Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Montag der 8. Woche im Jahreskreis, 28. Februar 2022

28/02/2022 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Ihr Glaube. Wie steht’s um den? Verdient Ihr Glaube Lob? Herrlichkeit und Ehre? An jenem Letzten Tag?

Wird Christus unseren Glauben loben? Ich werde kleinmütig bei diesem Gedanken; ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Katholiken können so stolz sein, Ritter können sich so sicher sein. Ich packe das nicht. Was ist mein Glaube wert? Anders gesagt: Wie kann ich gerettet werden? Von Rechts wegen bin ich verloren. Dies ist eine der Gewissheiten meines Lebens.

Anderes Thema. Starke Gefühle – wo haben Sie die? Am Hochsitz? Am Steuer? Wenn Sie ausgezeichnet werden? Wenn Sie Ihre Enkel sehen?

Hierzulande wird der Glaube nicht mit starken Gefühlen in Verbindung gebracht. Hier in der Malteserkirche auch nicht. Wir sind doch nicht bei Emmanuel oder Loretto… Hier sind Maß, Ordnung, Nüchternheit… Die Jahrhunderte haben den Stein ganz glatt geschliffen.

Im heutigen Evangelium geht es allerdings anders zu. Da läuft einer. Einer fällt auf die Knie. Jesus liebt einen. Einer ist traurig. Andere sind bestürzt. „Sie aber erschraken noch mehr.“

Wie ist das mit dem Glauben? Braucht er starke Gefühle? Manche sagen nein; andere sehnen sich nach starken Gefühlen. Sie meinen: Wenn ich nichts spüre, dann ist Gott nicht da; dann ist mein Gebet schlecht. Aber ist Gott nicht allgegenwärtig? Was wäre das für ein Gott, der nur dort sein könnte, wo man ihn spürt und fühlt? Es gibt keinen Zustand, in dem Gott nicht gegenwärtig ist.

Am Defizit selbst ändert das nichts. Die Lesung spricht von „lebendiger“ Hoffnung. Der Apostel sagt ihnen: „Deshalb seid ihr voll Freude.“ Sind wir nicht, oder? Ich würde mich freuen, ich wäre voll Bewunderung und dankbar, wenn welche aufstehen könnten und sagen: „Ja! Ja, auch nach zwei Jahren Corona und am fünften Tag eines grotesken, empörenden Krieges bin ich voll Freude!“ Ich fände sie ja richtig, diese Freude. Ich wüsste aber auch, dass Petrus eine andere Freude meint als die, die wir empfinden, wenn endlich Freitagabend ist und die Woche bestanden. Welche Art von Freude ist in Ihnen? Freuen sich die Ritter am Orden? Oder an ihrem Glauben?

„Gottes Macht behütet euch durch den Glauben“, schreibt Petrus. Durch den Glauben. Nicht durch Gefühle. Gott behütet uns, nicht unsere Werke, nicht unsere Empfindungen. Zwischen Ihnen und Ihren Werken, Ihnen und Ihren Gefühlen ist doch ein Unterschied!

Gott kann die Sehnsucht schenken, das Richtige zu tun. „Was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?“ Gott kann Trauer schenken: die Traurigkeit über das eigene Scheitern. Gott kann die Zuneigung zwischen zwei Menschen schenken. „Da sah ihn Jesus an.“ Gott kann das Entsetzen schenken. „Sie aber erschraken noch mehr. Und sagten zueinander: Wer kann dann noch gerettet werden?“ Gott kann uns all das tun und geben, aber er muss es nicht. Wir haben kein Recht darauf. Wir haben vor Gott nur ein einziges Recht: Das zu bekommen, was es braucht, um gerettet zu werden. Weil wir seine geliebten Kinder sind. Diese Gnade, die heiligmachende Gnade, wird jedem Menschen gegeben. Jesus starb für alle. Doch wie viele hielten aus bei ihm?

„Jesus sah sie an und sagte: Für Gott ist alles möglich.“ Viele Jahre verstand ich dieses Wort als eine Art schrägen letzten Trost: Naja, Gott ist ja auch noch da, oder so. Erst heute geht mir auf, was Jesus da auch sagt.

Er sagt: „Ihr, ihr scheitert. Ihr könnt es nicht.“

„Für Menschen ist das unmöglich.“ Das bedeutet doch, wenn man an dieser Stelle innehält: Ihr scheitert. Und sagen Sie nicht, das sei Ihnen fremd. Vergangenen Donnerstag ist eine ganze Welt gescheitert.

Bevor der Trost greifen kann, braucht es die vollständige Bankrotterklärung. „Eines Tages muss man sich ergeben“, sagte mir mein Prior im Kloster vor vielen Jahren. Und bis heute leiste ich Widerstand. So viel zu meinem Glauben. Und Ihrer?

Sich ergeben, zugeben, dass man es nicht kann – „für Menschen ist das unmöglich“ – das ist, wenn Sie schon etwas leisten wollen, die einzige Leistung des Glaubens. Jener unmerkliche, vielleicht unspürbare Moment, wo unter aller Bedrängnis von außen, in der Angst oder den Sorgen (ganz wie Sie wollen) dieser Tage, wo unter allen Zwängen und Unfreiheiten, die uns die Gene, die Geschichte, das Milieu, vielleicht sogar die Chemie und die Physik auferlegen, wo unter all dem der Mensch die Möglichkeit hat zu sagen: Ja, ich glaube. Jener einzige, unendlich feine und wahre Moment der Freiheit.

Wollen Sie das konkreter? Bitte sehr: Ob unser Leben vor Gott etwas taugt, können wir nicht beurteilen. Gott urteilt. Wir sollen handeln und darauf vertrauen, dass unsere Mühe nicht vergeblich ist. „Denkt daran, dass im Herrn eure Mühe nicht vergeblich ist“ (1 Kor 15,58). Zweite Lesung des gestrigen Sonntags. –  Solche Sätze erfordern oft mehr Glauben als jeder Artikel des Credo.

Fällt Ihnen übrigens die Ruhe Jesu auf? Um ihn herum Aufregung, Sehnsucht, Bestürzung, Traurigkeit… Er selbst bleibt ruhig. Königlich. Er sagt seinen Jüngern das, was zu sagen ist. „Für Menschen ist das unmöglich. Aber nicht für Gott.“ Und diese Männer, die vor Entsetzen beinahe vergehen, hören ihn und bleiben. Vielleicht ist es das: einfach bleiben.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

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