Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Aschermittwoch – Predigt in Oberndorf

22/02/2023 


Die Predigt zum Anhören

Aschermittwoch
Predigt in Oberndorf am 22. Februar 2023

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Geben Sie mir einen guten Grund, die Fastenzeit zu halten. Man könnte sich ja auch einfach nicht darum scheren. Also, einen guten Grund! Rauchen kostet, Rauchen ist ungesund, also sechs Wochen lang keine Zigarette. Noch ein guter Grund: Ich habe echt vier, fünf Kilo zu viel. Also weniger Süßes. Und noch einer: 40 Tage lang nur wirklich nötige WhatsApp-Nachrichten, das muss doch zu schaffen sein; ich bin doch nicht der Sklave meines Smartphones. So haben Sie schon drei Gründe, die Fastenzeit zu halten.

Nur sind das leider keine guten Gründe. Vielleicht für Lieschen Müller oder Max Mustermann, aber nicht für Katholiken und Katholikinnen.

Für Katholiken geht es in der Fastenzeit um drei Dinge. Um das Vorbild Jesu, der 40 Tage lang in der Wüste gefastet hat. Eine Fastenzeit ohne Christus ist Unsinn. Es geht zweitens um Hilfe für die Armen. Und es geht drittens um Buße. Für Zigis, Schokolade und Kurznachrichten ist da gar kein Platz.

Haben Sie es also falsch gemacht in den letzten Jahren? Vielleicht. Aber das ist nicht schlimm. Die Einsicht „das war falsch, das war nichts“ kann ein Befreiungsschlag sein: Dann mache ich es diesmal anders. In der Kirche lernen Sie ein anderes Fasten kennen als in der Frauen-Zeitschrift oder im Main-Echo.

„Was machen Sie heuer in der Fastenzeit?“, wird man in diesen Tagen oft gefragt. Dann zählt man was auf, und der andere zählt was auf. Ich stehe dabei und frage mich: Wozu? Mir ist an dieser Stelle schon unbehaglich, denn ich bemerke, dass niemand sagt: „Ich werde in der Fastenzeit mehr beten.“ Das geht nicht; das sagt man nicht. Christen sprechen nicht darüber, dass sie beten. Das ist sehr, sehr seltsam, nicht wahr?

Und am Ende, nach sechs Wochen? Da haben es die einen geschafft, sie haben durchgehalten, und die anderen sind gescheitert. In der Regel gehöre ich zu letzteren. Ich scheitere mit meinen Vorsätzen und ärgere mich. Über was genau ärgere ich mich? Über mich selbst. Es geht also um mich. Das nennt man „Egoismus“. Jesus fastet nicht, um sich selbst etwas zu beweisen. Nicht, damit er dann stolz sein kann auf sich selbst. Warum fastet Jesus? Das Evangelium sagt nichts über seine Gründe, aber wir dürfen annehmen, dass er 40 Tage lang Stille, Einsamkeit und den Hunger und Durst der Wüste aushält, um sich vorzubereiten. Fasten zur Vorbereitung auf eine große Aufgabe: sein öffentliches Wirken [1]. M. a. W. er fastet für seinen Vater im Himmel und für uns. Wir Katholiken fasten, um uns vorzubereiten auf ein großes Fest. Ostern. In diesem Punkt ist die Liturgie dieser Zeit ganz klar: Fasten ist Vorbereitung auf Ostern. Nicht Vorbereitung auf die Badehosen-Figur. Verzichten Sie also meinetwegen auf die Tafel Schokolade, aber nicht um schlank zu werden, sondern zur Vorbereitung auf Ostern. Sagen Sie sich das vor, bei jedem Fasten-Opfer: „Das mache ich für das Osterfest!“

In noch einem Punkt sind die Lesungen und Gebete dieser sechs Wochen sehr klar: Die Fastenzeit ist dazu da, den Armen zu helfen. Arm sind Kriegsopfer und Erdbebenopfer. Aber auch alleinerziehende Mütter am Ende ihrer Kraft, Kranke, die Angst haben; alte Frauen, die verlassen im Pflegeheim sitzen. „Die Oma versteht eh nichts mehr.“ Es gibt so viele Arme. Und so viele Leute kümmern sich in der Fastenzeit nur um sich selbst. „Fasten macht mich so klar und durchlässig!“ Und schlank!

Der Rat des Seelsorgers an alle, die traurig und niedergeschlagen sind, „depressiv“: Helfen Sie anderen. Tun Sie „gute Werke“. Das heilt. Sie werden sich selbst nicht wiedererkennen.

Letzter Punkt. Die Fastenzeit der Kirche ist der Buße zugeordnet. Wir büßen jetzt für unsere Sünden. Das sagt man natürlich gar nicht mehr. „Sünden“ und „Büßen“ sind die Unworte der zeitgemäßen Seelsorge. Sei’s drum. Es sind auf jeden Fall Worte der Bibel, das ist es, was zählt.

Wir machen Fehler – mit Gott, mit den anderen, mit uns selbst – und haben deswegen etwas gut zu machen. Fehler macht man gut. Die Buße ist das Zeichen dafür, dass mir etwas leidtut und ich es wieder gut machen will. Sie haben Ihre Frau gekränkt und bringen ihr Blumen mit: eine Buße. Ein Zeichen der Wiedergutmachung.

Dann gibt es noch die, die keine Sünden haben. „Ich habe keine Sünden. Ich habe ja keinen totgeschlagen.“ Wirklich? Beginnt die Sünde erst beim Totschlag? Wer tatsächlich findet, er mache keine Fehler, der kann immer noch stellvertretend für andere büßen. Die Großmutter, deren Enkel Blödsinn anstellt, kann ihre Kreuzschmerzen für den Enkel tragen. „Der eine trage des Anderen Last“, sagt Paulus. Viele Menschen machen etwas falsch, tun schreckliche Dinge und wollen es oder können es nicht wieder gut machen. Für diese Menschen kann man Buße tun, stellvertretend, – genauso wie man auch stellvertretend für andere beten kann. Ihre Kinder beten nicht? Beten Sie doch an ihrer Stelle.

Jesus spricht im heutigen Evangelium vom Verborgenen. „Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“ Eine Fastenzeit des Verborgenen also. Das Vorbild Jesu, die guten Werke, die Buße. Verbergen Sie sich, werden Sie still. Reden Sie nicht über Ihre Fastenopfer, zeigen Sie sie nicht her. Läutern Sie so Ihr Inneres. Ihr Verborgenes. Dann kann zu Ostern der Auferstandene eintreten.

[1] Invitatorium des Stundengebetes vom Aschermittwoch: „Christus, der Herr, wurde für uns versucht und hat für uns gelitten; kommt, wir beten ihn an!“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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