Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Opfer und Sterben – Vortrag bei den Ordensexerzitien in Stift Schlägl

08/03/2025 


Die Predigt zum Anhören

Opfer und Sterben
Vortrag bei den Ordensexerzitien in Stift Schlägl, 07. bis 09. März 2025

Opfer und Sterben

Aus den Vorträgen bei den Ordensexerzitien in Stift Schlägl, 7. bis 9. März 2025

Fragen Sie sich manchmal, warum es so schwer fällt zu opfern? Eine Antwort könnte sein: Opfern ist ein schlechtes Geschäft. Besser: Es ist gar kein Geschäft.

Ich habe neulich gelesen: Wenn im Brahmanismus[1] „jemand beim Opfern auch nur daran dachte, eine Gegenleistung von den Göttern zu bekommen, war das Opfer ruiniert, er konnte wieder von vorne anfangen zu opfern.“ – Den Menschen scheint es, dieses Beispiel drückt es aus, schwer zu fallen, etwas zu geben und nichts dafür zu erwarten. Wir sind von Haus aus Geschäftsleute.

Vielleicht haben Geschenk, Gabe und Opfer gemeinsam, dass sich eine Hoffnung mit ihnen verbindet, anders als beim Tausch. Wenn ich tausche, erwarte ich zu Recht, dass der andere mir etwas Gleichwertiges zurückgibt. Beim Geschenk kann ich nur hoffen. Und diese Hoffnung kann wie jede echte Hoffnung, enttäuscht werden.

Zusätzlich schwierig, ja schmerzhaft wird es, weil man sich beim Schenken immer selbst mitschenkt.[2] Beim Opfer ist man persönlich involviert. Wer das Risiko fürchtet, wird das Opfer nicht schätzen. Opfern ist ein schlechtes Geschäft.

Warum fällt es so schwer zu opfern, war die Frage. Mir scheint, ich habe noch eine Antwort gefunden. Vielleicht finden Sie sie übertrieben, aber einen Versuch ist es wert.

Opfer bedeutet, sich selbst weggeben. Was aber ist der große Moment des Sich-selbst-weggebens? Das Sterben. Das Opfer, das Opfer Christi zumal erinnert ans Sterben. Vielleicht ist dies der wahre Grund, warum die meisten Menschen es vermeiden, ins Spital zu gehen und den Kranken Zeit zu opfern: Sie wollen nicht an den Tod erinnert werden.

Wie auch immer, ich erinnere Sie an dieser Stelle daran, dass wer getauft wird, in der Taufe mit Christus stirbt (um mit ihm zum neuen Leben zu erstehen – Röm 6,4-11), dass der Christ mit Christus gekreuzigt wird (Gal 2, 20 „Ich bin mit Christus gekreuzigt…“). Die Verbindung von Opfergabe und Sterben gehört zum christlichen Denken. Und eigentlich müssten wir Christen anders mit dem Tod umgehen als der Rest der Gesellschaft. Warum? Sehr einfach: Weil wir an die Auferstehung glauben.

[1] Eine frühe Religion des indischen Subkontinents, dominierte die religiöse Praxis dort zwischen ca. 800 und 500 v. Chr.  Der Buddhismus hat hier seine Wurzeln. „Im Zentrum des Brahmanismus stehen ‚Opfer‘ oder Opferrituale, ein hochkomplexes System, das auf einem magischen Verständnis beruhte und das korrekte Ausführen in den Mittelpunkt des religiösen Geschehens rückte.“ (Wikipedia)

[2] ZEIT-Magazin 18. Dez. 2024.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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