8. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C), 27. Februar 2022
8. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C), 27. Februar 2022 Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Bis letzten Donnerstag behaupteten die meisten: Jeder soll leben, wie er es für richtig findet. – Wir dürfen niemanden verurteilen. – Jeder Konflikt lässt sich lösen, wenn man mit einander redet. – „Feinde“, das gibt es nicht. Schon gar nicht in der Kirche. Und „Gesindel“ sagt man nicht. Ich sage nicht oft „Gesindel“. Manchmal aber doch. Man kommt der Erziehung ja nie ganz aus. Für meine Eltern waren die meisten Priester „Pfarrerle“. Es gab „Neureiche“. Ganz schlimm. Es gab „bessere Leute“ und „einfache“ Leute. Einfache Leute waren anständige Leute; reiche Leute waren eher suspekt. Es gab „Herren“ und „Damen“. Ein echter Herr hielt sich gerade und war anständig, in seinen Geschäften und den Frauen gegenüber. Eine echte Dame war nicht „madamig“; vielleicht fromm, aber keine „Betschwester“. Und neben all dem gab es das Gesindel. Ohne Geld oder mit viel Geld. Da war die Welt noch in Ordnung. Inzwischen habe ich gelernt, genauer hinzusehen und mir nicht allzu viel einzubilden. Ich habe Respekt vor den großen Namen der Geschichte, aber nicht vor jedem, der einen solchen Namen trägt. Ich achte darauf, ob jemand Herzenstakt hat. Ob er ein feiner Mensch ist. Ich weiß, dass feine Menschen manchmal in sehr kleinen Häusern leben. Und ich finde, es gibt Gesindel. Strache hielt ich immer für Gesindel, dann Thomas Schmid und was Putin betrifft, genügte es mir schon immer, sein Gesicht anzuschauen und zu sehen, wie er sich einrichtet. Schon dieser Tisch…! Eigentlich reicht es ja zu wissen, woher einer kommt: Hinterhof plus organisierte Kriminalität plus Geheimdienst, das kann nichts werden. Mich hat der letzte Donnertag nicht überrascht. Ich persönlich habe also Gegner. Schon immer. Seit dieser Woche ist klar, dass es einfach töricht ist zu sagen wie neulich ein auswärtiger PGR: „Gegner, das ist doch ein Muster aus längst vergangenen Zeiten.“ Dieser Meinung kann man vielleicht sein, wenn man sein Leben lang nur auf den Straßen von Hadres unterwegs war und nie die Zeitung liest. Und nie das Evangelium. Jesus hatte Gegner. Jesus kam nicht bei einem Fahrradunfall ums Leben. Nun sind wir aufgewacht. Seit Donnerstag stehen wir mitten im Leben. Wo man eben nicht jeden Konflikt lösen kann, wenn man nur miteinander redet. Heute, Sonntag, hören wir, wie die Bibel uns sagt: Schaut hin! Prüft den Menschen! Denn es ist nicht alles gut und nicht alles gleich gut. Menschen prüfen. Man muss aber wissen, wie das geht. Wie machen Sie das, bei Ihren Kindern? Wie sagen Sie denen: Nimm dich in Acht vor den und den Leuten. Ich würde meinen Kindern sagen: Schaut nicht nur darauf, welches Auto einer fährt, welche Handtasche eine hat und welches Haus. Schaut auch darauf, wie sie mit ihren Konkurrenten umgehen. Ob sie den Armen helfen. „Im Sieb bleibt, wenn man es schüttelt, der Abfall zurück. Genauso entdeckt man die Fehler eines Menschen, wenn man über ihn nachdenkt.“ (Sie wissen, dass über einen Menschen nachdenken etwas anderes ist als einen Menschen zu verurteilen.) In der Lesung aus dem Alten Testament heißt es weiter: „Die Erprobung des Menschen geschieht in der Auseinandersetzung mit ihm.“ – „Lobe keinen Menschen, ehe du nachgedacht hast…“ Und das Evangelium gibt die Regeln dazu. Sehr einfache. Aus gesundem Menschenverstand. „Es gibt keinen guten Baum, der schlechte Früchte bringt, noch einen schlechten Baum, der gute Früchte bringt. Jeden Baum erkennt man an seinen Früchten.“ Achten Sie also darauf, was ein Mensch bewirkt, was er in die Welt setzt. Eine große Hütte? Oder macht er andere Menschen glücklich? Wovon und wie spricht er, wenn es gemütlich wird? „Denn wovon das Herz überfließt, davon spricht der Mund.“ Was kommt zum Vorschein, nachts um elf? Sie wissen, dass Menschen Anerkennung brauchen, manchmal wenigstens. Sie wissen, dass ohne das Schweigen Gott nicht zu finden ist. Sie wissen, was ein shitstorm ist? Ein Schnellgericht. Die Masse verurteilt den Einzelnen. Ohne Befragung, ohne Gnade, für immer. Und Sie wissen, was ein Freund ist und was ein Feind? Wenn Sie es nicht sicher wissen, dann ist das ein gutes Zeichen. Denn dann haben Sie verstanden, dass hier kein sicheres Terrain ist. Manchmal ist alles klar, manchmal ist vieles offen. Deswegen brauchen wir den Rat der Heiligen Schrift, immer wieder. Denn was wäre die Alternative? Nur unseren Instinkten folgen? Nur den Moden? Alles gleich finden? Geht das noch? Man kann mit Gesindel reden, natürlich. Man kann mit ihm Geschäfte machen. Aber man sollte ihm besser nicht trauen. Und man sollte immer wissen: Es gibt Schurken in dieser Welt. So wie es Schlampen gibt (weibliche und männliche) und verbrecherische Priester. Lehren Sie die Kinder, hinzusehen und nicht zu erschrecken. Putin und seine Freunde leben in einer anderen Welt und in einer anderen Zeit als wir. In deren Welt zählen Vertrauen, Verständigung, Verträge nichts. Da gilt nur das Gesetz des Dschungels. Die Welt, wie Putin und Trump sie sehen, gehört dem Stärksten (Sie haben mitbekommen, dass Trump den Einmarsch in der Ukraine „genial“ und „smart“ fand?). Das Gesindel findet: Regeln, welche die Schwächeren zu schützen, sind nur etwas für die Naiven. Die Naiven, das sind wir, die Christen. Ja, und die Liebe? Wie ist es mit dem Gegner und der Liebe? Nun, Sie sollen das Gesindel nicht hassen. Sie sollen es nur erkennen und vorsichtig sein. Wir glauben an Gott und an die Auferstehung. Gottesfurcht verleiht Menschenkenntnis. Sie weiß: Wir werden gerichtet. Alle. Wegen des Glaubens an die Auferstehung spielt es eine Rolle, wie wir miteinander umgehen. Wenn es keine Auferstehung gibt, ist alles gleich, jeder frei. Frei, in ein Land einzumarschieren und die Mütter, Kinder, Alten …einfach wegzuwerfen. Dort drüben marschiert der Unglaube. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören