Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Karfreitag 2019

19/04/2019 


So ist die Welt.

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Sie müssen hinsehen, heute. Sehen: So ist die Welt. Wer lebt, stirbt. Basta. – Der Karfreitag ist also nichts Besonderes. Bis auf die Folter. Aber die ist auch nichts Besonderes in dieser Welt.

Wir hoffen immer, es bliebe uns erspart. Vielleicht haben wir Glück und bleiben verschont. Aber in Wirklichkeit ist die Welt so nicht. Jeder einzelne Moment des Karfreitags zeigt uns die Welt, wie sie ist. Ungerechtes Urteil, Feigheit, Gesindel auf den Straßen, körperliche Schmerzen, seelische Schmerzen, Gewalt, Einsamkeit: So ist die Welt. Ja, es gibt auch, mitten in all dem, Begegnungen, Hilfsbereitschaft, Zärtlichkeit, Treue, und man kann natürlich alle Hoffnung darauf setzen. Aber ändert das die Welt?

Wann war der Moment, in dem Johannes die Hoffnung aufgab? Hörte Maria irgendwann auf zu hoffen? Wann? Als der tote Jesus, ihr Kind!, in ihrem Schoß lag, so still, so schrecklich blass? „Und sie legten Jesus in den Schoß seiner Mutter.“ Wo kann es da noch Hoffnung geben? Woher nehmen Sie Ihre Hoffnung? Haben Sie überhaupt echte Hoffnung?

Wer nicht weiß, ob er noch Hoffnung hat und woher er sie nimmt, der kann auch mit dem Wort „Erlösung“ nichts anfangen und mit dem Karfreitag nichts. Hoffnung, Erlösung, Karfreitag: Sie gehören zusammen. Der Schrecken der Kreuzigung, das Entsetzen, die Traurigkeit: in Wahrheit alles nicht hilfreich. Es geht nicht um Gefühle. Es geht um Ihre Hoffnung und um Erlösung. Erinnern Sie sich, wie es heißt: „Der Frieden gestiftet hat durch sein Blut.“ Nicht um das Blut geht es letztlich, sondern um das, was es bewirkt: Frieden. Haben Sie Sehnsucht nach Frieden? Glauben Sie, dass es Frieden geben kann? Dann haben Sie Zugang zum Karfreitag.

„Wie haben ja nicht einen Hohepriester, der nicht mitfühlen könnte mit unserer Schwäche, sondern einen, der wie wir in allem versucht worden ist.“ Die Versuchung dauert an. Die Versuchung gegen die Hoffnung. Die Welt ist noch immer so wie an jenem Karfreitag und sie wird so bleiben bis zum Letzten Tag: gut und böse. Sie sehen die Erlösung nicht. Manchmal, ganz kurz; aber sofort ist da ein Gegenbeispiel. Sie können die Erlösung nur glauben. Weil sie keine Reparatur an der Oberfläche ist. Christus steigt tiefer.

Erinnern Sie sich an einen Moment, in dem Sie erkannt haben, dass in Ihnen nicht nur Gutes und Harmloses ist, sondern auch Böses? Sehen Sie, dass zwischen Gott und Mensch Krieg ist (Schöpfung, Menschen)? Verstehen Sie, dass diese Welt die große Versöhnung braucht? Wenn diese Welt mit Gott versöhnt wäre, – können Sie sich das vorstellen? Eine versöhnte Welt, das wäre noch viel mehr als eine Welt ohne Flugzeugabstürze, Krebs, Krieg, Dummheit… Eine versöhnte Welt wäre eine Welt mit Menschen, in deren Herz Gott wohnt. Wie wären Sie, wenn in Ihrem Herzen Gott wohnen würde?

Dass es überhaupt eine Nähe zwischen Ihnen und Gott geben kann, das ist das Werk Jesu. Das ist das Ergebnis des Karfreitags. Erlösung bedeutet: Gott kann uns Menschen wieder trauen. Gott sieht Jesus, der aus wahrer Liebe stirbt – und ist versöhnt. Das ist das Christentum. Am Kreuz hat Christus Frieden gestiftet. Ganz gewiss nicht den Frieden unter den Menschen, das ist offenkundig. Aber er hat die Möglichkeit geschaffen, dass Menschen Frieden mit Gott machen können. Das geschah am Karfreitag. Von Kreuz geht der Friede zum Altar. Vom Altar zu uns. Wir geben ihn weiter. Das ist möglich.

Sie müssen hinsehen, anrühren, handeln.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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