Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Fest der Heiligen Familie

28/12/2024 


Die Predigt zum Anhören

Fest der Heiligen Familie

Predigt in Marienbrunn am 28. Dezember 2024

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Man sagt „Krippenspiel“. Richtiger wäre „Heilige-Familie-Spiel“. Es geht ja um Jesus, Maria und Josef, nicht um ein Trumm aus dem Stall. Nur, welche Eltern sähen ihr Kind gerne im „Heilige-Familie-Spiel“? So christlich, so peinlich!

Vorweihnachtszeit. Wie seit vielen Jahren inszeniert eine Frau der Pfarrei wieder das Krippenspiel. Und steht plötzlich im Kampf mit einer Schlachtreihe von Müttern. „Aber meine wollte die Maria spielen!“ Die Frauen kämpfen für ihr Kind; damit ihr Kind die Rolle der Jungfrau Maria gewinnt. Sie merken, was da nicht stimmt: Hier Maria, die Muttergottes und dort das unerbittliche ICH. Mein Kind! Wenn ich solche Geschichten aus dem wahren Leben höre, greift düstere Verzweiflung nach mir, wirklich. So etwas unter Christinnen! Wenn ich mich wieder beruhigt habe, weiß ich, einmal mehr: Torheit und Bosheit wohnen nicht nur in den höheren Etagen, wie die Leute gerne meinen. Bosheit und Torheit sind überall. Natürlich auch in mir.

Wir müssen über die Heilige Familie reden. Warum heilig? Warum ein Vorbild? Das alles ist so lange her, wir sind so anders als diese drei, wäre da es nicht besser, beim Krippenspiel zu bleiben und gerührt zu sein? Tut ja niemandem weh. Nur die Regisseurin sitzt heulend in den Kulissen, die blöde Kuh.

Das Evangelium zeigt uns ein wenig, wie diese Familie war. Normale Leute, die die alten Bräuche feiern. Sie pilgern einmal im Jahr nach Jerusalem. Josef und Maria sind keine „Helikopter-Eltern“: „Der Junge wird bei den Verwandten sein…“ Aber sind sie Eltern, die sich Sorgen machen, die Jesu wegen in helle Angst geraten. Sie sind Eltern, die sich von ihrem pubertierenden Kind eine Abfuhr holen: „Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist?“ M. a. W.: „Ihr kapiert nichts. Es gibt Wichtigeres als euch.“

Josef und Maria erkennen, dass es Seiten ihres Kindes gibt, die ihnen fremd sind. Dann kehrt der Junge mit ihnen nach Hause zurück und ist ihnen gehorsam. Sie alle wissen: Gehorsam, auf den anderen hören, das erhält die Gemeinschaft der Familie, der Pfarrei und sogar die Gemeinschaft des Landes. Hier, in dieser Stunde, bin ich Ihnen gehorsam. Ich mache hier nicht mein Ding.

Ein Paar, das zusammenhält, das nicht alles neu erfinden muss, das sich Sorgen macht; ein Kind, das langsam selbstständig wird. Nachdenklichkeit, also Stille („Maria bewegte all das in ihrem Herzen“). Und ein Glaube, dem aufgeht, dass Gott Ansprüche und Rechte hat, dass Gott manchmal Beziehungen stört, dass man Gott nicht erklären kann. Wer gläubig ist, darf nicht damit rechnen, von allen verstanden zu werden. Die Kraft, das auszuhalten, sollen moderne Eltern ihren Kindern geben. – Taugen diese drei Menschen als Vorbild für Sie? Mindestens als Trost, wenn es Ihnen einmal ähnlich geht.

Es geht um Konflikt, um Trennung und Wiederannäherung. In diesem Evangelium und später, bei der Hochzeit in Kana gibt es barsche Bemerkungen vom Sohn zur Mutter. Sie wissen hoffentlich, woher ein bitteres Wort kommt: nicht unbedingt aus einem üblen Charakter oder schlechten Manieren. Menschen werden auch barsch, wenn sie am Ende ihrer Kräfte sind. Oder weil sie Angst haben. Sie sind schüchtern, fassen sich ein Herz, sagen endlich, was ist, aber der Ton wird schief. Nicht schlimm, Jim. Ein barsches Wort ist kein Grund, wochenlang beleidigt zu sein.

