Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Montag der 1. Fastenwoche, 2. März 2020

02/03/2020 


Tun

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Sie tun. Allein heute: Sie haben geatmet, gedacht, geredet, getrunken, gegessen; Sie haben sich bewegt, Sie sind Schritte gegangen. Sie haben Entscheidungen getroffen. Manchmal interessiert sich jemand für das, was Sie tun, manchmal nicht. Sie tun, seitdem Sie auf der Welt sind. Manches bewusst, ganz viel, ohne nachzudenken. Das Leben besteht aus Gedanken, Worten und Werken. Und sogar aus nicht Getanem. „Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt…“

Und all das beginnt bei Gott. Gott handelt. Erst als Gott handelt, wird er für uns erkennbar. Gottes Tat: Das ist der Anfang der Offenbarung. Gott erschafft. Er gestaltet. Er spricht.

Und schränkt uns ein. Wir sind frei, so meinen wir, und Gott ist der, der uns einschränkt. Wie anders sollte man die beiden Texte dieser Messe verstehen? „Du sollst.“ – „Ihr sollt.“ – „Weil ich der Herr bin.“ – Viermal sagt Gott das dem Mose und den Israeliten: „Ich bin der Herr.“ Das ist der Anfang. Im Evangelium dann das Ende. „Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er…“ das Urteil fällen. „Ich bin der Herr und du wirst gerichtet werden“, mit dieser Botschaft gewinnt die Kirche keinen. Auch Sie nicht, oder?

Es sei denn, Sie gehören zum Volk Gottes. Es sei denn, Sie haben den Weg gemacht von Einsamkeit und Verstreuung und Willkür hin zu einer Gemeinschaft. Es sei denn, Sie gehören zu den „Geringsten“ und leiden unter der Gewalt der Mächtigen und sehnen sich nach einem, der Ihnen Recht gibt. Der dafür sorgt, dass man Ihnen hilft, wenn Sie in Not sind. Der dafür sorgt, dass man Sie besucht, wenn Sie krank sind oder Sie aufnimmt, wenn Sie alles verloren haben.

Alles das beginnt mit: der Tat. Nicht die Inhalte, Gebote, Vorschriften sind das Erste, sondern die Tat. Gott tut, wir tun. Die Lesung wie das Evangelium handeln von der Tat. Von der Ordnung. Vom Ziel. Von Verantwortung. Also von der Schönheit der Welt.

Sie hören die Worte der Schrift und Ihnen geht auf: Das ist die Welt, die ich will und brauche. Nicht die Welt des blinden Agierens, der Wut, des Hasses, der Un-Ordnung, nicht eine Welt mit Pseudo-Zielen oder ganz ziellos. Sie hören die Worte der Schrift und erkennen: Ich verzettle mich. Ich weiß nicht. Ich tue irgendwas. Meine Freunde oder meine Kinder finden keinen Sinn. Ich lebe in einer Welt, wo die einen versuchen, die wunderbare Fülle der Schöpfung in winzige Regeln zu zwingen und die anderen meinen, es werde nur gut, nur wenn sie alles Bestehende zerschlagen.

„Ich bin der Herr.“ Das wird mit einem Mal zum Trost. Das riesige Welt-Gebäude, dessen Höhen wir nur ahnen, dessen Weite wir nie durchqueren können, dessen dunkle Fundamente wir nicht kennen, dieses gewaltige Bauwerk wird gehalten von Gott. Von Gottes Tat.

Unser Tun ist relevant. Wir gestalten die Welt. Nach der Ordnung Gottes, nicht nach der Ordnung der Leute. Die Leute fragen nur: richtig – falsch? Bringt’s mir was, bringt’s mir nichts? Aber sie schauen nicht auf. Nicht auf zu Gott, nicht auf ihren Nächsten. Sie wursteln. Sie treiben irgendetwas. Man will gar nicht wissen, wer jetzt gerade, in diesem Moment wen betrügt, belügt, ausnimmt, manipuliert, zwingt, unterdrückt. Einen verflucht, der den Fluch nicht hören kann; einem ein Bein stellt, der nicht sehen kann. Die Menschen treiben bloß etwas. „Und sie werden weggehen und die ewige Strafe erhalten.“

Gott will, dass wir tun, handeln, schaffen. – „Erleuchte unseren Verstand“, heißt es im Gebet dieser Messe. Es geht nicht um Gefühle. Nirgendwo im Evangelium und in der Lesung ist von Sympathie die Rede. Noch nicht einmal vom Glauben an Jesus oder von der Liebe zu ihm wird da gesprochen. Die Gerechten im Evangelium sagen ausdrücklich, dass sie ihn nicht erkannt haben in den Armen. Sie haben einfach die Armen erkannt – und geholfen.

Es geht um Verstehen, Denken und Tun, Sehen und Handeln. Den Willen Gottes erkennen und tun. „Ich bin der Herr.“

Es geht darum, zu erkennen, was richtig ist und es zu tun. Nächstenliebe heißt nicht, einen jeden sympathisch finden, sondern ihm gerecht werden. Tun, was ihm zusteht, weil er ein Mensch ist. Eltern müssen ihre Kinder nicht ein Leben lang so lieben, wie sie sie geliebt waren, als sie klein waren. Und Kinder ihre Eltern nicht. Eltern und Kinder müssen einander gut sein, füreinander Sorge tragen.

Wer so handelt, immer und immer wieder, dessen Tun wird schön.

Solches Tun kommt aus der inneren Sammlung und der Beständigkeit. Alles Unnötige und Aufgeregte fällt fort. Das Tun wird leicht.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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