Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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3. Fastensonntag (Lesejahr C), 24. März 2019

24/03/2019 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Hl. Geistes

Der härteste Text in den Evangelien. Der Staat schlägt zu: Es gibt Tote. Die Natur schlägt zu: viele Tote. Aber Jesus ist nicht „tief betroffen“, „trauert nicht mit den Angehörigen.“ Jedenfalls steht da nichts, was die Seelsorger und Politiker von heute sagen würden. Stattdessen sagt Jesus: Alle haben den Tod verdient. Neulich waren es die Galiläer, dann die, die der einstürzende Turm erschlug, das nächste Mal seid ihr es. Der Tod trifft keinen Falschen (halten Sie durch?). Der Tod trifft uns nicht, weil Gott es sich so ausgedacht hat, sondern weil es richtig ist. Wer durch eine Katastrophe umkommt, hat es verdient. – Aber nicht mehr als alle anderen auch. Wer keinen Krebs bekommt, keinen Unfall hat, kein Erdbeben erlebt, hat einfach nur Glück gehabt.

Die Katastrophen neben uns werden zu Warnungen: „Macht Frieden mit der Wahrheit. Schaut hin, genau und ehrlich, und ihr werdet sehen, wohin es führt, was ihr tut. Zum Tod. Andauernd zerstört ihr Leben.“ – Das ist der Text hinter den Worten Jesu. So beginnt seine Rede an uns; was dann folgt, werden wir sehen.

Zuerst aber: Wir essen Mist und lassen Mist in unseren Verstand eindringen. Wir vergiften unseren Körper und die Umwelt. Wir nehmen Kindersoldaten hin und Kinderarbeit, wir nehmen es hin, dass Abtreibungen von der Krankenkasse finanziert werden, aber Eltern die Geburt ihres Kindes selbst bezahlen müssen. – Jedes Volk hat die Gesetze, die es verdient. Und die Regierungen: Die Italiener wollten Berlusconi; Hitler wurde gewählt; Stalin wird noch immer zugejubelt.

Wir leben unseren Alltag dahin und denken nicht viel nach. Aber in Wahrheit? Haben wir da den Tod nicht immer schon gewollt? Der Bursch, der rast, unangeschnallt, betrunken, – was will der wirklich? Das fünfzehnjährige Mädchen, das am Samstagabend zwei Flaschen Wodka trinkt: Was will sie wirklich? Der Mann, der sich im Keller um den Verstand trinkt? Die Frau, die sich zu Tode arbeitet? Wir ahnen, dass etwas Dunkles auf uns wartet. Der Tod erwartet uns. Der Tod ist das Normale – vielleicht. Haben Sie dieses kleine Wort gehört, vorhin, als das Evangelium, die „Frohe Botschaft“ verkündet wurde? „Vielleicht wird er doch noch Frucht bringen“, der dürre Feigenbaum.

Die vier Evangelien zeigen Ihnen zweierlei Jesus. Einen, der Sie zärtlich liebt und einen anderen, der Ihnen klar sagt, was Sie da tun. Letzteren treffen Sie heute. Und erschrecken vielleicht. Gut so. Wenn Sie aber aufpassen, dann entdecken Sie in der Schonungslosigkeit auch eine Hoffnung. Jesus bietet die Ausnahme an. Der Tod ist die Regel; die Ausnahme liegt darin: Gott will uns als seine Kinder bei sich haben, ewig, glücklich, lebendig. Ausnahmen gibt es aber nur für die, die den Mut haben, Ausnahmen zu sein.

Das Evangelium interessiert sich nicht für das Warum. Jesus gibt keine Antwort auf die Frage, warum die einen umkommen und die anderen nicht. Also nicht: „Warum?“, sondern: „Was können wir daraus lernen?“ Jesus zeigt uns, dass wir mit den Opfern der Katastrophen in einer einzigen gemeinsamen Geschichte stecken. Er sagt uns: Ihr werdet umkommen sie. Genauso zwangsläufig, genauso sinnlos, – wenn ihr nicht Frucht bringt. Was ihr tut, hat Konsequenzen. Er sagt uns: Es gibt eine Gnadenfrist. Es gibt eine Hoffnung. Aber sie ist limitiert. „Dieses Jahr noch…“ – „Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen, den dürren Baum.“

Also nicht Angst, nicht Urteil, sondern Hoffnung. Und Handeln. Nicht: Wird schon gut gehen. Sondern: Ich muss was tun. Wir müssen zusammen etwas tun. Wir dürfen keine Zeit verlieren.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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