Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Freitag der 5. Osterwoche 2025

23/05/2025 


Die Predigt zum Anhören

Freitag der 5. Osterwoche
Predigt am 23. Mai 2025 in Hafenlohr

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Die Liebe macht den Leuten Angst. Angst, es zu vergeigen. Angst, dass es zu groß wird, unberechenbar. Also denken sie: Die große Liebe ist was für unreife junge Leute. Dann wird man vernünftig. Und es reicht schon, wenn man nicht allein auf dem Sofa sitzt.

Über Liebe muss man nicht viel nachdenken, denken die Leute. Sie ist einfach da oder einfach weg. Die Leute denken über Beziehungen nach: Habe ich jetzt schon eine Beziehung oder nur eine Affäre? Warum habe ich keine Beziehung? Würde eine Therapie helfen? Über die Liebe denken die Leute nicht nach. Keiner fragt: Wie groß muss die Liebe sein? Die Leute denken auch nicht über die Treue nach. „Ein Seitensprung und ich bin weg!“ Misst man Treue wirklich nur am Sex?

Die Leute fragen nicht: Was muss ich tun für die Liebe, was muss ich lassen?

Ist doch klar, dass ein Vater seine Kinder liebt; da muss man nicht viel fragen. Ist das wirklich so klar?

Ob einer liebt oder nicht, ist sowieso nicht wirklich wichtig. Geht auch ohne Liebe, denkt sich der Karriere-Mensch.

In der Liebe zu wachsen, immer noch tiefer zu lieben: Das ist doch Leistungsdruck, denken die Leute. Lustig: Bei Sportlern ist „immer noch besser“ okay, bei Paaren nicht. Paare müssen nicht in der Liebe wachsen.

Diese Selbstverständlichkeiten im Denken der Leute machen es schwer, über die Liebe zu sprechen. In der Kirche sowieso.

Natürlich rechnet jeder damit, dass es um „Liebe“ gehen wird, wenn der Pfarrer anfängt. Und um „Frieden“. Und um „Solidarität“ und gegen „Ausgrenzung“. Also um Gedöns. Dass die Priester wirklich etwas von der Liebe verstehen, glaubt kein Mensch.

Ich will wissen, wie das geht: richtig lieben. Auch ohne Partner. Kann ich in der Kirche die Liebe erfahren? Sind die Pfarreien liebevoll? Eher nicht. Kann ich die Liebe Gottes erfahren? Nicht immer einfach; Gott kann sehr fremd sein. Aber in der Kirche etwas vom Leben verstehen lernen, das sollte gehen: Wir haben das Evangelium.

In beiden Texten der heutigen Messe finden Sie Hinweise, die Ihnen zeigen, wie das geht: eine liebevolle Beziehung. Die Lesung erwähnt das Gespräch. Menschen haben es schwer miteinander, also reden sie. Klingt banal, ist aber in der Wirklichkeit da draußen offenbar wahnsinnig schwer. Was genau ist so schwer daran, mit einander zu reden? Haben Sie Angst, dass sich etwas verändern könnte, wenn Sie einander zuhören?

In der Lesung geht es auch um die richtige Entscheidung. Die braucht es ja, um einen Konflikt beizulegen und der Liebe aufzuhelfen. Man kann auf Dauer nicht nicht entscheiden. Bei der richtigen Entscheidung soll es, so die Lesung, um die „die notwendigen Dinge“ gehen. Ein guter Maßstab. Unterscheiden zwischen Quatsch und dem, was wirklich notwendig ist. Diesen Unterschied zwischen wichtig und unwichtig kann man herausfinden. Gemeinsam.

Das Evangelium spricht im Zusammenhang mit der Liebe vom Gehorsam, vom Handeln, vom Wissen. Liebe braucht Kenntnisse, Wissen über den anderen, Interesse für ihn. Sie braucht Entscheidungen und Taten: Fruchtbarkeit.

Und natürlich braucht sie auch Gehorsam. Wie soll eine Beziehung funktionieren, in der es nur darum geht, dass sich einer durchsetzt? Sie wissen doch: Es ist ein Unterschied zwischen dem Kasernenhof-Gehorsam und dem Gehorsam eines Paares. Er hört auf sie, sie hört auf ihn. Ich will, was der andere will. Das ist Einheit.

Im Evangelium vorhin gab es noch einen Hinweis, den wichtigsten: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“ Hingabe also. Ungebräuchliches Wort, aber extrem wichtige Sache. Gerade in dieser Ego-Zeit.

Sind in einer Beziehung die beiden Partner einander Freunde? Ein Freund ist der, der dir gut will. Der Freund will das Gute für den anderen. Gibt es Hingabe des einen an den anderen? Dann hat die Liebe eine Chance.

Hingabe bedeutet: von mir selbst weggehen können.

Hingabe geht nicht ohne einen Schritt auf den anderen zu.

Was ist das Gegenteil der Hingabe? Sture Selbstbehauptung. Sich durchsetzen, um jeden Preis.

Wer sich hingibt, gibt etwas von sich selbst her. Wenn du vertraust, geht das. Hingabe ist eindeutig etwas anderes ist als kühle oder mürrische Pflichterfüllung. Hingabe ist einfach schöner.

Das sieht jetzt nach tiefen Gedanken und großen Worten aus, aber letztlich geht es um ein einfaches Tun. Es geht z. B. darum zu bleiben. „Ich bleibe bei dir“ statt „ich muss jetzt auch mal an mich denken“.

„Ich diene“ statt „ich nehme“. Nachts um drei aufstehen und ein schreiendes Kind beruhigen oder den kranken alten Vater versorgen, das ist Hingabe. Das Kind ans Smartphone zu setzen oder den Kranken in seinem Dreck liegen lassen, das ist keine Hingabe.

Was macht die Welt besser? Ich weiß, da wimmelt es schnell von Floskeln, von Versagen sowieso, aber für mich steht fest: Hingabe macht die Welt besser. Erträglicher. Heiterer.

FÜRBITTEN

Vater im Himmel, wir sind müde. Hilf uns, dass wir nicht aufgeben.

Wo ist die wahre Liebe? In Hollywood oder im Evangelium?
Heiliger Geist, lehre uns zu unterscheiden.

Geht es nur um mich? Oder geht es um den anderen?
Heiliger Geist, lehre uns zu unterscheiden.

Von Anfang an gab es Konflikte in der Kirche.
Heiliger Geist, lehre uns, auf gute Weise zu streiten.
Lehre uns, wie das geht: Frieden machen.

Wir beten für unsere Pfarrgemeinden…
Für die Kommunionkinder und die Firmlinge…
Für unsere Kranken…
Für die droben im Julius-Echter-Heim.

Wir denken an unsere Toten und geben Sie in die Hand des Vaters.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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