Weihefest der Hauptkirche des Ordens auf Malta (gefeiert am 21.2.2022)
Weihefest der Hauptkirche des Ordens auf Malta (gefeiert am 21.2.2022) Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Kirchweih. Genauer „Weihefest der Hauptkirche des Ordens auf Malta“. Da der Sonntag vorgeht, feiern wir das Ordensfest heuer am Tag danach. Was genau wird gefeiert? Eine bestimmte Kirche? Eine alte Kirche? Der Souveräne Malteser-Ritter-Orden? Mit Leuten, die es so sehen wollten, käme ich nicht weit. Hier nur eine prächtige alte Kirche auf einer Insel drunten im Mittelmeer zu feiern, das wäre mir zu viel Gedankenakrobatik. Denn was, wenn ich ehrlich bin, geht mich diese Kirche an? Über ein bisschen Ehrerbietung käme ich nicht hinaus. Erst wenn ich die ganze Kirche dazu nehme und die Worte der Heiligen Schrift, erst dann kann das Fest gelingen. Das wäre der richtige Weg. Doch auf diesem Weg werde ich sofort gebremst. Die „ganze Kirche“, was genau soll das sein, heute? Ist das die Kirche, der der Malteser-Ritter-Orden angehört? (Denn der Orden existiert ja nur innerhalb der Kirche, nur mit ihr, nie außerhalb, nie gegen die Kirche.) Oder ist es die Kirche des Synodalen Weges? Und die der Priesterbruderschaft in der Minoritenkirche? Und? Oder? Ist es die Kirche von heute? Oder die von vorgestern? Ist es die Kirche des Papstes oder die der Frauen? Ich spüre, dass ich verloren gehe im Wirbel und suche nach einer Stelle, an der ich mich festhalten kann. Hier ist sie: „Wir glauben die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche.“ Die eine Kirche, die einen gemeinsamen Glauben hat und einen Herrn. Christus. Die heilig ist, weil Christus ihr Haupt ist. Die katholisch ist, also vor den Nationen, Rassen, sozialen Schichten und vor jedem Geschlecht. Die Kirche schließlich, die auf die Apostel zurückgeht und gebunden ist an das, was die Apostel geglaubt haben. Deswegen ist das Alter ein wichtiges Element der Kirchlichkeit. Wir feiern die Hauptkirche des Ordens nicht, weil sie kunsthistorisch interessant ist, sondern weil sie alt ist. Wie der Orden selbst alt ist. Damit ist er dem blinden Zugriff der Aktuellen, der „Leute von heute“ entzogen. Sie dürfen mit dem Orden nicht machen, was sie wollen. Alter steht für Treue, für Identität, für Erinnerungen. Was wären Sie ohne Ihre Erinnerungen? Eine Plastikdecke am Küchentisch. Ihre Erinnerungen sind so alt wie Sie. In Ihnen sind die Erinnerungen Ihrer Vorfahren, auch der Vorfahren im Glauben. So ähnlich ist es mit der Kirche. Sie ist alt. Sie beginnt nicht, sie dauert. Wenn man wie jetzt beim deutschen Synodalen Weg den „Zeitgeist“ und den „Glaubenssinn des Volkes Gottes“ gleichberechtigt neben die Heilige Schrift, die Tradition, das Lehramt und die Theologie stellt, wird klar, dass etwas auseinandertreibt. Die Kirche hat den Zeitgeist immer gekannt. Aber hat er aus sich heraus das Recht des Zugriffs auf die Kirche? – Für viele bedeutet „Kirche“ heute nur noch für eine Institution, die entweder radikal umgebaut oder zerstört werden muss. Für uns jedoch ist „Kirche“ der Name für etwas unendlich Kostbares: für den Leib Christi. Kirche ist dort, wo Menschen Christus nachfolgen; am dichtesten dort, wo sie sich in sein Opfer hineinnehmen lassen. Wo das geschieht, ist Kirche; dazu werden Kirchen gebaut und geweiht. Wir hier feiern die ungreifbare, unverfügbare Kirche: einig, heilig, katholisch und apostolisch. Wir haben keine Absichten. Die anderen haben die feste Absicht, den Plan, der Kirche einen Platz in der modernen Gesellschaft zu erobern. Einen Platz, den die Kirche nie hatte (viele glaubten einmal, ihn zu haben, so 1970 herum, war aber nix). Sucht Jesus einen Platz in der Gesellschaft? Will er seine soziale Nützlichkeit beweisen? „Er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe“ (Mk 1,15). Das ist Jesus. Sich auf Christus zu berufen, genügt nicht. Ihm zu gehorchen, das ist der Punkt. Kann es sein, dass Jesus keine Frauen als Priesterinnen wollte? Wo das Nein auf die Frage von vornherein feststeht, da ist die Berufung auf Christus nur noch ein Alibi. Wo alle sich einig sind, dass es kein Priestertum braucht, ist die Berufung auf die Einheit der Kirche nur noch Alibi. Wo das Haus, das wir heute ehren, nur Demonstration einer Macht ist, die wegmuss, da schließen sich die Tore. „Siehe, selbst der Himmel und die Himmel der Himmel fassen dich nicht, wieviel weniger dieses Haus, das ich gebaut habe!“ Die Kirche macht sich die Worte des Königs Salomon zu eigen – und wird so zur Kirche, die sich in die Höhe erhebt und sich hingibt, sich selbst aufgibt in die Weite Gottes hinein. Wenn die Kirche klammert, sich selbst macht, geht sie in die Irre. „Lasst euch zu einem geistigen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft, um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubringen, die Gott gefallen.“ Der Weg geht vom Sichtbaren, Greifbaren zum Geist. In der Taufe wurden wir alle vom Heiligen Geist zu priesterlichen Menschen gesalbt, Frauen und Männer. Christus, der einzige wahre Priester, gab sich selbst, die „reine und makellose Gabe“ und trug uns auf: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ Jeder hier hat etwas, das ihm kostbar ist. Wünsche, Sorgen, Erinnerungen, Menschen, Dinge, die ihm gehören… Das alles können wir geben, zusammen mit Christus, dem Hohepriester. Aus allem, was uns kostbar ist, können wir jene geistigen Opfer machen, „die Gott gefallen“. Das ist der Gottesdienst, zu dem die Kirchen des Ordens geweiht wurden. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. 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