Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Fest des hl. Ignatius von Antiochien, 17. Okt. 2014 50 Jahre Malteser Betreuungsdienst (1964-2014)

03/11/2014 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Was tut Ihr da? Das ist die Frage, die den Christen von Anfang an gestellt wird. Was tut Ihr da? Wer seid Ihr? Was glaubt Ihr?

Der Bischof Ignatius von Antiochien, den wir heute auch feiern – ein halbes Jahrhundert Malteser Betreuungsdienst ist nicht das einzige Fest an diesem 17. Oktober 2014 – Ignatius also war einer der ersten Schriftsteller der Kirche, der sich den Fragen der Leute gestellt hat. Christen müssen wissen, was sie tun!

Was tut Ihr da? Das darf man also auch Sie, sehr verehrte Baronin Thierry und alle Damen des Malteser Betreuungsdienstes fragen. Und da ist eine Antwort, die ich wirklich großartig fände: Was tut Ihr da? – Wir brechen auf!

Auf den ersten Blick haben Anlässe wie der heute – das 50-Jahre-Jubiläum – etwas Rückblickendes, Bestätigendes. Wer aber genauer hinsieht, entdeckt auch: Aufbruch. Ohne dieses Element des Zukünftigen, Mutigen würden Sie enden als Museumswärterinnen oder Heimwehkranke. „Die gute alte Zeit.“ So sind Sie aber nicht! So ist die Kirche nicht. Sie wollen ja weiter gehen!

Das Datum, das Sie, liebe Baronin, für das Jubiläum des Betreuungsdienstes mir angegeben haben, fällt auf das Fest eines Theologen und Märtyrers der frühen Kirche. Ich nehme an, dass dahinter keine Absicht steckte und dass Sie auch nichts dagegen hätten, wenn wir heute Abend den hl. Ignatius beiseite ließen. Ich will das nicht tun. Sein Fest ist im Kalender ausgezeichnet als „gebotener Gedenktag“. Geboten, weil sein Andenken für die Kirche weltweit wichtig ist. Also werden wir ihn feiern – und herausfinden, was dieser Heilige, der auf den ersten Blick so gar nichts mit Ihrem Fest zu tun, Ihnen allen nutzen könnte.

Zuallererst ist da heute vom Leiden die Rede. Das liegt bei einem Märtyrer auf der Hand. Aber auch bei Ihnen. Warum gibt es den Malteser Betreuungsdienst? Weil es das Leiden gibt. Die acht Elende dieser Welt. Nicht nur Hunger und Krankheit, Schuld und Unglaube, nein. Auch Heimatlosigkeit, Verlassenheit, Gleichgültigkeit, Lieblosigkeit: alles, was Sie bei Ihren Besuchen vorfinden.

Der Ordensstifter, der selige Gerhard, glaubte an die Zukunft. Nüchtern und hoffnungsvoll. Er wusste ganz nüchtern: Der Mensch ist frei und schwach und nicht selten boshaft. Deswegen wird es solches Elend immer geben. Aber eines Tages wird die Zeit enden und die Ewigkeit wird sein. Im Himmel wird Ihr Dienst nicht mehr gebraucht werden. Bis dahin aber unbedingt. Verlassenheit, Gleichgültigkeit, Lieblosigkeit, Einsamkeit, Hilflosigkeit, zählen zu den Leiden dieser Welt. Und Sie kämpfen dagegen an. Vielleicht ist es nützlich, wenn Ihnen das an Ihrem Festtag neu klar wird.

Als Zweites ist – verstörend genug, ich weiß – die Rede von der Geringachtung des eigenen Lebens. „Wer an seinem Leben hängt, verliert es.“ Und Jesus wird noch drastischer: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein.“ Ich mag die Offenheit Jesu. Er reißt uns Christen aus der Routine und den müden Selbstverständlichkeiten, die eine Gefahr für jedes Werk sind. Das Evangelium am Fest des hl. Ignatius erinnert Sie an ein Grundgesetz des Zusammenlebens: Wer nur an sich denkt, steht am Ende allein da. Wenn einer loszieht, anderen zu helfen und dabei vor allem für sich gewinnen will, kommt ein falscher Ton hinein, der jeden Besuch, jedes Gespräch verstimmt. Nur der, der losgeht und entschlossen ist: Jetzt bin nicht ich wichtig, sondern der andere, nur der macht es gut. Nur der macht es wie unser Herr.

Das Dritte an Ihrem Fest und dem des hl. Ignatius ist die Verheißung. Verheißung bedeutet einmal: Das hier ist nicht alles. „Unsere Heimat ist im Himmel“, schreibt Paulus. So befreiend! Verheißung meint auch: Was wir hier tun, hat einen Sinn und wird belohnt. Christus wird „unseren armseligen Leib verwandeln in die Gestalt seines verherrlichten Leibes. In der Kraft, mit der er sich alles unterwerfen kann.“ Das bedeutet: Es wird gut.

Zwei Verheißungen: Es gibt mehr als das hier. Und: Es wird gut. Wenn Sie diese beiden Verheißungen mitbringen zu denen, die sie besuchen, dann müsste doch jeder Ihrer Besuche sein wie ein Licht. Und das ist dann der wahre Grund zu danken. Nicht dass der Malteser Betreuungsdienst 50 Jahre besteht, sondern dass er Menschen Hoffnung bringt. „Darum steht fest in der Gemeinschaft mit dem Herrn.“

 Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

 

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