wir halten es in Ehren, es führt unsere Gedanken weiter, mehr nicht. Denn wo Bilder und Dinge und Ideen angebetet werden, kommt unfehlbar der Moment, wo ein Kind aufsteht und ruft: „Aber das ist doch nur ein Bild!“ Und dann ist dieser Glaube hin.

Erkennen Sie, was Bild ist und was Ding und was Geist ist. – Konkretes Beispiel: Lourdes. Lourdes ist ein Segen, ohne Zweifel. Es ist aber auch ein Ort, eine Idee, viele Dinge, – die noch vor 200 Jahren nicht da waren. Die also relativ sind. Der wahre Glaube betet nicht Lourdes an, sondern Gott. In Lourdes und anderswo.

Wir Christen haben einen Glauben, der nicht mit dem Dogma beginnt und nicht bei den Bildern aufhört. Wir glauben an einem Gott, der über allen Bildern, Ideen und Namen ist. Und über allem Geschäft. Wir glauben an Christus, jenem Mann, den wir kennen und nicht kennen; der fort ist und da ist. Wir glauben an einen Vater im Himmel und an den Heiligen Geist. Schon die Worte „Himmel“ und „Geist“ sagen uns: Es ist ungreifbar. Weit.

Der wahre Glaube ist weit. Er besitzt nicht, sondern er liebt. – Goldene Kälber und heilige Bäume liebt man nicht, man besitzt sie. Oder nimmt sie anderen weg. – Und Sie lieben Ihr Kind, Ihren Mann, Ihre Frau doch nicht nur dann, wenn Sie es sehen, oder?

Dieser Pfingstglaube fragt, denkt, redet. Alle die Erkenntnisse und Erfindungen, mit denen wir heute leben, wurden möglich, weil Christus vom heiligen Geist sprach und nicht von den heiligen Dingen. Modern ist also nicht der, der die Religion für erledigt hält, sondern der, dessen Glaube freier wird.

Die Apostel brechen auf. Auf einen Weg mit Rückfällen, Irrtümern, Sünden. So ist der Weg der Kirche. Er dauert. Aufbruch geht nicht, ohne Abschied zu nehmen. Zu relativieren. Schauen Sie im Gehen auf Maria, auf die Kirche und auf Christus: Alle drei stehen nicht für sich selbst, alle drei halten nicht fest, sondern sie weisen hin. Sie weisen auf Gott. Den beten wir an, im Heiligen Geist.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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