Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Mariä Verkündigung, 25. März 2019

25/03/2019 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Drinnen ist es ganz still. Erst die Stille des Wartens. Dann ein paar wenige leise Worte. Nur die, die nötig sind. Draußen auf der Straße ist es laut. Der Lärm des Alltags, der Lärm der Stadt. Wer ihm aber nachhört, der bemerkt: Darunter ist der Lärm gegen Gott.

Die Litanei der Vorwürfe.

Gott ist fern. Gott ist unser Feind. Von dem wir uns befreien müssen, den wir bekämpfen müssen. Von Gott her kommt es, dass der Mensch die Schöpfung ausbeutet. Von Gott her kommt die Männer-Herrschaft und der Sklavengeist. Gott ist der große Polizist und der kalte Richter. Gott verdirbt die Seelen der Kinder. Sie haben Angst vor ihm. Gott ist der Tyrann mit blindem Willen. Er tötet diese und lässt jene leben. Er antwortet nicht auf unsere Fragen. Gott erhält das Unrecht in der Welt. Dabei könnte er doch… Gott ist die Rache. Immer nur Rache und Vergeltung.

„Der eine, wahre Gott.“ Wie freundlich die vielen Götter der Heiden waren. Kein Anspruch, kein Streit. „Gegen Gott! Fort mit Gott! Ohne Gott werden wir glücklich!“ So schreit es draußen und Sie hören es. Vielleicht haben Sie selbst schon mitgerufen im Chor gegen Gott.

Oder Sie wollen Gott verteidigen. Ich verstehe das so gut! Mir geht es wie Ihnen. Aber ich halte inne und mache mir klar: Gott kann nicht verteidigt werden. Weil Gott über allen Worten und Gesten steht. Verteidigt kann vielleicht Christus werden, die Kirche, der Glaube… Das ist etwas anderes.

In dieser Kirche treffen sich Frauen und Männer, die sich vorgenommen haben, den Glauben „entschlossen gegen alle Angriffe zu verteidigen“. Was sind ihre Waffen? Taten der Liebe an den Kranken und Armen, das vor allem. Manchmal Worte. Aber die Verteidigung des Glaubens beginnt mit der richtigen Art zu denken. Wo lernt man sie?

In jenem stillen Zimmer, von dem anfangs die Rede war. Hier werden die Vorwürfe gegen Gott stumm, ganz von selbst. Der Moment ist ganz einfach und ganz tief. Gott ist so anders: Hier ahnen wir es.

Die junge Frau (fast ein Mädchen noch, nach unseren Begriffen), sie wird gefragt um ihr Ja. Sie entscheidet mit im großen Plan Gottes.

Gott und das freie Ja: So ist Gott in Wahrheit.

Am Fest Mariä Verkündigung werden die Vorwürfe gegen Gott still.

Gott und das Ja der jungen Frau… Wie anders wäre diese Welt, wenn sie es verstünde, um ein Ja zu bitten! Wenn Männer auf das klare, ruhige Ja der Frau warten würden anstatt sich zu nehmen, was ihnen gerade einfällt. Wenn Priester auf das stumme Nein der Kinder hören würden (denn dieses Nein ist nur die andere Seite des freien Ja). Wie anders wäre die Welt, wenn mehr gefragt, mehr erklärt, mehr gewartet würde. Fragen! Nicht einfach nehmen. Warten. Hören. Denn all das tut der Engel des Festes.

Wir feiern den Tag, an dem Maria ja sagt. Sie wird gefragt. Sie muss nicht tun, was ihr angeschafft wird. Sie darf selbst fragen und dann antworten, wie sie es will.

In jenem Zimmer geht es nicht um das Ergreifen einer Chance; nicht um den Umsturz der Verhältnisse; nicht um die große, zündende Idee, die sich verkaufen lässt; nicht um die Eroberung der Massen und der Länder. Wie weit weg ist Maria von den Geschichtsbüchern!

Es geht in dem Moment zwischen dem Engel und der Frau nicht um die Erkenntnis, die die Welt verändert, nicht um den Befehl und die Macht. Und dennoch geht es um das Größte überhaupt: die Erlösung. Nicht nur dieser Welt hier: die Erlösung aller Schöpfung.

Der Engel hat nur seine Botschaft zu sagen, aber entscheidend ist Maria. Der Mensch entscheidet, ob er mitwirkt am Werk Gottes oder ob er draußen bleibt: nutzlos, heillos, verstrickt in die eigenen Geschäfte.

Maria kann in dem Moment gar nicht wissen, was geschehen soll und wie. Darin sind wir ihr ähnlich. Ehe, Elternschaft, Priestertum: Alle die großen Entscheidungen treffen wir gleichsam ahnungslos. Wichtiger als das umfassende Wissen ist die Bereitschaft.

Glaube ist Bereitschaft zum ganz Kleinen wie zum unendlich Großen. Der Glaube, das ist die Bereitschaft, zu wollen mit Gott zusammen.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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