Maria kann damit leben, auf den zweiten Platz verwiesen zu werden. Sie kann aber auch im „Magnificat“ von sich selber sagen: „Von nun an preisen mich selig alle Geschlechter!“ Diese Frau vereint Stolz und Demut. Wundervolles Gleichgewicht!

Hätten die Krippen-Mütter nicht an diese Frau denken und sich fragen können:  Ist es wirklich so wichtig, dass meine Tochter die Maria spielt? Geht es um das Kind oder um mich?

Hätten sie ihrem Kind nicht sagen können: „Ich hätte mich so gefreut, wenn du die Maria gespielt hättest, aber, weißt du, man gewinnt im Leben nicht immer, das ist nicht schlimm. Gönne es dem Mädchen, das die Maria spielen wird. Sei nicht neidisch, sondern großzügig, das macht dich noch hübscher.“ Man muss nicht immer im Mittelpunkt stehen; hin und wieder gibt es noch bessere als uns. Können Sie sich vorstellen, dass Joseph beleidigt war, als Maria ihm seinen Lebensplan verdarb? Als die Drei Könige Jesus Geschenke brachten, ihm aber nicht?

Vielleicht kommen viele Konflikte in den Beziehungen daher, dass die Leute meinen, Liebe bedeute einen Anspruch auf den anderen. „Ich liebe dich, also schuldest du mir Zeit…“ Dabei ist Liebe in Wahrheit der Wunsch, dass es dem anderen gut gehe. Und der Wille, dazu etwas beizutragen.

Alles das kann man lernen; man nennt das „Lebenserfahrung“ oder „Klugheit“. Dazu braucht es guten Willen, Interesse für andere Menschen und Vorbilder. Was lernen die Mädchen im Krippenspiel von ihren Müttern? „Setz dich durch!“ Das wird die Gesellschaft, in der man gerne leben möchte, wo alle sich durchsetzen. Uuh.

Das war’s über die Familie. Zum Schluss noch über die Heilige Familie. Diese Familie geht in die Kirche (den Tempel). Sie betet. „Sprachlosigkeit ist das Ende der Liebe.“ Gilt auch fürs Beten. Sie ist auf Gott ausgerichtet. Diese Menschen glauben, aber sie praktizieren den Glauben auch. Warum ist das so schwer, zusammen ein Tischgebet zu sagen, sonntags zusammen in die Messe zu gehen und so der armen Gemeinde zu helfen?

Sehen Sie, ich für meinen Teil habe einen Saucharakter (Chor). Wenn es überhaupt eine Besserung gibt, dann wegen der Gnade und der guten Vorbilder. Suchen Sie sich, dies mein Rat, gute Vorbilder, seien Sie selbst solche, beten Sie und empfangen Sie die Sakramente, Beichte und Kommunion. Dort wird Ihnen die Gnade geschenkt, die Kraft, gute Menschen zu sein und zusammen heilige Freundschaften, Partnerschaften, heilige Familien.

FÜRBITTEN

Für uns Christen ist jetzt Weihnachtszeit. Bis nach Dreikönig noch!
Das offene Herz entdecken. Freundlichkeit, Verzeihung, Hilfsbereitschaft…
Stille.

Wir beten um Frieden. Stille.

Wir beten in Stille für die Familie und Freunde unserer Nachbarn.

Wir beten in Stille für die Alten in unserer Familie.

Und für die Jugendlichen.

Auch für die Kinder und Babys.

Wir beten für die, die alleine leben müssen.

„Alle staunten über seine Einsicht und seine Antworten.“
Wir beten um Priester und Theologinnen, die lesen, studieren, beten und die Gemeinden auf kluge und heilige Weise führen.

Wir beten für die in den Krankenhäusern, für die, die nach Neujahr mit Untersuchungen und Behandlungen beginnen.

Um Segen für das Heilige Jahr, dass der Papst ausgerufen hat und um Schutz für alle Pilger.

Wir schenken Gott unsere Toten, besonders die, die 2024 gestorben sind.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

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