Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Montag der siebten Woche der Osterzeit, 25. Mai 2020 – Joh 16,29-33

25/05/2020 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Wir achten jeden Glauben. Das Bauchgefühl respektieren wir noch mehr als das Gewissen. Noch die kleinste Spur des Christentums hegen wir mit unendlicher Geduld. Wer die Sakramente nie empfangen will, hat das Recht auf das gleiche Wohlwollen wie der Fromme. Jede Pfarre, jedes Kloster, jede Tagung lebt in dieser Welt aus freundlichem Respekt. Draußen tobt er Krieg. In den Medien darf jeder auf jeden losgehen. Aber wir sind freundlich, wir lassen Zeit, wir erhalten.

Jesus zertrümmert. – Dass er es auf andere Weise tut und mit anderen Zielen als die Trolle auf facebook, ist das Zweite. Das Erste ist: Jesus zertrümmert den Glauben seiner Jünger. Seiner Freunde. Jesus zerschlägt den Glauben seiner engsten Mitarbeiter. „Noch bevor der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“ Das sagt er Petrus ins Gesicht. Diesem Mann, der sich selbst als treuen, guten Freund sieht. – „Jetzt glaubt ihr?“, fragt er die Jünger (vielleicht auch die Jüngerinnen). „Glaubt ihr jetzt? Die Stunde kommt, und sie ist schon da“, da werdet ihr mich im Stich lassen. Alle. Ob er das vorwurfsvoll gesagt hat? Ärgerlich? Verächtlich? Das ist kaum vorstellbar. Eher ist da Ironie, Traurigkeit vielleicht und große Nüchternheit. Jesus weiß, wie die Menschen sind und liebt sie dennoch. Das ist die erste Grundlage der Seelsorge. Klugheit, nicht Naivität. – Finden Sie die Kirche, die Sie in den Pfarren erleben, klug oder naiv? Wo sich Naivität und Faulheit verbinden, Gedankenfaulheit, da wird es gemütlich. Bei Jesus ist es niemals gemütlich. Mit nur einer Frage treibt Jesus feine Risse in das Selbstbewusstsein der Männer und Frauen, die um ihn stehen und sich so sicher sind: Wir sind die Treuen. Eine Frage, und diese Selbstsicherheit ist weg.

„Jetzt glauben wir“, hatten sie Jesus gesagt, diese frühen Katholiken. Leute, die sicher sind. Wozu braucht es diese Sicherheit eigentlich? Warum treffe ich nur noch Menschen, die sich ihres Glaubens ganz sicher sind und Menschen, die ganz sicher sind, dass sie niemals glauben werden? Warum kann man nicht einmal etwas offenlassen? –Wir sind ein Paar. Wir sind kein Paar. Ich liebe. Ich liebe nicht. Die Regierung: alle Halunken. Die Regierung: alle Lichtgestalten. Die Demonstranten gegen die Beschränkungen: alle Narren. Die Demonstranten: alle Experten. Warum muss alles definiert werden? Und warum muss alles ausgesprochen werden? Kann man nicht warten, schweigen? Was weiß ich wirklich von meinem Glauben? Was wissen wir wirklich über den Weg aus der Krise? Sind Sie wirklich sicher, dass Sie lieben? Treten Sie nie einen Schritt zurück, um etwas in Ruhe zu prüfen? – Seine Ruhe, seine Klarheit und Feinheit: Jesus ist so anders als wir, so befreiend! Wie die Luft nach dem lang ersehnten Regen.

Der Glaube der Jünger ist unvollkommen. Stückwerk. Noch am Wachsen. Sie haben endlich verstanden, dass Jesus vom Vater gesandt ist; das glauben sie jetzt wirklich. Aber wie die meisten Menschen haben sie nicht genau zugehört. Sie haben zu früh kapiert. Jesus ist nicht nur vom Vater gesandt, er geht auch zurück zum Vater, zurück in die Herrlichkeit. Dann erst ist das Werk vollendet. Der Weg geht durch das Leiden. Das haben diese Männer und Frauen nicht verstanden oder einfach nicht hören wollen. Als ob das Ende der Geschichte nicht wichtig sei. Die Jünger folgen ihrer eigenen Logik, nicht den Worten Jesu. Sie hören nicht. „Jetzt glauben wir. Jetzt ist alles gut!“ Eben nicht. Eben noch nicht.

Können Sie warten auf das Ende der Geschichte? Kann sich Ihr Glaube entwickeln? Oder steht alles schon fest?

Jesus ist so frei! Jesus braucht unseren Glauben nicht. Sein Werk hängt nicht davon ab, was wir wann verstanden haben. Jesus, das ist Freiheit, Wahrheit, Liebe. Deswegen kann er seinen Jüngern so begegnen, wie er es hier tut: „Euer Glaube ist Stückwerk. Ihr werdet mich alle verlassen.“ Das ist die Wahrheit. „Aber ich bin nicht allein, der Vater ist bei mir.“ Das ist seine Freiheit. Und hier ist seine Liebe: „Dies habe ich zu euch gesagt, damit ihr in mir Frieden habt.“

Auch wenn unser Glaube klein ist und brüchig, ändert das nichts am Kern: an der Liebe zwischen Vater und Sohn. Sie hat die Welt besiegt, – nicht der Glaube der Christen.

Menschlich gesehen, ist Jesus allein. Aber der Vater ist bei ihm. Menschlich gesehen wird er leiden. Aber sein Tod ist schon überwunden. Er wird leiden, aber er weiß, dass er gesiegt hat.

„In der Welt habt ihr Bedrängnis“, sagt er ihnen. Das stimmt. Das gehört zur Welt. Wir müssen uns nicht mit Behauptungen gegen die Bedrängnis wehren; wir brauchen keine falsche Selbstsicherheit. Wir brauchen auch keine Flucht in einen imaginären Frieden, nach Lummerland oder in eine Welt, in der schöne Priester das „Ave Maria“ säuseln. Jesus sagt uns, was wir brauchen: „Habt Mut!“ Wer schon alles weiß, wer fest steht im Glauben, braucht keinen Mut mehr… Aber wer weiß schon alles? Wessen Glaube ist wirklich fest? Fest steht nur eines: „Ich habe die Welt besiegt.“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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