Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Dienstag der 4. Woche im Jahreskreis, 29. Jänner 2018

29/01/2018 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Joab nahm drei Spieße in die Hand und stieß sie Absalom, der noch lebend an der Eiche hing, ins Herz.“ So ist das Leben. Sie wollen es nicht hören und nicht sehen und nicht sagen müssen, aber Sie wissen es: So ist die Welt.

So ist das Leben auch: „Da wurde der Tag der Rettung für das ganze Volk zu einem Trauertag, denn die Leute hörten an diesem Tag: Der König ist voll Schmerz wegen seines Sohnes“ (2 Sam 18). Der Tag der Rettung ist ein Trauertag, was richtig ist, freut keinen, es ist Friede, aber niemand ist erleichtert. So ist das Leben auch. Unklar.

Absalom war der Sohn des Königs David. Er führte Krieg gegen seinen Vater. Wer sich auflehnt gegen den König, lehnt sich auf gegen das Land und die Nation. Denn der König verkörpert, buchstäblich: verkörpert, das Land. Der ungerechte Angriff auf das Land, die Nation und den König wird abgeschlagen. Absalom, der sich mit seinem langen Haar im Gezweig der Eiche verfangen hat, wird getötet. So ist es richtig, die Strafe für den Aufrührer, der Sieg über den Feind, die einzige Chance für Frieden. Doch der König weint. Er hat seinen Sohn verloren.

Was erwarten Sie von der Kirche? Was ist Ihre Hoffnung? Sie erwarten, dass das Leben hier leichter wird. Wird es nicht unbedingt. Sie hoffen auf Klarheit, auf Gewissheiten: Lassen Sie es! Das Leben bleibt voller Fragen, voller Dunkel, voller Zwiespalt und Widerspruch, auch wenn Sie gläubig sind. Die Traurigkeit im Guten wird es immer geben und die Freude im Unrecht.

Noch einmal: Was erwarten Sie von der Kirche? Was kann die Kirche Ihnen geben? Es gibt nur eine Antwort: das Evangelium von Jesus. Manchmal kann die Kirche Trost geben, manchmal Schönheit, manchmal kluge Worte. Aber all das nie garantiert, nie überall und immer. In manchen Stunden gibt es keinen Trost, Kirchen können so hässlich sein, die, die darin reden solche Dummköpfe.

Aber sogar ein Dummkopf kann Ihnen sagen, was da steht. Das, was Jesus zu der Frau sagt, die – voll Angst und voll Hoffnung zugleich – sein Gewand berührt hatte. Jesus sagt ihr: „Geh in Frieden! Du sollst von deinem Leiden geheilt sein.“ Jeder kann Ihnen vortragen, was Jesus zu dem Mädchen sagte, das von seinen Eltern betrauert wurde: „Mädchen, ich sage dir, steh auf!“ Und auch das, was er den Leuten sagte, die dabei standen: „Das Kind ist nicht gestorben, es schläft nur.“ Und Sie, Sie können diese Worte Jesu hören. Sie können sie hören und wieder vergessen. Sie können hören und zweifeln.

Aber es gibt Zweifel und Zweifel. Ich spreche nicht von dem Zweifel, der kein Vertrauen gewährt, der zersetzt. Ich spreche von dem Zweifel, der Hoffnung schenkt. Da steht einer und schaut auf die Welt und auf das Leben, so wie es ist und versteht nichts. Noch immer weint der König, noch immer ist die Welt in Tränen. Aber der eine sieht es – und erinnert sich der Worte Jesu: „Geh in Frieden! – Steh auf! – Das Kind schläft nur.“ Und es kommt ihm der Zweifel, der ihm sagt: Vielleicht ist alles ganz anders.

Manchmal hat die Kirche nicht mehr als das zu geben, nur diesen einen Gedanken: Vielleicht ist alles ganz anders. Jenen Gedanken, der wie Licht in den Nebel dringt. Allererstes Licht, neuer Tag, neue Welt.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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