Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Im Gespräch mit Anita Bauer, Geschäftsführerin des Fonds Soziales Wien

20/05/2019 


Helmut Lutz MALTESER Care im Gespräch mit Anita Bauer über die künftigen Herausforderungen im Bereich der Pflege und Betreuung in Wien

Sehr geehrte Frau Bauer sie wurden im Mai 2018 einstimmig an die Spitze des Fonds Soziales Wien (FSW) berufen und sind somit die erste Frau die den FSW -das Herzstück der Wiener Sozialpolitik- als Geschäftsführerin leitet.
Dazu dürfen wir Ihnen herzlich gratulieren.
Sie betreten allerdings kein Neuland da sie ja bereits seit der Gründung des FSW für die verschiedensten Bereiche des FSW in führender Funktion tätig waren und als stellvertretende Geschäftsführerin den FSW auch über den jeweiligen eigenen Wirkungsbereich hinaus mitgestalten konnten.

˃ Den FSW zu übernehmen war für mich eine Bauchentscheidung. Es ist eine enorme Verantwortung und es bedarf viel Kraft, aber es ist eine sehr schöne Aufgabe und Ehre es machen zu dürfen. Ich werde von einem so tollen Team unterstützt, da sind so viele engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit Herzblut bei der Sache sind.

Wie sehen sie ihre zukünftigen Aufgaben und gibt es Bereiche die ihnen besonders am Herzen liegen und wo sie künftig einen noch höheren Unterstützungsbedarf sehen?

>Wir erleben gerade, dass es für alle unsere Zielgruppen schwieriger wird. Gerade im Bereich der Pflege werden in den kommenden Jahren noch mehr Menschen in Wien Unterstützung brauchen, das heißt wir brauchen gut ausgebildete Fachkräfte in den verschiedenen Bereichen. Dafür braucht es neben den finanziellen Mitteln auch die politischen Rahmenbedingungen.

In Anbetracht des demographischen Wandels, einer immer älter werden Gesellschaft, der Veränderung unserer Gesellschafts-und Familienstrukturen, zunehmender Urbanisierung und Migration wird eine Organisation wie der FSW zukünftig mit großen Herausforderungen konfrontiert sein.
Sehen Sie den FSW dafür gut gerüstet und was wäre aus ihrer Sicht unbedingt notwendig?

>Mit dem Strategiekonzept Pflege 2030 ist Wien gut aufgestellt. Dennoch müssen wir natürlich weiterhin flexibel mit sich ändernden Rahmenbedingungen umgehen. Wien ist eine Stadt der Vielfalt, was wir brauchen sind qualitätsvolle, individuelle und flexible Angebote, die für viele Menschen da sind. Wir benötigen innovative Lösungen im Hinblick auf eine immer älter werdende Gesellschaft. Zielgruppen müssen aber auch neu definiert werden. Unser Bild vom Alter ändert sich: 60 ist das neue 50. Und durch die Digitalisierung sinkt zum Beispiel die Nachfrage nach klassischen Angeboten wie Heimhilfe. Welche Angebote braucht die Zielgruppe zwischen 60 und 80 Jahren von der Stadt? Ab wann brauchen wir welche Pflege- und Betreuungsleistungen und für wie viele Menschen? Wie viele Spezialangebote werden benötigt werden? Allein der Bereich Demenz ist ein Kapitel für sich. Die unterschiedlichsten Disziplinen müssen sich mit dem Thema des Alterns auseinandersetzen.

