Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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3. Sonntag der Osterzeit, 5. Mai 2019

05/05/2019 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Ein Mann fragt einen anderen Mann: „Liebst du mich?“ Peinlich, oder? Kein Wunder, dass sich die Kirchenleute seit jeher auf eine andere Bibelstelle stürzen, wenn es um das Papsttum geht: auf das berühmte 16. Kapitel des Matthäusevangeliums: „Du bist Petrus, der Fels. Was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein.“ Da geht es um Macht, nicht um Gefühle. Männersache also. – Was Sie eben gehört haben, der Dialog am Ende des Johannesevangeliums, ist da natürlich nur etwas für sentimentale Mystiker.

Ich finde diese Unterscheidungen und Regeln spießig und dumm.
Ich sehe, dass in beiden Bibelstellen Petrus ein Auftrag erteilt wird.
Ich sehe, dass Petrus beide Male eine Sonderstellung unter den Aposteln hat.
Ich sehe, dass es einmal um den Glauben geht (bei Matthäus) und einmal um die Liebe (bei Johannes). Die katholische Lehre sagt: Die Liebe formt den Glauben. Ohne Liebe kein Glaube.

Und jeder hier weiß, wie das erste aller Gebote lautet: „Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben!“ Nicht: Du sollst an ihn glauben. Nicht: Du sollst ihm gehorchen. Nein: Du sollst ihn lieben. Da wird auch der männlichste Mann sich der Frage stellen müssen: Liebe ich Gott?

„Liebst du mich, Petrus?“, fragt Jesus. Ich behaupte: Das fragt er nicht nur Petrus. Das fragt er jeden Mann hier, jede Frau, jedes Kind. „Liebst du mich?“

Vielleicht ließe das Unbehagen nach, wenn man sich anschauen würde, um welche Art von Liebe es hier geht. Was steht im Raum? Der Verrat des Petrus. Vor ein paar Tagen hat er Jesus dreimal verleugnet. Deswegen fragt Jesus jetzt dreimal: „Liebst du mich?“ Es geht zuerst um Vergebung, dann um einen Auftrag: „Weide meine Schafe!“ Sei ein guter Hirte!

„Weide meine Schafe! Folge mir!“ Es geht um Nachfolge – bis zur Angleichung: Jesus wurde gekreuzigt, Petrus wird gekreuzigt werden. Diese Liebe ist nichts für hysterische Frauen und feige Männer. Das ist eine Liebe, die von Gott kommt, nicht aus dem Unterleib. Eine Liebe, die mit Glauben und mit Treue zusammengeht. Das ist die Liebe der Christen, der Priester, der Väter, der Mütter, der Firmlinge…

Das Gespräch zwischen Jesus und Petrus stellt die Uhr auf null. Neue Zeitrechnung: Die Kirche beginnt. Mit einer Klarstellung: Petrus muss sich selbst entdecken. „Liebst du mich?“ Jesus ist kein verliebter Oberschüler, er fragt nicht für sich; er fragt, damit Petrus kapiert. Petrus muss verstehen: Ich habe verraten, mir wird verziehen. Ich liebe, deswegen habe ich einen Auftrag. Es wird schwer werden. Schwer, aber gut.

So beginnt die Kirche. Jetzt. Dieses Evangelium erzählt ja keine Geschichte von damals, sondern es handelt jetzt. Jetzt fragt Jesus den Papst, jeden Bischof, jeden Getauften: „Hast du mich lieb?“

Die Kirche ist immer beides: Geschichte und Anfang. Geschichte, also Schuld. Der Papst verleugnet Jesus, Sie verleugnen Jesus, ich verleugne Jesus. Und immer wieder wird vergeben. Immer und immer wieder ergeht das Wort Gottes: „Es werde! Es werde Neues!“ – Das bedeutet die Frage Jesu nämlich: „Liebst du mich? Jetzt, – egal, wie die Vergangenheit war?“

„Liebst du mich mehr als diese?“ Auch die anderen Jünger lieben Jesus. Aber Petrus am meisten. Warum? Weil er am meisten Mist gebaut hat und ihm am meisten verziehen wurde.

„Folge mir!“ – Wie geht das, einem Auferstandenen, einem aus einer völlig neuen Welt folgen?

Wer einem anderen folgt, macht nicht mehr das, was er selbst gerade will. „Ein anderer wird dich führen, wohin du nicht willst.“

Oder wie es in der Lesung heißt: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ Das kann nicht immer glatt gehen; Sie sehen es an den beiden Aposteln in der Lesung: Man will ihnen verbieten, von Jesus zu sprechen, Sie sprechen trotzdem und geraten in Schwierigkeiten. Nicht schlimm! So ist das.

„Weide meine Schafe!“ Meine! Die Kirche gehört nicht Petrus, nicht dem Papst, nicht Ihnen, nicht mir, sondern Jesus.

„Folge mir! Du hast einen Auftrag in meiner Kirche.“ Petrus wird mit einem Amt betraut, Taufpaten auch, Pfarrgemeinderäte, Firmlinge, Ordensleute… Alle haben ein Amt. Die einzige Bedingung: Liebe zu Christus. Petrus hat das kapiert, endlich. Seine Erfahrung hat ihn verändert. Er trumpft nicht mehr auf; er verspricht nichts Großartiges mehr. Nur dieses eine sagt er: „Du, du weißt, dass ich dich liebe.“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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