Allerheiligen 2014
Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes
„Sollen wir denn alle heilig werden?“ So kann man fragen, wenn der Pfarrer wieder gar keine Ruhe gibt… Die Antwort ist ja. Eindeutig. „Der Sinn unseres Lebens ist es, uns in Liebe mit Gott zu vereinen.“ So steht es im Katechismus (Youcat). Und im Brief an die Epheser heißt es: Wir sollen zur „Wohnung Gottes“ werden. Das bedeutet, heilig sein.
Die Lehre ist eindeutig, von Anfang an. Aber sie ist nicht angekommen. Daran ist die Kirche auch selbst schuld. Lange Zeit haben die Pfarrer, Prediger und Lehrer Heiligkeit zur großen Ausnahme erklärt und den Weg dahin so beschrieben, dass keiner ihn gehen möchte. Wer will schon werden wie eine lebende Gipsfigur mit Leidensmiene? Auch hier gilt: Wir müssen zurück zu den Anfängen. Die ersten Christen waren genau deswegen so anziehend für viele, weil sie Gott liebten und ihren Nächsten. Das bedeutet, heilig sein.
Heiligkeit ist immer eine Antwort. Das Erste ist die Berufung zur Heiligkeit. Gott ruft uns. Wir hören ihn, sagen ja und verwirklichen unsere Berufung. „Sei heilig!“ Das sagt Gott jedem Menschen. Erst recht jedem Getauften. Und manche geben ihm tatsächlich Antwort. „Ja. Ja, mach aus mir einen Heiligen. Ich will mitmachen.“
„Mach aus mir einen Heiligen“, das bedeutet nichts anders als: Mach, dass ich gelinge. Dass ich nicht verderbe, nicht verloren gehe, sondern so werde, wie Gott mich gedacht hat. Gelungen ist ein Mensch, wenn er liebevoll ist. So sieht das Gott.
Die Welt sieht das anders. So kommt es, dass viele Heilige in den Augen der Leute ziemlich verunglückte Existenzen sind. Welcher Vater wünscht sich, dass sein Sohn ein Heiliger wird? Heilige, das sind junge Mädchen, die keiner beachtet; Kranke, die nichts leisten können; junge Männer, die im Kloster verschwinden, um nie mehr gesehen zu werden; Gelehrte, die nie reich werden; Kinder, die nicht zählen; Ehefrauen, die durchhalten; Männer, die ihrem Gewissen folgen und dafür aufgehängt werden; Menschen, die Alte pflegen, während die anderen Karriere machen… Und sie alle werden dabei: glücklich. Das Leben mit Gott macht nicht unglücklich.
Es gibt Heilige in jeder Epoche, mit jedem Temperament, in jeder Situation. Die Heiligen sind viele, weil jeder Menschen lieben kann und es viele Arten der Liebe gibt (Eremit; Gründerin). „Eine große Schar aus allen Nationen und Sprachen: Niemand konnte sie zählen.“ Die meisten Heiligen sind unbekannt – gerade sie werden heute gefeiert. Die Heiligen, das sind unzählige Frauen und Männer und Kinder, weil in den letzten 2000 Jahren unzählige Menschen von Christus begeistert waren. So wird man heilig: Indem man Christus nachgeht. Heiligwerden heißt: sich an Jesus orientieren. Nicht an Konventionen, nicht an Traditionen, nicht an den eigenen Vorlieben, an Ihm.
Das bedeutet nichts anderes als sich selbst immer wieder überschreiten. Immer weiter, in seine Arme hinein. Heiligkeit ist: sich bewegen. Etwas tun. Sich nicht treiben lassen. Nicht zappeln und auch nicht resignieren. Und nicht immer nur das Minimum. Heilig ist das ruhige, einfache Tun.
Sie wollen es praktischer? Ein gutes Programm der Heiligkeit ist: Glauben, Hoffen, Lieben. Alle drei führen uns über uns selbst hinaus, und darauf kommt es an.
Noch ein Dreischritt zur Heiligkeit, den jeder tun kann: Busse, gute Werke, Gebet.
Busse heißt, das Schwere im Leben akzeptieren, ertragen. Nicht wie ein ergebenes Schaf, sondern aufrecht. Heilige sind die, „die aus der großen Drangsal kommen“, heißt es in der Lesung. Wer heilig werden will, kann nicht immer nur am Strand liegen. Jeder trägt irgendeine Schuld und hat etwas gut zu machen. Also muss er Busse tun. Für die eigene Schuld – oder stellvertretend für andere.
Gute Werke – das muss man nicht erklären. Jedes gute Werk verändert die Welt (Kinder).
Beten. Nicht plappern, nicht an einem Programm festhängen, auch nicht immer nur bitten, sondern auch anbeten. Beten heißt ganz einfach mit Gott sein.
Das Ich, die Welt und Gott: Das sind die drei Spielfelder der Heiligkeit.
Das wäre der große Erfolg dieses Festes: Dass alle hier es übers Herz brächten, zu Gott zu sagen: Mach, dass ich heilig werde.
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