Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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7. Sonntag im Jahreskreis – Predigt in Bischbrunn

19/02/2023 


Die Predigt zum Anhören

7. Sonntag im Jahreskreis
Predigt in Bischbrunn am 19. Februar 2023

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Wer dich bittet, dem gib!“ Jesus sagt das. Nicht beiläufig, sondern in der Bergpredigt. Die ist das Grundgesetz seiner ganzen Lehre. „Wer dich bittet, dem gib!“ Machen Sie das? Ich nicht. Ich denke nicht daran, jedes Seminar zu halten, um das man mich bittet, womöglich ohne Honorar. Und der jungen, gesunden Bettlerin, die von mir fordert: „20 €!“, wenn ich ihr eben drei gegeben habe (in Wien erlebt man das oft), der erfülle ich ihre Bitte ganz bestimmt nicht. Ich nehme ihr die drei Euro wieder ab. Bin ich also ein schlechter Christ? Ich bin ganz bestimmt ein schlechter Christ und ein Sünder dazu. Aber nicht, weil ich mich nicht immer an dieses Wort Jesu halte.

„Und wieso denkst du, dass das okay ist?“, fragen die misstrauischen Esselbacher und kritischen Bischbrünner. Meine Antwort: „Jesus hält sich doch selbst nicht dran!“

„Sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen“, bittet einer Jesus. Jesus jagt ihn fort (s. Lk 12,13). „Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und fragen nach dir“, sagen die Leute zu Jesus. Wissen Sie, was er antwortet? „Wer sind meine Mutter und meine Brüder? Wer den Willen Gottes tut, der ist für mich Bruder und Mutter.“ Fall erledigt, die Verwandtschaft bleibt draußen.

Ist Jesus also ein Windradl, sagt er mal dies, mal das?

Jesus ist ein Mann mit Widersprüchen. Bei den Leuten, die keine Widersprüche haben, sammeln sich Fanatiker, kalte Psychopaten oder Hohlköpfe. Scheidet für Jesus alles aus. Jesus ist ohne Sünde, aber er hat Widersprüche. Das Evangelium ist voll von Widersprüchen; die Kirche steckt in Widersprüchen bis zum Ende der Zeiten.

Das Leben selbst ist voller Widersprüche, und die, welche die Widersprüche auflösen wollten, endeten allesamt als Terroristen: die protestantischen und katholischen Inquisitoren oder Robespierre in Paris, 1794 oder Lenin oder Hitler. Was ist „Reinrassigkeit“ anderes als der Versuch, Widersprüche auszurotten?

Können wir das, was Jesus im heutigen Evangelium sagt, also gleich wieder vergessen? Sicher nicht.

Was passiert, wenn man diesem Evangelium folgt? „Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand. – Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, halt ihm auch die andere hin! – Wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, lass ihm auch den Mantel!“ Was passiert, wenn man sich an das hält? Man macht nicht mit. Man steigt aus. Man steht drüber. Einer will Ihr Hemd, Sie werfen noch den Mantel hinterher – und lassen ihn stehen. Wenn Sie sich wehren, wenn Sie streiten, wenn Sie vor Gericht ziehen, wenn Sie zurückschlagen, stecken Sie mittendrin. So aber… Ende. Von Jesus heißt es einmal: „Und er ging weg aus ihrer Mitte.“ Gleich mehrmals heißt es von ihm: „Er gab keine Antwort.“ Damit ist die Luft raus. Die anderen keifen, regen sich auf, schreien rum, wollen etwas – Jesus lässt sie stehen. Ruhe.

Ist Jesus arrogant? Ich denke nicht. Er ist königlich. Das ist nicht dasselbe wie arrogant. Seien Sie also auch königlich. Souverän. Nobel. Cool. Jedenfalls nicht kleinlich. Seien Sie klug. Jesus kann offenbar das Wichtige vom Unwichtigen unterscheiden. Das ist klug. Was wird am Ende wichtig sein? Der gewonnene Erbstreit und vier Äcker mehr – oder die wahre Liebe zu den Menschen in ihrem Haus und zu Gott?

Lassen Sie sich Streit nicht diktieren. Sagen Sie dem anderen: „Wir werden streiten, aber wir erst dann, wenn wir es beide wollen. Jetzt will ich nicht streiten.“ Streiten Sie um Wichtiges. Das Zahnbürstel falsch herum im Glas ist nicht wichtig. Und vielleicht ist das Ende des Konflikts wichtiger als dass ich Recht bekomme.

Wenn Sie Lust haben zu streiten, fragen Sie sich: Will der andere den Streit auch? Geht der Streit um etwas Wichtiges? Kann der Streit etwas verbessern oder wird er für die Katz sein? Will ich nur Recht haben? Kann der andere überhaupt verstehen, was ich will? Kann er etwas ändern? Hat er die Kraft für den Streit oder überfordere ich ihn?

Geht es in diesem Evangelium also nur um Klugheit und den lieben Frieden? Da ist mehr. Da steht noch ein wichtiger Satz. „Tun das nicht auch die Heiden?“ Übersetzt: die Leute. Sie werden es nicht gerne hören, aber offenbar will Jesus, wieder einmal, dass wir Katholiken es anders machen als die Leute. Die Leute müssen sich durchsetzen; die Leute denken endlich auch mal an sich; sie hören auf ihr Bauchgefühl, und in der Regel sagt das Bauchgefühl: Lass dir nichts gefallen! Die Leute erziehen ihre Kinder dazu, auch wieder Leute zu werden. Ich halte die Leute für… nicht so cool. Jesus hingegen… So anders! So viel besser! Gehen Sie lieber ihm nach als den Leuten. Sie sind doch Christen!

Geht es also darum, besser zu sein als die Leute? Noch einmal überrascht uns Jesus. „Seid vollkommen wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.“ Das sprengt jetzt jeden Rahmen. Unser Maßstab soll der Vater im Himmel sein. Mit seinen Worten macht Jesus das Leute-Leben auf. Und jetzt verstehen Sie: Wenn wir nicht einsteigen in kräftezehrenden Blödsinn, in aussichtslose, unnötige Streitereien, dann sparen wir Energie. Lebensenergie. Dann haben Kraft für Gott.

FÜRBITTEN

Zelebrant: Die Liturgie und das Beten brauchen Stille. Deswegen halten wir heute nach jeder Fürbitte eine kurze Gebetsstille. Also keinen Ruf, sondern in Stille beten. Bei der Sache sein und vertrauen.

Lektor*in
„Seid heilig,
denn ich, der Herr, euer Gott, bin heilig.“
Wir beten um die Sehnsucht nach Heiligkeit. – Stille
Wir beten um heilige Kommunionkinder. – Stille

„Du sollst in deinem Herzen keinen Hass gegen deinen Bruder tragen.“
Wir beten um die Bereitschaft zur Versöhnung. – Stille

„Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid?“
Wir beten um Achtung vor uns selbst. – Stille
Wir beten um Achtung für jeden, der uns begegnet. – Stille

„Ihr aber gehört Christus.“
Wir beten für alle, die ihren Platz in der Welt suchen. – Stille

Wir beten für die, die erwachsen werden. – Stille
Wir beten für die, die alt werden. – Stille
Wir beten für die, die nicht reden können. – Stille
Wir beten für die, die nicht schweigen können. – Stille
Wir beten für die Seele Wladimir Putins. – Stille
Wir beten für unseren Bischof. – Stille
Wir beten für die Toten, deren Familie längst erloschen ist. – Stille

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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