Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Fest des seligen Gerhard, 13. Okt. 2014

22/10/2014 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Ein Kranker wird geheilt.

Ein Mann verlässt seine Heimat.

Eine Gemeinschaft findet zusammen.

Ein Haus wird gebaut.

Ein Kampf wird geführt.

Was hat das alles zu bedeuten?

 Nichts, würden viele sagen. Es gibt Fakten, es gibt Ursachen und Wirkungen, aber es gibt keinen Sinn. Menschen werden geboren, sie tun etwas, sie sterben. Es gibt nur den Einzelnen. Der glaubt, es gebe eine Welt, ein Ganzes. Aber das sind nur Ideen, die aus der Angst geboren sind. Aus der Angst, allein zu sein. Sie sagen: Hinter den Ideen ist nichts. Kein Sinn.

Als Gerhard über die Mauern der belagerten Stadt Jerusalem schaute, sah er die Feinde. Die Feinde, das waren Menschen, die dachten wie er. Alle diese Menschen, – die auf der einen Seite der Mauer und die auf der anderen Seite – , glaubten fest an einen Sinn.

Heute sind die Feinde von damals Verbündete. Wir Christen sind einem gläubigen Mohammedaner näher als einem supersmarten New Yorker, der mit Nahrungsmittelpreisen spekuliert und dabei Hungersnöte in Kauf nimmt. Heute stehen die Gläubigen gegen die Nihilisten.

Aber die Front wankt. Sie wankt, weil viele lieber mit dem feschen Spekulanten am Tisch säßen oder ihn als Schwiegersohn hätten als den frommen Mohammedaner.

Das Fest des seligen Gerhard stärkt die Reihen. Wir glauben, gegen den Rest der westlichen Welt: Menschen sind mehr. Der Mensch, den wir sehen, ist immer mehr als sein Aussehen, Stand oder Wissen. Er ist ein Bild Gottes. Wir glauben: Der Orden, den der selige Gerhard gegründet hat, dient der Erlösung dieses Menschen.

Der Orden besitzt Häuser und hat eine Verfassung, eine Regierung (für die wir beten), er hat Werke und Finanzen, er hat gekämpft und wurde besiegt, er umsorgt Kranke, er hilft überall, wo Elend ist in der Welt…  und alles das hat eine göttliche Dimension. Daran zu erinnern, ist das Fest der Kirche da. Die Reihen stärken!

Erinnerung, das ist nicht alter Plunder in der Vitrine. Hier ist Erinnerung machtvolle Vergegenwärtigung. Diese Messe ist (wie jede andere) Erinnerung an Jesus Christus: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Und damit bewirkt sie Gegenwart. Der Herr wird gegenwärtig. Macht des Göttlichen, nicht Machenschaft des Menschen.

Weil Gerhard glaubt, und seine Leute mit ihm, und wir heute, weil der Selige daran glaubt, kann er aufbrechen, bauen, gründen – und verschwinden.

Die alten Sagen zeigen uns den Ritter als den Fremden, der zieht von Kampf zu Kampf auf der Suche nach der wahren, reinen Liebe. Man weiß nicht, woher Gerhard stammte; in Jerusalem jedenfalls war er ein Fremder. Haben Sie keine Angst, den anderen fremd zu sein!

Gerhard wird uns geschildert als tatkräftig, weitblickend, fromm, mitreißend. Er selbst hat nichts getan, um an einem solchem Bild zu arbeiten. Er war einfach so. Gerhard arbeitet nicht an seinem Image. Keine Briefe, keine Bilder, keine Dekorationen, kein Grabmal. Wer so handelt, ist eine Null – oder einer, der glaubt, dass da jene andere Dimension ist. Gerhard erhöht nicht sich selbst. Er wird „wunderbar erhöht“ – im Dienen (Tagesgebet). Das zählt. Das geht, denn er sieht im Menschen das Abbild Christi.

Gerhard, ein Herr, wird Diener. Andere sind jetzt die Herren, die „Herren Kranken“. Sie werde mit Ehrerbietung behandelt. Das kann er, weil da diese Dimension ist, die die Welt nicht sieht und nicht kennt. Weil er weiß: Nicht ich heile, nicht ich diene. Christus heilt, Christus dient. „Und in keinem anderen ist das Heil zu finden.“

Gerhard gründet. Das kann nur der, der an die Zukunft glaubt. Der Christ glaubt an die doppelte Zukunft: an das Elend der Welt und an den Himmel. Der Mensch ist frei und schwach und oft böse. Deswegen wird es das Elend immer geben. Der Mensch ist frei und oft gut und stark. Deswegen kann er etwas tun gegen das Elend der Welt. Und eines Tages wird die Zeit enden und das Elend wird enden und es wird Ewigkeit sein. Die große Gemeinschaft der Heiligen.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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