Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Requiem für Herrn Walter Götz

24/06/2025 


Die Predigt zum Anhören

Requiem für Herrn Walter Götz
Predigt in Zimmern St.-Michael am 24. Juni 2025

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Ich staune immer wieder über das Leben. Wer hätte geahnt, verehrte, liebe Frau Götz, damals an der Brottheke, dass wir einmal an solchem Tag beisammen sein würden? – Das Leben ist seltsam und rätselhaft, oft wunderschön, dann schmerzlich und auch grausam, manchmal ein großer Kampf, manchmal ein glücklicher Friede. Es gibt Momente, in denen alles gut ist. So ist das Leben. Vom Tod hingegen wissen wir nichts. Wir wissen gar nicht, was das ist, der Tod. Es kann uns ja keiner sagen.

Bevor er ein Zimmerer wurde, war Ihr Mann (Ihr Vater) ein Birkenfelder. 1940 wurde Walter Götz dort drüben geboren, der Jüngste in einer Familie mit drei Kindern. In Birkenfeld hat er die Volksschule besucht, dann ging es auf die Landwirtschaftsschule in Marktheidenfeld. Einige Jahre hat er auf dem Hof der Eltern mitgearbeitet, danach zwei Jahre im Würzburger Bürgerspital als Unimog-Fahrer. 1970 fing er als Kraftfahrer in der Martinsbräu an und blieb dort bis zur Rente: vom Jahr 1970 bis zum Jahr 2000! So viele Tage, so viele Stunden! 1971 heiratete er seine Frau Gudrun; heuer im August wären die beiden 54 Jahre verheiratet! Diese Ehe war ein Geschenk, an jeden der beiden. Auch ein Geschenk an uns alle. Die beiden zusammen zu sehen, hat mir, und gewiss vielen anderen auch, das Herz gewärmt. Menschen werden uns gegeben. Wir haben sie nicht gemacht und nicht erstanden; sie kommen auf uns zu (und sei es aus Birkenfeld). Wir besitzen Menschen nicht. Sie sind uns geschenkt oder auferlegt, immer nur für eine Zeit.

Zwei Kinder hat Gott Ihnen beiden geschenkt, die Töchter Tanja und Michaela. Dann zwei Enkel, Tim und Jana. Ich lese in Ihrem Text (Danke sehr für die Zeilen!): „Die größte Freude waren ihm seine Enkelkinder, die er gerne um sich hatte und mit denen er gerne lachte.

Ich bin sicher, die beiden haben viel von ihrem Großvater gelernt, vieles, was fürs ganze Leben bleiben wird. Die Großeltern sind so wichtig!

Die zwei Enkel waren aber nicht die einzige Freude in Walter Götz‘ Leben. Ihre Bescheidenheit ehrt Sie, aber Sie hätten ruhig schreiben können, dass auch die drei erwachsenen Frauen der Familie, Ehefrau und Töchter, eine große, große Freude in seinem Leben waren. Dann war da noch sein geliebter Garten. Den hat er gehegt und gepflegt. Und er ging gerne zum Wandern in die Berge; später hat er auch die Liebe zum Meer entdeckt. Walter Götz war gerne in der Natur. Und so wie ich ihn kenne, war es für ihn ganz klar, dass all das – die Obstbäume im Garten, das Maintal hier in Zimmern, die Berge und das weite Meer – von einem guten Gott erschaffen ist.

Sie schilderten mir Ihren Vater und Ihren Mann als ruhig und auch lustig. Kein Mann, der sich in Ansprüchen überhebt, sondern einer, der glücklich ist, wenn seine Familie glücklich ist. Der sich wünscht, dass es gerecht zugeht in dieser Welt, angefangen am Arbeitsplatz, unter den Kollegen.

In diese Richtung ungefähr werden unsere Erinnerungen an Walter Götz gehen. Jeder von uns wird noch etwas ganz Persönliches dazugeben. Es beginnt jetzt die Zeit, in der die Erinnerungen reifen. Es ist jetzt an uns, sie zu erhalten und weiterzugeben. „Ewig unvergessen“ oder ähnlich heißt es in vielen Traueranzeigen. Ewig ist in dieser Welt gar nichts. Gegen das Vergessen gibt es nur ein Mittel: erzählen. Erzählen Sie von ihm! Im Haus, bei der Feuerwehr, in Zimmern, auch in der Brauerei. Zur Not schreiben Sie’s auf.

Zuerst müssen wir aber mit seinem Sterben zurechtkommen. „85, das ist doch ein schönes Alter“, sagen die Leute. „Wenigstens hat er nicht lange leiden müssen.“ Oder, auch sehr beliebt: „Die Zeit heilt alle Wunden.“ Das alles ist natürlich nicht falsch. Trotzdem hilft es nicht. Man kann einen Verlust ganz vernünftig erklären, aber manchmal ist das Vernünftige einfach ein Blödsinn. Weil es mit dem Schmerz nicht rechnet.

Den Schmerz und die Trauer kann man sich nicht einfach fortdenken. Ich bezweifle sogar, dass sie je vergehen. Der Schmerz mag sich wandeln oder verbergen, aber er bleibt für immer in der Nähe.

Ist das Leben also grausam? Ist Gott grausam? Warum das alles? Darauf gibt auch der Glaube keine Antwort. Das Warum bleibt in dieser Welt ohne Antwort. Wenn ich aber stattdessen frage: Wozu? Wozu soll das alles gut sein, dann zeigt mir der Glaube einen Weg. Der Schmerz ist nicht sinnlos, er hat eine Botschaft für uns. Der Schmerz ist eine Arbeit, die uns aufgegeben wird. Die Trauer um einen lieben Menschen zeigt uns, dass das Gewohnte nie sicher ist. Der Friede ist nicht selbstverständlich, keine Sekunde lang. Der Schmerz verunsichert uns. Gu!. Im Schmerz rufen wir nach Veränderung; es soll ja nicht so bleiben. Die Bereitschaft zur Veränderung ist die Chance.

Wer mit dem Tod umgehen muss, fragt sich in den stillen Stunden: Soll ich Gott, der so viel verspricht, nicht alles vor die Füße werfen? Der Tod ist die letzte Versuchung. Es geht um dann die Frage: Glaube ich wirklich? Glaube ich, dass das Leben trotz Leiden, Katastrophen und Tod einen Sinn hat? Da wird der Mensch gefragt: Willst du dich trotz Tod auf Gott verlassen? Glaube ist mehr als ein Taufschein oder eine Meinung zu Gott. Glaube ist die Zusage des Menschen zu Gott.

Gott hat gegen den Tod unseres Bruders (!) Walter nichts unternommen, so scheint es. Warum tut Gott nichts gegen unseren irdischen Tod? Weil er Größeres mit uns vorhat. Das Ziel Gottes ist die Besiegung des Todes in einer neuen, endgültigen Schöpfung. Unser Bruder wird ganz neu.

Und wir? Haben wir Geduld? Vertrauen wir?

Glaube zeigt sich in der beinahe sturen Geduld, die zum dunklen, unbegreiflichen Gott sagt: „Ich glaube an dich, dir zum Trotz.“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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