Um den künftigen Herausforderungen im sozialen Bereich begegnen zu können werden wir eine noch  größere Solidarität, mehr Kooperationen und mehr ehrenamtliches Engagement benötigen.
Der FSW hat bereits jetzt eine hohe Anzahl von Partnerorganisationen und auch der Souveräne MALTESER Ritter-Orden ist seit vielen Jahren mit dem Haus Malta, Seniorenwohnsitz der MALTESER, als anerkannte Einrichtung des FSW Teil dieses Partnernetzwerks.
Derzeit ist im 3. Bezirk, ein neues Ordenshaus des Souveränen MALTESER Ritter-Ordens im Entstehen und soll 2021 bezugsfertig sein. Dieses Haus wird für rund 70 Bewohnerinnen und Bewohner Platz bieten. Begrüßen Sie solche „private“ Initiativen und können diese aus ihrer Sicht Vorbildwirkung haben?

>Ja unbedingt, denn je mehr unterschiedliche Köpfe sich Gedanken über eine Herausforderung machen, desto eher wird sich eine Lösung finden. Um den Anforderungen unserer Zeit gerecht zu werden müssen wir die Solidarität und die Hilfsbereitschaft in unserer Gesellschaft fördern und stärken, damit diejenigen, die Hilfe und Unterstützung benötigen, diese auch bekommen. D dafür braucht es professionelle und qualitätsgeprüfte Angebote, und ehrenamtliches Engagement kann eine wertvolle Ergänzung sein und eine Leistung abrunden. Ich bin davon überzeugt, dass das neue Ordenshaus des MALTESER Ordens diese Komponenten bestens vereinen wird.

Viele pflege- und betreuungsbedürftige Menschen ziehen es vor in ihrem eigenen zu Hause betreut und gepflegt zu werden. Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung in dem Bereich der mobilen Dienste.

>Der Wunsch geht eindeutig in Richtung bis ins hohe Alter zu Hause bleiben zu können und somit wird weiterhin ein Fokus auf die mobile Betreuung zu Hause zu legen sein. Hier werden wir zukünftig einen noch größeren Angebotsmix, wie zum Beispiel mehrstündige Alltagsbegleitung, benötigen. Aber vor allem brauchen wir noch bessere Entlastungs-und Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige, die ja die große Mehrheit der Pflegenden darstellt und die durch ihren Einsatz das System enorm entlasten. Aber pflegende Angehöriger brauchen Unterstützung. Und pflegende Kinder und Jugendliche sollte es bei uns gar nicht geben – diese Verantwortung darf nicht auf den Schultern von Minderjährigen lasten.

MALTESER Care, ein weiteres Hilfswerk des Souveränen MALTESER Ritter-Ordens, welches individuelle Pflege und Betreuung für Menschen zu Hause organisiert und sicherstellt, wird auch immer wieder als Lösungspartner bei komplexen Problemstellungen kontaktiert. Wie sehen Sie die Rolle solcher Organisationen, wie MALTESER Care in der künftigen Landschaft der Angebote des FSW im mobilen Bereich?

>Gerade im mobilen Bereich brauchen Einzelfälle oft ein spezielles Angebot. Eine kleinere aber hochqualifizierte Organisation wie MALTESER Care kann hier flexiblere Lösungen anbieten und das wird immer benötigt werden, wie uns die Erfahrung bereits mehrmals gezeigt hat.  Darauf beruht auch unsere Partnerschaft.

Liebe Frau Bauer darf ich mich bei Ihnen noch einmal ganz herzlich für das heutige Gespräch bedanken und ich hoffe, dass wir in Zukunft noch oft die Gelegenheit eines gemeinsamen Gedankenaustausches zu diesen wichtigen Themen haben werden.
Danke!

 

*Mit einem Budget von 1,73 Mrd. Euro und rund 1700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter organisiert, finanziert und vermittelt der FSW jährlich soziale Dienstleistungen für rund 130.000 Wienerinnen und Wiener. Das umfasst Leistungen der Pflege und Betreuung, Behindertenhilfe, Wohnungslosenhilfe sowie die Grundversorgung von Flüchtlingen.

Diesen Artikel finden Sie auch in der aktuellen Ausgabe unserer Zeitung „DIE MALTESER“ auf den Seiten 44 und 45!

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