Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Gregor der Große (Promesse Graf Christoph Calice)

14/09/2012 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes.Papst Gregor der Große wäre auch ohne Glauben groß geworden. Aber nicht heilig. Heute werden vielleicht ein paar Katholiken heilig – aber groß? Dieser Festtag stellt die Frage nach der Heiligkeit (jede Messe tut das). Er stellt auch die Frage nach Größe. Nach unserer Position in dieser Welt. Schon das Evangelium stellt diese Frage. Jesus sagt seinen Jüngern ja nicht: Die Frage nach Rang und Größe soll euch nicht interessieren, sondern er sagt: Es gibt diese Frage. Aber sie löst sich anders, als ihr es gewohnt seid. „Bei euch aber soll es nicht so sein…“ Auch die Lesung, die die Kirche für das Fest dieses Papstes und Kirchenlehrers ausgewählt hat, bringt Selbstbewusstsein und Demut zusammen. Da ist die Rede von Licht, das „in unseren Herzen“ aufleuchtet. Von einem „Übermaß an Kraft“. Und dann ist da die Gestalt des Heiligen. Am 3. September 590 wurde dieser Mann zum Papst gewählt: Gregor I. Für 14 Jahre Bischof von Rom. Aus bester Familie; exzellente Ausbildung; Karriere als Politiker. Dann Mönch. Und nun Papst. Der Kaiser ist weit weg, in Konstantinopel; die irrgläubigen Langobarden sind nahe; Rom ist allein: Gregor muss Politik machen. Und er ist kein Mann, der in die Frömmigkeit oder hinter Klostermauern flüchtet. Er ist fromm; er lebt im Kloster; er betet; er denkt nach, er schreibt, er feiert achtsam die Liturgie. Und macht große europäische Politik: Rom, England, Spanien, Italien. Und organisiert großartig und großherzig die Fürsorge für die Armen. Gregor ist ein Heiliger und ein Großer der Geschichte. Wo Heiligkeit nur noch im Verborgenen stattfinden darf; wo sie nicht anders auftreten darf als bescheiden; wo sie nur noch für die etwas ist, die in dieser Welt nichts geworden wären – da hat die Kirche etwas verloren, was sie zur Zeit des hl. Gregor noch hatte.
Wie situieren wir uns in der Welt von heute? Eines ist klar, immer und zu jeder Zeit: Wer in die Ordnung des Glaubens eintritt, der muss anders denken. Eine völlige Aussöhnung, eine komplette Angleichung an die Welt kann es nicht geben. Das ist die Situation. Wie sollen wir diese Situation angehen?
Das Ordensgebet der Malteser-Ritter spricht von Verteidigung. Verteidigung des Glaubens. Warum nicht Angriff? Wie soll der groß werden, der nur wartet, auf den Angriff des Feindes? Der nur verteidigt? Der also nie beginnt und nie gestaltet?
„Wir sind die Toten, weil wir eingewilligt haben in eine gedächtnislose und gemeinschaftslose Welt von Technik, Büros, Beton, billigen Vergnügungen und Gehorsam.“ George Orwell, 1984. – Gehorsam wohlgemerkt nicht Gott gegenüber, sondern Mechanismen und Märkten. Die Menschen begegnen den harmlosesten Regeln der Kirche mit Misstrauen und offenem Widerstand – und nehmen die Strukturen, die sie wirklich zwingen, mit dumpfer Ruhe hin. Der Satz Orwells beschreibt unsere heutige Lage; diese moderne Welt, das, was das Leben für die Mehrheit geworden ist. Das, was wir angreifen müssen!
Die Lesungen dieses Festes geben uns den Weg des Angriffs vor: mit Eifer, der nicht erlahmt; wirken ohne Arglist, offen für die Wahrheit. Christen sind Herren, die dienen; zerbrechlich, aber mit einem Übermaß an Kraft von Gott. Wir verkündigen nicht uns, sondern Jesus Christus. Das bedeutet nichts anderes als: Der, der verkündigt, hat sich zurückzunehmen. Das ist auch Größe. Er verkündigt nicht, um Freunde für sich zu gewinnen, sondern Freunde für Gott. Eine Frau, die einen Gebetskreis leitet, ein Pfarrer, Eltern, die den Glauben weitergeben: Sie alle sollen nicht an sich binden, sondern zu Christus führen. Wir sollen die, denen wir verkündigen, frei setzen. Für Gott. Es gibt nämlich – ganz einfach – einen Unterschied zwischen uns und Christus. Dieser Unterschied muss vollzogen werden, so nüchtern und brutal wie möglich. Das ist der Unterschied zwischen dem, was wir allein sind und dem, was wir mit Gott sind: „Denn Gott, der sprach: Aus Finsternis soll Licht aufleuchten!, er ist in unseren Herzen aufgeleuchtet.“ Licht werden wir erst in dem Maß, wie wir auf Gott treffen. Ohne Gott sind wir Finsternis. Der Glaube ist Licht, „Übermaß der Kraft“ – aber alles das kommt von Gott. Nicht aus der Tradition, nicht aus unserem guten Willen, nicht aus unserer Intelligenz und Frömmigkeit. Wir sind „zerbrechliche Gefäße“.
Zerbrechliches Gefäß war auch der Papst Gregor. Seine großen Fähigkeiten hätten ihn auch verderben können; er hätte einer der Fürchterlichen der Geschichte werden können. Weil er sich aber unter einen noch Größeren stellte, wurde er heilig und seine wahre Größe kam von Gott. Mit ihr hat er die Welt gestaltet: der herrscherliche Christ.
Zum mündlichen Vortag bestimmt, verzichtet der Text auf exakte Zitierung und Angabe von Quellen. Er bleibt Eigentum des Autors. Jede Veröffentlichung und Vervielfältigung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. C. Martin

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